Lustige Streiche mit Hanni und Nanni
anderen hätte sich so gemein verhalten - höchstens vielleicht noch Bettina.
Carlotta zuckte die Achseln und ging weg. Sie mochte zwar Irene nicht besonders, weil sie sie für eine Petze hielt - aber Angelas Benehmen war ihr gänzlich zuwider.
Als Carlotta gegangen war, wandte sich Angela wieder an Irene.
„Nun gut“, sagte sie. „Du hast dich entschuldigt und ich nehme deine Entschuldigung an. Worüber möchtest du mit mir reden?“
„Angela, bitte sag mir doch, was Eddy gewollt hat“, bat Irene. „Hat er dir etwas für mich gegeben?“
„Ja, einen Brief“, sage Angela. Irene wurde vor Aufregung ganz rot im Gesicht.
„Bitte gib ihn mir“, sagte sie.
„Warum sollte ich das eigentlich tun?“, erwiderte Angela. „Ich bin doch keine Botengängerin!“
Irene merkte sofort, dass Angela nur so sprach, um sie zu ärgern. Sie bezähmte die aufkommende Wut und sagte mit aller Freundlichkeit, deren sie fähig war: „Du brauchst es bestimmt kein zweites Mal zu machen. Ich werde es Edgar ausrichten. Aber bitte, gib mir jetzt den Brief.“
„Hör mal gut zu“, sagte Angela, die nun ihre Bedingungen stellte. „Wenn ich dir diesen Brief gebe und außerdem deiner Mutter nichts verrate, dann musst du mir etwas versprechen.“
„Was denn?“, fragte Irene erstaunt. „Ich verspreche dir, was du willst.“
„Schön“, sagte Angela. „Du musst mir versprechen, dass du mich nicht mehr bei deiner Mutter verpetzt. Verstanden? Ich will keine Sachen mehr ausbessern. Ich nähe und stopfe nämlich sehr ungern! Ich weiß, dass du mich schon öfters angeschwärzt hast - und dass ich deshalb Löcher flicken musste, die ich nie gemacht habe.“
„Du darfst nicht so über meine Mutter reden“, sagte Irene.
„Ich tue es aber“, erwiderte Angela. „Wir wissen sehr wohl, dass du uns verpetzt. Mach das bei den anderen, so viel es dir Spaß macht - doch mich lass gefälligst in Frieden. Sonst wird es dir leid tun!“
„Ich petze nicht“, sagte Irene mit zitternder Stimme. „Wenn meine Mutter euch diese Sachen zu flicken gibt, kann ich nichts dafür!“
„Hm“, machte Angela ungläubig. „Ich kann dir nur eines sagen - es ist sehr seltsam, dass die Hausmutter gerade dann einen Berg zerrissener Wäsche zutage fördert, wenn irgendjemand eine Bemerkung über dich fallen ließ. Auf jeden Fall warne ich dich, Irene: Du wirst künftig deiner Mutter nur nette Dinge von mir erzählen - oder ich verpetze dich. Dann erfährt eben deine Mutter, dass Eddy hier war und sie nicht sehen wollte.“
Irene biss sich auf die Unterlippe. Es fiel ihr schwer Angelas lange Rede geduldig über sich ergehen zu lassen. Aber sie hatte keine andere Wahl.
„Ich habe mich entschuldigt, Angela, und ich habe alles versprochen, was du verlangt hast“, sagte sie leise. „Bitte gib mir jetzt den Brief.“
Angela steckte die Hand in die Rocktasche, zog sie aber leer wieder heraus. Sie tat, als hätte sie den Brief verloren, suchte in allen Winkeln und zuckte immer wieder die Achseln. Irene hasste sie wegen dieser boshaften Kleinlichkeit, aber sie wartete schweigend.
Endlich zog Angela den Brief hervor. Irene riss ihn ihr aus der Hand und rannte fort, ohne noch ein Wort zu sagen. Als sie allein war, öffnete sie schnell den Umschlag. Der Brief war sehr kurz.
Liebste Irene,
ich muss dich sehen. Sag aber kein Wort zu Mutter. Wir müssen unbedingt miteinander reden. Kannst du heute Abend vor das alte, kleine Gartentor kommen? Ich warte hinter der Hecke auf dich.
Dein Bruder Eddy
Irene las den Brief dreimal und riss ihn dann in kleine Stückchen. Sie fürchtete, ihre Mutter könnte ihn entdecken und böse auf Eddy sein. Ihre Mutter hatte wenig Verständnis für Eddy. Sie schien nicht viel von ihm zu halten. Dauernd sagte sie, was für hervorragende Fähigkeiten sein Vater besessen habe und wie seltsam es sei, dass Eddy keinerlei Begabung zeige.
Sobald die anderen im Gemeinschaftsraum sind, schlüpfe ich aus dem Haus und treffe mich mit Eddy, nahm sich Irene vor. Armer Eddy! Er muss schon eine Ewigkeit warten!
Als die Mädchen später zusammensaßen, schlich sich Irene davon. Niemand bemerkte es - außer Angela. Sie hatte erwartet, dass sich Irene fortstehlen würde. Deshalb hatte sie sie die ganze Zeit beobachtet.
Wenn Irene ihren Bruder öfters heimlich trifft, kann ich sie auch damit erpressen, dachte sie. Sie ging in das Musikzimmer, von dem aus man den ganzen Garten überblicken konnte, und sah, wie Irene durch den Garten
Weitere Kostenlose Bücher