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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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vorgeschriebenen Straucheln an. «Vorsicht!», rief der Weihnachtsmann. «Stolpert bloß nicht! Sonst wacht sie auf!»
    «Das finde ich jetzt falsch», sagte die Mutter des kleinen Mädchens. «Irgendeine Prinzessin muss er doch heiraten.» Es kam nicht dazu. «Husch, husch, zurück in eure Höhle», befahl der Weihnachtsmann den Zwergen. «Und gebt bloß acht beim Tragen!»
    Vergeblich winkte Schneewittchen aus ihrem beschlagenen Glaskasten. Umsonst kreischten die Kinder. Von der anderen Seite humpelte schon eine Hexe herein. Verwirrte Bühnenhelfer schickten jetzt das verfügbare Personal auf die Bühne. «Ah, meine liebe Frau!», sprach der Weihnachtsmann. «Mit ihr will ich ein Pfefferkuchenhaus backen. Vielleicht können wir ein paar hungrige Kinder anlocken!»
    Er hatte kaum noch Rückhalt im Publikum. Etliche Eltern machten Anstalten aufzubrechen. Er hielt es für angebracht, sich direkt an die Kinder zu wenden. «Erst warmen Pfefferkuchen, dann ein kühles Bier!», sagte er. «Denn heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hole ich das Christkind ab. Ach, wie gut, dass niemand weiß, wie ich heiß!»
    «Weihnachtsmann?», wisperte Konrad unsicher. «Rumpelstilzchen!», riefen die anderen Kinder. «Ja, liebe Kinder», sprach der Weihnachtsmann. «Jetzt, zum Schluss spiele ich für euch das Rumpelstilzchen. Denn ich verfüge über Zauberkraft. Ich kann Gold zu Stroh spinnen. Und nun kommt die Überraschung für euch, aber nur für die, die richtig geraten haben!»
    Das kleine Mädchen neben uns rutschte aufgeregt auf dem Sitz hin und her.
    «Für euch, die ihr richtig geraten habt, spinne ich Gold zu Stroh. Bittet also eure Eltern um alles Gold, das sie tragen. Ich nehme Armreife, Broschen, Uhren, Halsketten. Bringt es mir auf die Bühne. Aus diesem Gold zaubere ich speziell für euch reines, trockenes Stroh! Echtes Weihnachtsmannstroh! Kommt, bringt es her zu mir!»
    Die Kinder redeten aufgeregt auf die Eltern ein. Handgemenge entstand. Das kleine Mädchen neben uns zerrte an Armreif und Kette der Mutter. Vor uns, hinter uns, überall wanden sich Eltern wie unter einer Bande kindlicher Gangster. «Ich nehme auch Autoschlüssel und Smartphones!», rief der Weihnachtsmann in den Aufruhr. «Das ist zu viel», ächzte die Mutter neben uns außer Atem. «Das geht zu weit.» Die meisten Eltern hatten sich von den Plätzen erhoben und fuchtelten, als wollten sie Ungeziefer abschütteln. Die Kinder schrien nach Schlüsseln und Gold. Zufrieden und mildtätig, so herzensgut, wie nur ein Weihnachtsmann aussehen kann, betrachtete der Anstifter von der Bühne aus das unermessliche Gemenge und Gewirr und Gezeter.
    Da betrat ein unscheinbarer Herr im Sakko die Bühne. Beruhigend, wenn auch erfolglos hob er die Hände und setzte an, etwas zu erklären, das unterging in Protest und Getümmel. Die Mutter neben uns starrte auf die Bühne. «Das», sagte sie verwundertund gab ihrem handgreiflichen Kind eine Ohrfeige, «ist der Intendant!»
    Dann ging alles sehr schnell. Bühnenhelfer schleppten einen meterlangen blonden Zopf herein, Rapunzels Haar. Das schnappte sich der Weihnachtsmann und warf es dem Intendanten zu. Der wollte fangen, griff in die Luft und rutschte aus. Alle liefen zusammen, um ihm aufzuhelfen. Nur der Weihnachtsmann nicht. Der zog sich rasch und diskret in die Kulissen zurück.
    «Ich dachte, der Intendant hat mitgespielt», staunte die Mutter. «Ich dachte, er hatte die Hauptrolle. Aber dann war das wohl   …» Sie dachte nach.
    «Der Weihnachtsmann», sagte Konrad.
    Und diesmal hatte er recht.
     
    Dietmar Bittrich
lebt als Autor in Hamburg. Er gewann den Hamburger Satirikerpreis und den Preis des Hamburger Senats. Bittrich ist erblich vorbelastet: Sein Urgroßvater gründete 1905 den ersten Weihnachtsmann-Service Deutschlands. Mehr erfahren Sie unter www.dietmar-bittrich.de .

Roberto Capitoni
Krippenspiele in Balordo
    C iao. Mein Name ist Roberto Emilio Francesco Sergio Enzo Leonello Capitoni, und ich bin halbitalienischer schwäbischer Allgäuer. Mit anderen Worten: Ich führe ein Leben zwischen Spätzle und Spaghetti. Mein Papa ist nämlich in den sechziger Jahren als Gastarbeiter aus Italien nach Deutschland gekommen. Eigentlich wollte er ja bis Stuttgart, aber weil seine alte Vespa die Tour über die Alpen nur bis Isny im Allgäu durchgehalten hat, ist er dort klebengeblieben. Das hing sicher auch mit meiner Mutter zusammen, mit der er sich über den Verlust seines geliebten Motorrollers

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