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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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bin. Ich denke schon, dass Onkel Luigi seine Freude nicht gespielt hat, wenn er uns sah, er hat sie bloß ganz einfach in Kraft umgewandelt. Das Prozedere war immer das gleiche: Er öffnete die Haustür, stieg in seinen direkt davor geparkten Wagen und fuhr die fünf Meter bis zu unserem Auto. Dann stieg er aus, beugte sich, so gut es ging, zu uns Jungs hinunter und zwickte uns mit seinen Schaufelradbaggerhänden in die Wangen. Das Positive für mein weiteres Leben war, dass mich dieses Kneifen so abhärtete, dass ich fortan bei jedem Zahnarztbesuch auf Betäubungen verzichten konnte. Nach dem Kneifen folgte das spielerische Tätscheln der Wange, was unsere akkurat gescheitelten Kinderfrisuren in freche Yeti-Looks verwandelte. Abgeschlossen wurde die Begrüßung durch herzhaftes Auf-den-Rücken-Schlagen mit der flachen Hand. Seitdem laufen mir kalte Schauer den Rücken hinunter, wenn ich Leute beim Teppichklopfen sehe.Und genau diese Prozedur durchliefen wir jedes Mal, wenn wir die
famiglia
in Balordo besuchten. Selbst Weihnachten machte da keine Ausnahme. Bei Onkel Luigi wurde eben aus dem Fest der Liebe, man möge mir diesen billigen Kalauer verzeihen, kurzerhand das Fest der Hiebe.
     
    In Italien lieben die Menschen die Vorweihnachtszeit. Das ist in Deutschland ja auch nicht anders. Aber es gibt schon gewisse Unterschiede: In Italien spielen zum Beispiel die Weihnachtskrippen eine große Rolle. In fast jedem Haus gibt es eine, die etwa zwei Wochen vor dem eigentlichen Fest im Wohnzimmer aufgestellt wird. Und auch im Hause meiner
nonna
und meines Onkels war der Tag des Krippenaufstellens ein großer Moment, zu dem alle zusammenkamen. Ich habe schon gesagt, dass das Verhältnis zwischen meinen Eltern und dem sizilianischen Teil des Clans nicht frei von Spannungen war. Darunter litt vor allem mein Vater, für den Harmonie in der
famiglia
von großer Bedeutung war. Und um die leicht aus der Balance geratene Harmonie mit den Seinen wieder ein wenig einzupendeln, beschloss er, dass wir in jenem Jahr eben schon pünktlich zur Krippenschau in Balordo zu sein hätten. Meine Brüder und ich waren damals zwar noch klein, gingen aber alle schon zur Schule.
    «Wie stellst du dir das vor?», fragte meine Mutter.
    «Vorstelle was?», fragte mein Vater zurück, dessen Deutsch trotz vieler Jahre in Deutschland ein wenig fossilisiert war, weil er der Beschaffung des Lebensunterhaltes stets mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte als dem Erlernen einer ihm ohnehin einigermaßen verhassten Sprache: «Habe ich genuge zu tue damite, dass ich stopfe die vier die immer hungerige Maule. Kann ich nix auch noch stopfe die fremde Buchstabe da!»
    Meine Mutter präzisierte ihren Zweifel:
    «Na, wie stellst du dir das vor, dass wir mit den Jungs schon vor den Ferien nach Italien fahren?»
    «Ache, die wasse! Seide ihr in die deutse Lande immer so pingelige! Nehme wir die Bube einfake bissi fruher mit. Wo iste die
problema

    «Das kann ich dir sagen: Das Problem besteht darin, dass wir hier in Deutschland zwei Wochen vor Ferienbeginn nicht in die Kategorie ‹ein bisschen früher› einordnen. Das ist das Problem!»
    «Ah, sei du nix die
pessimista
! Sehe du, werde ich schon schaffe!»
    Am nächsten Tag ging mein Vater dann auch tatsächlich zu unserem Direktor und brachte sein Anliegen vor. Ganz sachlich, wie er betonte, und mit der Unterstützung von fünf Zwanzigmarkscheinen, die er dem Schulleiter in einem neutralen Umschlag über den Tisch schob.
    Das Hausverbot konnte mein Vater verschmerzen, schließlich gehörte das Innere eines Schulgebäudes noch nie zu seinen häufig frequentierten Stätten. Aber dass ihm der Schulleiter damit drohte, die Polizei zu holen, war ihm dann doch des Guten zu viel.
    «
Mamma mia!
Hab ich fur die nix auch noch eine Umeschlage! Bin ich doch keine golde Esel!»
    In Sizilien war es eben das Normalste der Welt, seinem Gegenüber ein paar Entscheidungshilfen mit auf den Weg zu geben, aber unser Schulleiter, ein ordnungsliebender schwäbischer Beamter, machte meinem Vater deutlich, dass er ein solches Vorgehen nicht dulde und sich sowohl den Bestechungsversuch als auch die dreiste Frage, ob seine drei Söhne zwei Wochen vom Unterricht befreit werden könnten, entschiedenverbitte. Das höchste der Gefühle sei ein Tag, und selbst den genehmige er nur auf schriftlichen Antrag und nur bei Sterbefällen.
    Gefahren sind wir dann trotzdem wie geplant am 8.   Dezember. Mein Vater hatte nämlich – in bedenklichem

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