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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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noch?«
    »Etwa bis Mitternacht.«
    Luther lacht.
    »Wir verhaften Sie also. Und Sie sitzen schweigend da und genießen
jede Minute. Die Macht, die Ihnen das verleiht, was? Die Kontrolle. Zu wissen,
dass dieses kleine Mädchen irgendwo im Dunkeln stirbt. Und Sie sind von all
diesen Bullen umgeben, die nichts dagegen tun können. Das muss ein ziemlicher
Kick sein. Für einen Mann wie Sie. Zu wissen, wie viel besser Sie sind als alle
anderen.«
    Madsen sitzt einfach da.
    Luthers Schädel platzt auf wie ein Kokon. Spinnen krabbeln heraus.
    Er eilt zu Howie. Er küsst sie auf die Wange.
    Er sagt: »Halten Sie durch. Die Sanitäter sind fast da. Können Sie
sie hören?«
    Sie macht ein Geräusch. Er ist nicht sicher, ob es eine Antwort ist
oder nicht.
    Er nimmt die Autoschlüssel aus ihrer Tasche und kehrt zurück zu
Madsen. Er löst seine Handschellen. 
    Er zerrt Madsen auf die Füße. Schiebt ihn im Polizeigriff zur Tür.
    Madsen wehrt sich. »Wohin gehen wir?«
    Die Sirenen kommen näher.
    Luther muss sich beeilen.
    Er führt Madsen über den Bürgersteig.
    Er schließt die Autotür auf und drückt Madsen in den Fußraum des
Beifahrersitzes.
    Während er das tut, biegt ein Krankenwagen in die Straße ein.
    In ein paar Sekunden werden sie ihn sehen.
    Als der Krankenwagen anhält, steigt Luther in den Volvo und startet
den Motor.
    Im Rückspiegel sieht er zu, wie die Sanitäter ins Haus der Madsens
stürmen.
    Hinter ihnen halten die ersten Polizeiautos. Beamte strömen heraus.
    Luther fährt los. Er holt sein Funkgerät heraus. »Hier spricht DCI
Luther«, sagt er. »Habe zu Fuß Verfolgung des Verdächtigen aufgenommen, bei dem
es sich vermutlich um Henry Madsen handelt …«
    Als er fertig ist, wirft Madsen ihm einen Blick zu.
    Es ist erfreulich, die ersten Anzeichen wirklicher Angst in seinen
Augen zu sehen.
    Er fragt: »Wohin fahren wir?«
    »Dorthin, wo wir ungestört sind.«
    »Wozu?«
    Luther fährt.
    Er lässt die Polizeilichter weit hinter sich, die in der Dunkelheit
blau und lautlos blitzen.

30
    Teller und Reed kommen an, als Howie gerade in den
Krankenwagen geschoben wird.
    Jan Madsens Leiche liegt noch in der Küche. Jeremy Madsen sitzt auf
der Rückbank eines Streifenwagens und betrachtet die blau blitzende Straße, als
wäre nichts von alldem real.
    Teller nimmt Reed am Ellbogen und führt ihn vom Absperrband weg.
»Jetzt mal im Vertrauen«, sagt sie.
    Reed nickt. Sein Hals verkrampft sich. Er umfasst, massiert ihn. »Im
Vertrauen«, wiederholt er.
    »Wo zum Teufel ist Luther hin?«
    »Rose, ich habe keine Ahnung. Ich schwöre bei Gott. Ich weiß es
nicht.«
    »Ist er jetzt komplett durchgedreht?«
    »Meinen Sie, ob er eine Dummheit machen wird?«
    »Ja. Ich meine, wird er eine Dummheit machen?«
    »Das kommt drauf an, was Sie mit Dummheit meinen.«
    Sie stellt sich ganz nah vor Reed, direkt vor sein Gesicht. »Das ist
jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, zischt sie. »Ich habe eine schwer
verletzte Polizistin, ich kann mich kaum noch retten vor Toten. Ich habe ein vermisstes
Mädchen, einen vermissten Tatverdächtigen und einen vermissten Polizisten.
Darunter hat mein Sinn für Humor ein kleines bisschen gelitten.«
    Reed löst die Spannung, indem er in seine Tasche greift. Er öffnet
den Deckel eines Plastikfläschchens und schluckt trocken eine Faust voll Codein
hinunter.
    »Scheiße«, sagt Teller. Sie fährt sich durchs Haar.
    Reed schluckt und verzieht das Gesicht. Codein tut gut, aber
schmecken tut es nicht. Er fragt: »Wollen Sie wirklich meine Meinung hören?«
    »Ja, Ian. Das will ich wirklich.«
    »Das ist nur meine Meinung, Rose. Sie beruht nicht auf Tatsachen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Was immer er tut, er tut es aus einem bestimmten Grund.«
    »Das weiß ich, verdammt noch mal. Aber was ist diesmal der Grund?«
    Sie schickt ihn mit kaltem Blick weg. Er stapft mit den Händen in
den Taschen davon.
    Teller ruft Zoe an.
    Es klingelt lange, bevor Zoe ans Handy geht.
    »Rose? Was ist los?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage«, schreit Teller, um den Lärm zu
übertönen, »sollte ich Ihnen eigentlich nicht sagen. Denn wir stecken hier in
der Scheiße, und wenn irgendjemand davon Wind kriegt …«
    »Hat das was mit Schenk zu tun?«
    »Was ist mit Schenk?«
    »Er war heute Morgen bei mir …«
    »Ich muss Sie hier unterbrechen, Zoe. Genau hier. Es gibt Dinge, die
ich besser nicht mitbekomme.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, Sie hätten deswegen angerufen.«
    Teller blickt zu Reed. Er steht mit

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