Lustvolles Erwachen
einer erniedrigenden Situation ausgesetzt, um zu erreichen, dass sie sich gegen mich stellt. Und schließlich, Bischof, wurde ihr Arsen verabreicht. Langsam. Bewusst. Sie wurde als Schachfigur in einem Spiel benutzt, das sie nicht hatte spielen wollen.« Er schüttelte den Kopf, als wäre er noch immer in Gedanken versunken. »Das hat alles so viel Mühe gekostet. So viele Mitstreiter waren involviert. Wir konnten nicht verstehen, warum der Chirurg nicht einfach in der Nacht gekommen ist und mir die Kehle durchgeschnitten hat.«
Er sah, wie Grace zusammenzuckte, aber er konnte im Moment nichts tun. Sein Blick ruhte auf seinem Vater, dessen Miene versteinert wirkte.
»Du meinst, du hast ein unschuldiges Mädchen ruiniert, sie gedemütigt und am Ende vergiftet, um frei zu sein und zu deiner Hure zurückkehren zu können«, klagte der alte Mann ihn an.
»Und dann«, fuhr Diccan fort, als hätte sein Vater nichts gesagt, »bist du völlig unerwartet mit Mutter im Haus meines Cousins aufgetaucht, das ihr sonst nie besucht habt, um mich außer Landes zu bringen. Jeder Mensch mit ein bisschen Verstand fragt sich, warum ihr ausgerechnet diesen Moment gewählt habt, um eure Fürsorge zu zeigen.«
Sein Vater sprang auf. »Du bist der einzige Sohn, der mir noch geblieben ist! Meinst du, ich würde zulassen, dass du zerstört wirst? Meinst du, ich würde zulassen, dass das Monster dich zum Spaß zerstückelt? Ich bin dein Vater ! «
Diccan erstarrte und war so erstaunt, dass er sich nicht rühren konnte. Er sah die Emotionen im Blick seines Vaters, und zum ersten Mal war es keine Verachtung. Es war auch keine Enttäuschung. Es war Verzweiflung.
Diccan konnte es nicht begreifen. Sein Vater machte sich Sorgen um ihn ?
»Und Grace ist nicht von Bedeutung?«, fragte er.
Sein Vater wischte seinen Einwand ungeduldig beiseite. »Sie ist die Tochter eines Soldaten und weiß, dass man für das große Ganze Opfer bringen muss. Und du wärst in Sicherheit gewesen. Dein Ruf hätte ein bisschen gelitten, und du hättest ein paar Jahre auf den Westindischen Inseln verbringen müssen, doch du wärst am Leben gewesen. Verstehst du das nicht?«
Er verstand, und das ungeheure Ausmaß war kaum zu ertragen. Sein Vater meinte das, was er gesagt hatte, vollkommen ernst. Er hatte die Kampagne gegen Grace gestartet, um seinen Sohn vor seinen eigenen Verbündeten zu retten.
Sein Vater war ein Löwe.
»Warum?«, fragte Diccan schließlich. »Was ist der Grund für deinen Verrat am Vaterland?«
»Verrat?«, erwiderte sein Vater zornig. »Ich helfe dabei, das Land zu retten! Siehst du nicht, was um dich herum geschieht? Finanzieller Ruin! Aufruhr in den Straßen! Der Ruf nach einer Revolution! Und wer soll uns beschützen? Dieser verrückte König? Ein unfähiger, lasterhafter Erbe? Whigs, die versuchen, uns ins Chaos zu ziehen, und Tories, die die Gefahr einfach nicht erkennen? Wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird es kein England mehr geben, das verteidigt werden müsste!«
Trauer versetzte Diccan einen heftigen, unvermuteten Stich. »Und um England zu schützen«, sagte er, »würdet ihr einen der größten Führer des Landes ermorden?«
Sein Vater schnaubte verächtlich. »Das Letzte, was man tun kann, ist es, den Prince of Wales ›groß‹ zu nennen.«
Diccan rang seine immer stärker werdende Ungläubigkeit nieder. Sie wollen den Prince of Wales auch ermorden? Ja , dachte er nach einem kurzen Zögern. Natürlich müssen sie ihn beseitigen. Nur so kann Princess Charlotte den Thron besteigen.
»Er spricht von Wellington«, meldete Grace sich von ihrem Platz auf der Couch aus zu Wort.
Diccans Vater drehte sich um, als wäre sie aus dem Nichts aufgetaucht. Diccan war nicht überrascht. Ein Blick in ihre Augen offenbarte die unerbittliche Härte im Innern dieser stillen Frau.
»Wellington?«, entgegnete sein Vater mit einem kurzen Auflachen. »Seien Sie nicht albern, Kind.«
»Der Versuch wird irgendwann vor November ausgeführt«, sagte Diccan. »Ich habe es selbst gehört.«
Zum ersten Mal wirkte sein Vater unsicher. Er sah sich um, als könnte er irgendwo Ermutigung finden. Schließlich griff er mit einer instinktiven Geste, die Diccan gut kannte, an das Kreuz, das er um den Hals trug. Kein Symbol seines Glaubens, sondern Symbol seiner Macht. »Das ist lächerlich. Warum sollten sie das tun?«
Nun zog Diccan eine Augenbraue hoch. »Kannst du dir vorstellen, dass Wellington tatenlos zusieht, wie sein Land angegriffen wird? Kannst
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