Lux Aeterna (German Edition)
unterjochen oder wir. Wenn wir ihnen die Alternative aufzeigen, sollte wieder ein friedliches Zusammenleben möglich werden“, erklärte Jason und fuhr fort: „Noch haben wir Zeit, ihre Forschungen haben gerade erst begonnen. Aber um später zu verhandeln, müssen wir zunächst einmal in eine bessere Position und das bedeutet, neue Vampire zu erschaffen.“
„Dass wir unsere Population stärken müssen, ist schon klar“, meldete sich Isabella Dumont, eine von insgesamt vier weiblichen Grenzgängern, zu Wort. „Aber solange die Menschen eine Waffe gegen uns in der Hand haben – und die ganze Zeit hatten, wohlgemerkt – werden die nicht mit sich handeln lassen.“
Aufregung breitete sich im Raum aus.
„Dann müssen wir uns eben wieder auf unsere ureigensten Fähigkeiten besinnen. Früher war ein Pflock ins Herz das Mittel, heute ist es das Engelsblut . Schön und gut, aber schließlich haben wir all die Jahrtausende überlebt und uns weiterentwickelt. Dann müssen wir uns eben wieder die Nacht zur Freundin machen!“, rief Jason in die aufgebrachte Gesellschaft. Langsam kehrte wieder Ruhe ein.
Es schien in der Tat keinen anderen Ausweg zu geben. Nachdem man sich darüber beraten hatte, in welcher Weise die Versorgung der neu zu erschaffenden Hybriden zu gewährleisten wäre, damit ihre Anzahl nicht auffallen würde, ging die Versammlung auseinander. Jeder wusste, was er zu tun hatte.
* * *
Ein halbes Jahr ging ins Land. Die Welt beschäftigte sich wieder mit ihren üblichen Zwistigkeiten. Doch unmerklich hatte sich ihr Gesicht verändert: in dem kleinen Ort Downhill Falls in Kanada gab es inzwischen keine menschlichen Einwohner mehr, dafür einen sehr großen Friedhof. Die Grenzgängervampire hatten inzwischen Hunderte neuer Hybridenvampire weltweit erschaffen. Zuerst nahmen sie sich die Lebensmüden, dann suchten sie die Verzweifelten im Internet. Dabei nutzten sie ihre dunklen Gaben, ihre Verführungskünste, um die Sehnsüchte der Menschen zu stillen. Ihre Opfer mussten freiwillig kommen, um transformiert zu werden. Die Vampire agierten – wie seit uralter Zeit – wieder in der Dunkelheit, obwohl sie gegen das Tageslicht immun waren.
Im Hintergrund lief derweil ein ausgeklügeltes Versorgungssystem an. Die großen Hilfsorganisationen waren ebenso von den Vampiren infiltriert worden wie die Blutbänke. Die dort abgezweigten Blutkonserven wurden mit Tierblut gestreckt, damit die Nahrung für alle reichte. Noch! Mittlerweile lag ihre Zahl wieder im vierstelligen Bereich.
Aber auch die Pläne der Organisation Trilobit waren aufgegangen: Die ersten unsterblichen, in Reagenzgläsern gezeugten und von den Studentinnen ausgetragenen Menschen wuchsen in dem geheimen Labor auf einer abgelegenen Pazifikinsel heran. Offiziell war dies eine Forschungsstation, als Erdbebenüberwachung getarnt. Dort sollte eine elitäre Menschheit herangezüchtet werden. Inoffiziell waren auch die Militärs anwesend, natürlich in Zivil. Einer davon war General Rawlings, der seit der Auflösung der Special Vampire Force jetzt als Berater fungierte, dabei war er direkt der Organisation unterstellt. Bei seiner Berufung zu diesem Posten war ihm langsam aber sicher klar geworden, dass er wohl die falschen Feinde vernichtet haben musste, denn soviel Macht konnte nur eine Organisation ausüben, an der mehrere Regierungsmitglieder beteiligt waren. Dennoch tat er seinen Dienst so kurz vor seiner Pensionierung mit dem gewohnten Pflichtgefühl.
Die Bedrohung für die „normale“ Menschheit wuchs von Tag zu Tag – im wahrsten Sinne des Wortes, und zwar in Gestalt von zwei süßen Babys, einem Mädchen und einem Jungen. Seelenlose Kinder mit glanzlosen Augen und einem unbändigen Hunger. Die Regenerationsfähigkeit ihrer Zellen übertraf alle Erwartungen bei den durchgeführten Versuchen.
Drei Monate nach der „Geburt“ der Kinder war General Rawlings in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Zusammen mit seiner Schäferhündin Daisy wohnte er nun in der Nähe vom Santa Monica Pier in L.A. und lebte von seiner Pension. Er trauerte sichtlich seiner aktiven Zeit nach und griff immer öfter zur Flasche. Abend für Abend stand er stundenlang abends am Pier und schaute in den Sonnenuntergang – genau wie heute, als er die Stimme einer jungen Frau hinter sich vernahm.
„Guten Abend, General“, sagte die rothaarige Schöne und nahm ihre Sonnenbrille ab. Sie war in Begleitung eines großen, jungen Mannes mit
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