Lux Aeterna (German Edition)
aus der Asche in Los Angeles erhoben. Unter einem imposanten Glasbau blieben die unteren, geheimen Stockwerke verborgen, in denen man noch immer auf der Suche nach der Unsterblichkeit war. An diesem Tag hatte Leander Knight einen Termin mit dem Professor als Unterhändler der Vampire. In wenigen Worten trug er Harper sein Anliegen vor, wohl wissend, dass für diese Organisation fast nichts unmöglich war.
Harper schwieg zunächst einen Augenblick. „Bringen Sie diesen Jason Dawn hierher“, forderte er dann unmissverständlich. „Wir brauchen eine Blutprobe von diesem Vampirfürsten.“
Leander nickte. „Er wird in Kürze hier eintreffen. Wie sehen Ihre Bedingungen aus?“
Harper griff zum Telefon. Dabei sah er Leander Knight mit einem Blick an, der besagte „Raus hier!“
Der Besucher zog sich für die Dauer des Telefonats in das Vorzimmer zurück. Die Sekretärin blickte den gut aussehenden Mann interessiert hinter ihrer Hornbrille an. Leander schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Sie senkte schnell den Blick.
Wenige Minuten später rief Harper seinen Besucher wieder herein. „Eine abgelegene Stadt in Kanada“, sagte er nur. „Sie befindet sich in Privatbesitz und hat nur wenige Einwohner. Für Ihre Leute stehen mehrere Häuser zur Verfügung.“ Leander Knight war zufrieden.
Er wusste, dass der Cadre Noir vernichtet war und er nunmehr freie Bahn hatte für seine eigenen Pläne. Und Jason Dawn würde ihm die Türen öffnen.
* * *
Das nächste Gespräch in dem stilvoll eingerichteten Büro von Professor Harper fand im Beisein von Jason Dawn und Miriam Cole statt. Inzwischen waren gerade mal zweihundertfünfzig registrierte Hybriden übrig geblieben und die letzten Grenzgänger. Nur Jason wusste von diesen. Und er wusste noch etwas, etwas, dass selbst Leander in Erstaunen versetzt hatte. Seine neue Gefährtin war keine Hybridin geworden. Auch sie hatte die Gabe des Erschaffens erhalten: Miriam war eine Fürstin der Neuzeitvampire. Trotzdem war es insgesamt eine schlechte Ausgangsposition für eine Verhandlung. Der Professor mit den graumelierten Haaren und dem ausdruckslosen Gesichtszügen blickte die kleine Gesellschaft vor seinem Schreibtisch an wie einen Haufen unrasierter Studenten. Verachtung stand in seinen Augen, aber auch das Streben nach Macht und das Verlangen, endlich dem lang ersehnten Ziel näher zu kommen und eine unsterbliche menschliche Elite zu schaffen, die die jetzigen Regierungen ablösen sollte. Leander, Miriam und Jason hatten den Vorschlag des Professors schweigend angehört. Es schien ihre letzte Chance zu sein, die restlichen Vampire zu retten.
„Wir benötigen eine Blutprobe von Ihnen“, sagte Harper jetzt zu Jason.
Dieser blickte ihn kühl an. Dann nickte er. „Die werden Sie bekommen, wenn ich meine Rasse in Sicherheit weiß!“, forderte er seinerseits.
Harper zog die Brauen hoch. „Nun gut. Kommen Sie morgen früh wieder in mein Büro. Dann werden alle Formalitäten erledigt sein. Bis dahin verhalten Sie Drei sich besser unauffällig!“
Die Neubürger des kleinen Ortes Downhill Falls in Kanada trafen nach und nach ein. Das Städtchen, das größtenteils aus Holzhäusern bestand, lag in einem schwer zugänglichen Gebiet, umgeben von Bergen, Seen, einem Wasserfall und ausgedehnten Wäldern. Hier gab es nichts außer einem Silberbergwerk in der Nähe, einer Sägemühle und einigen Farmen mit Viehhaltung, die den Ort versorgten. Die restlichen Bedarfsgüter kamen per Flugzeug einmal in der Woche. In den letzten Wochen hatte die Cessna immer wieder Passagiere dabei. Die Hybriden durften schließlich nicht auffallen. Sie kamen als Arbeiter, Geologen, Kaufleute oder einfach als Aussteiger aus aller Herren Länder. Nur die Grenzgängervampire blieben weiterhin verborgen.
In den unterirdischen Laboren der Geheimorganisation Trilobit bekamen die Doktoren glänzende Augen, als sie die vier Röhrchen mit den Blutproben des Vampirfürsten erhielten. Dieses Blut war fast schwarz und schien von innen heraus zu pulsieren. Vorsichtig begannen sie mit den Untersuchungen der kostbaren Flüssigkeit. Mit Staunen stellten sie unter dem Mikroskop fest, dass dieses Blut selbst nach längerer Lagerzeit nicht „tot“ war. Die Zellen regenerierten sich ununterbrochen. Dieser Vorgang konnte sogar beschleunigt werden, wenn man frisches menschliches Blut zufügte. Mit dieser Erkenntnis begaben sich die Wissenschaftler an die Herstellung eines Impfstoffes. Fünf
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