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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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heben würde, um ihre Renovierungsarbeiten zu begutachten, und wie er sich besonders gut benehmen würde, wenn er von Ruchi und Tante Dawes zum Tee eingeladen werden würde. Sie hörte sein Lachen und nahm den Duft von Sandelholz wahr. Und all das raubte ihr einen Teil der Freude über ihr neues Leben.
    »Kann ich noch etwas tun, Ma’am?«, fragte Lizzy.
    »Danke, nein, Lizzy. Gute Nacht.«
    Lizzy schloss leise die Tür hinter sich und ließ Grace an der Frisierkommode zurück. Grace’ Haar hing ihr offen über die Schultern. Wehmütig strich Grace über die blaue und goldene Seide des Kaftans, den sie in Kairo erstanden hatte. Sie erinnerte sich lebhaft an den Tag, als sie das Kleidungsstück gekauft hatte. Es war einer ihrer ersten Ausflüge in die Stadt gewesen. Die Gassen in dem Basar, die von Menschen gewimmelt hatten, standen ihr noch vor Augen. Sie hatte den Kopf einziehen müssen, um die an den Ständen hängenden Waren nicht herunterzureißen: Blumenkränze, Halsketten, Kupferarbeiten, Stoffe, Seile und Kräuter. Es war, als könnte sie jetzt noch den Duft von Staub und Gewürzen wahrnehmen, den Geruch von Pferden und Kamelen, das Aroma von exotischem Weihrauch und Kaffee.
    Für Grace war das alles großartig gewesen: die von der Sonne verwaschenen Farben, die Stimmen, die in Dutzenden Sprachen durcheinandergerufen hatten, die Männer, die im Schneidersitz auf dem Boden gesessen und miteinander gefeilscht hatten. Sie wünschte sich, sie könnte Diccan davon erzählen. Sie hatte das Gefühl, dass er Reisegeschichten mehr liebte, als er zugab.
    Draußen vor ihrem geöffneten Fenster strich eine kühle Oktoberbrise durch die Bäume. Am Himmel, der das besondere Blaugrün des Herbstes zeigte, funkelte ein einsamer Stern. Die Sonne war untergegangen, und eine lange Nacht stand ihr bevor. Es waren die Nächte, die sie am meisten quälten. Denn nachts kam Diccan zu ihr, flüsterte ihr ins Ohr, verehrte ihren Körper und verstreute unbeabsichtigt wie Rosenblüten vergebliche Versprechungen.
    In der Nacht gab Grace zu, dass der Traum, der ihr so lange Kraft gegeben hatte, nicht mehr ausreichte. Sie hatte ihr Zuhause und ihre kleine Familie. Sie hatte jedes Schmuckstück und jedes Kunstwerk, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatte, bei sich, und sie spendeten ihr Trost. Und trotzdem war ihre Freude getrübt. Die Farben waren nicht mehr so leuchtend und das Gefühl, etwas erreicht zu haben, nicht mehr so befriedigend. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie es war, glücklich zu sein. Diccan hatte die Erinnerung an dieses Glück mitgenommen.
    »Verrätst du mir, woran du gerade denkst?«, hörte sie jemanden hinter sich sagen.
    Die Stimme klang so real, dass Grace unvermittelt aufkeuchte. Ihr Herz fing an zu rasen, und ihre Brust war wie zugeschnürt. Sie sah in den Spiegel und betrachtete suchend die Schatten hinter sich. Sie hatte Angst, ihn wie ein Trugbild heraufbeschworen zu haben, um ihre Einsamkeit zu lindern. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Es war ein weiteres Erbe aus ihrer kurzen Ehe. Im Gegensatz zu früher weinte sie nun. Sie hatte geweint, als sie die Nachricht von Onkel Dawes’ Tod bekommen hatte, und sie hatte geweint, als sie das erste Kissen aus seiner Kiste genommen hatte. Sie fürchtete, jetzt schon wegen eines Hirngespinstes in der Dunkelheit in Tränen auszubrechen.
    »Verschwinde«, sagte sie laut, als könnte sie damit ihre eigenen erbärmlichen Träume verscheuchen.
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Sie machte die Augen zu, flehte um Vernunft. Sie konnte nicht aufhören zu zittern. Ihr Herz raste.
    »Mach die Augen auf, Gracie«, sagte er, und sie konnte nicht anders. Sie schlug die Augen auf.
    Innerlich stellte sie sich auf eine Enttäuschung ein. Stattdessen bekam sie einen Schrecken. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Innerstes schien zu schmelzen. Er war aus den Schatten getreten.
    Er wirkte müde. Sein rabenschwarzer Mantel und seine Hirschlederhose waren ein bisschen zerknittert, als hätte er nicht besonders auf sein Äußeres geachtet – etwas, das Grace sich nie hätte vorstellen können. Aber seine Augen waren immer noch geisterhaft grau, und sein Gesicht konnte noch immer nicht als hübsch bezeichnet werden. Sie musste sich beherrschen, um wegen des Schmerzes, ihn wiederzusehen, nicht in sich zusammenzusinken.
    »Was machst du hier?«
    »Ich hatte ein wenig Zeit, und da war jemand, den ich sehen musste.«
    Sie hätte schwören können, dass ihr das Herz aus der

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