Lustvolles Erwachen
hat«, erwiderte er. Er konnte es nicht glauben, aber ihr Haar war noch leuchtender geworden, bis es eine Sonne war, ein Leuchtfeuer, ein Feuersturm, den er aus weiter Ferne erblicken konnte. Und so wie ihr Haar immer mehr an Leuchtkraft gewonnen hatte, war es auch mit Grace passiert. Sie war wie eine Blume, die in fruchtbarem Boden wuchs und voller Kraft erblühte. Es war kein Vergleich mehr zu der ernsten jungen Frau in den grauen Kleidern.
»Sehen Sie sich das nur an«, murmelte Harper neben ihm.
Diccan kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er sah den Mittelgang entlang zur Tür. Ihm stockte der Atem. »Verdammt.« Er lachte leise. »Und ich dachte, ich könnte sie überraschen.«
Er hätte es besser wissen müssen. Wann hatte Grace ihm je die Oberhand überlassen? Trotzdem hatte er geglaubt, sie mit dem türkischen Hochzeitsgewand, das er aufgetrieben hatte, wenigstens beeindrucken zu können. Er hatte geglaubt, dass das Gewand mit der in goldenem und weißem Brokat gefassten Tunika und dem Salwar Eindruck schinden würde. Auf dem Kopf trug er einen weißen Turban mit zwei Reiherfedern, und seine Schuhe waren aus weichem Leder mit aufgenähten Ornamenten. Er trug sogar einen mit Edelsteinen besetzten Dolch an seinem Gürtel. Es war ein befreiendes Gefühl gewesen, die verdammte schwarz-weiße Kleidung beiseitezulegen und sich in Gold zu hüllen. Es war angenehm gewesen. Es war dekadent gewesen.
Nicht so dekadent wie seine Braut.
Grace schritt den Mittelgang entlang, als würde sie schweben. Sie war mit einem mit Gold bestickten roten Sari bekleidet. An den Armen klirrten leise rote und weiße Reifen. Auch ihre Zehen in den Sandalen waren mit Ringen geschmückt. Um ihren Hals trug sie drei Hochzeitsketten, die mit unbezahlbaren Edelsteinen besetzt und aus 22-karätigem Gold waren. Eine goldene Tikka mit Saphiren und Rubinen zierte ihr Haar, und die passenden Ohrringe strichen über ihre Schultern, als sie ging. Diccan konnte das kunstvolle Muster von Henna-Tattoos auf ihren Armen erkennen. Gott, sie sah unübertrefflich aus.
Und dann hob sie die züchtig gesenkten Augen, sah ihn an und begann zu lachen.
»Tja«, begrüßte Mr. Sharp die beiden und blinzelte, »das ist ganz sicher mal ein ungewöhnlicher Aufzug für unsere Kirche.«
»Wie kann ein Mädchen mit solcher Schönheit konkurrieren?«, fragte sie mit leuchtenden Augen, als sie neben Diccan stehen blieb. Die Seide ihres Gewandes strich flüsternd wie ein Versprechen über den Steinfußboden.
Diccan ergriff ihre Hand und hob sie an, um einen Kuss auf ihre Finger zu hauchen. Der Smaragdring der Familie Hilliard funkelte neben seinem Siegelring mit dem Rubin. »Wie kann ein Mann so viel Glück haben, eine so einzigartige Frau an seiner Seite zu haben?«
Er machte keine Scherze. Seine einst so unscheinbare Grace sah in ihren Kleidern exotisch und sinnlich und lebendig aus. Der Sari, der über ihr offenes Haar gelegt war, umrahmte ihr Gesicht, das noch immer zu schmal, zu unauffällig war, um als klassisch schön bezeichnet werden zu können. Doch für Diccan war es ein Gesicht voller Mut, Temperament und Freude. Es war das Gesicht, das er gern in seinen Kindern wiedererkennen und morgens als Erstes erblicken wollte, bis sie eines Tages nicht mehr aufwachen würden.
Tatsächlich war er so verzaubert von ihrem Gesicht, dass ihm beinahe das Vermögen entgangen wäre, das sie sich um den Hals gehängt hatte. »Ich nehme nicht an, dass all das Gold und das Geschmeide außergewöhnlich gut gemachte Imitate sind?«
Sie lachte leise. »Ein kleiner zusätzlicher Anreiz, mich zu nehmen, mein lieber Mann.«
Er runzelte die Stirn. »Das ist kein Anreiz. Du bist mehr wert als jeder Edelstein und alles Gold an dir.«
Damit hatte er sie anscheinend überrascht. Und er war sich sicher, dass es Spaß machen könnte, das öfter zu tun. Seine Grace hatte, was Wertschätzung und die Beurteilung ihrer eigenen Person betraf, noch einiges nachzuholen.
»Da dieses Kompliment von einem großen Kalifen kommt«, sagte sie mit zitternder Stimme, »werde ich es annehmen.«
»Gefällt es dir?«, fragte er und wies auf seine Kleider. »Ich glaube, es wird jetzt noch viel schwieriger, mich wieder in das schreckliche Schwarz und Weiß zu zwängen.«
»Dann lass es doch.«
Er lächelte den Pfarrer an, der noch immer geduldig wartete. » Ihr Preis liegt über dem Rubin. Ist es nicht so, Herr Pfarrer?«
»Ich hätte es nicht besser sagen können«, erwiderte Mr. Sharp mit einem
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