Lux Aeterna (German Edition)
tiefbraunen Augen und halblangen, dunklen Haaren. „Wir haben Sie gesucht“, meinte dieser jetzt mit einer sanften Stimme. Doch diese Stimme besaß einen gefährlichen Unterton.
Der alte Kriegsheld im bunten Hawaiihemd starrte die beiden an. Mit einem halben Liter Whiskey intus, konnte er gerade noch registrierten, dass seine Besucher keine normalen Menschen sein konnten. Er blickte sich suchend nach seinem Hund um. Nichts. Weit und breit niemand zu sehen. Sie waren ganz allein auf dem Pier, trotz der noch relativ frühen Uhrzeit.
„Was wollt ihr?“, fragte er im gewohnt herrischen Befehlston.
Jason lächelte sanft. „Sie“, sagte er dann.
„Wir möchten Ihnen zu Ihrer letzten gelungenen Aktion gratulieren!“, sagte die Frau mit einem ebenso sanften Lächeln und näherte sich ihm mit katzenhaft geschmeidigen Schritten.
Der General brummte etwas, was so klang wie „Da habe ich wohl ein paar übersehen“.
Jason hatte dennoch verstanden. „Ganz genau! Jetzt wird es Zeit, die Dinge von zwei Seiten zu betrachten.“
Im Gegensatz zu seiner eleganten Gefährtin war er weniger zurückhaltend und flog dem Befehlshaber wie ein zorniger Raubvogel an den Hals.
Als Rawlings erwachte, wusste er instinktiv, was mit ihm geschehen war. Mit der Zunge konnte er die spitz zulaufenden, längeren Eckzähne in seinem Mund fühlen. Wenn er gekonnt hätte, wäre er noch blasser geworden. Jason und Miriam waren immer noch da.
„Sie sollten die Whiskymarke wechseln, General“, begann der Vampirfürst und spielte auf den billigen Fusel an, den sein Opfer im Blut gehabt hatte. „Sie haben jetzt die Wahl. Entweder den zweiten Tod oder eine neue Karriere an meiner Seite.“
Mit entsetzten Augen sah ihn der neugeborene Hybridvampir an. „Was wissen Sie von den Plänen der Organisation Trilobit ?“, fragte Jason ihn direkt und zog ihn dabei am Hemdkragen hoch. Rawlings stotterte zunächst herum, dann packte er aus.
* * *
Beim nächsten Treffen in Jasons Landhaus war wiederum ein Großteil der Grenzgänger versammelt, aber dieses Mal war auch Leander Knight anwesend. Nach seinem Erwachen hatte er gespürt, dass sich irgendetwas verändert hatte, doch das war nicht die Wirkung gewesen, die er sich erhofft hatte. Er spürte nur, dass sich seine Aufgabe auf dieser Welt geändert hatte. Doch darüber freute er sich ganz und gar nicht.
Bei diesem erneuten Treffen aber war der Halbengel wieder als Mentor und Berater dabei. Mit sich führte er die Waffe gegen die Unsterblichen, das Horn eines Einhorns. Rawlings sollte Jason und ihm helfen, unbemerkt auf die Insel zu gelangen und die ersten künstlich erschaffenen, unsterblichen Menschen zu töten.
„Ihr wollt wirklich kleine Kinder umbringen?“, zweifelte die Fürstin Miriam an ihren Plänen. Leander blickte sie aus seinen nachtblauen Augen an, goldene Punkte tanzten darin wie Pyrite. „Wir müssen es tun. Diese Kinder haben keine gottgegebene Seele. Es sind Bluttrinker“, sagte er. „Was heißt das?“, fragte Jason erstaunt nach.
„Sie haben den Hunger der Vampire, aber dieser Hunger dient dazu, ihre Jugend, Macht und Regenerationskraft zu erhalten. Sie haben kein Gewissen. Und je mehr sie trinken, desto stärker wird dieser Hunger. Das dürft ihr nicht zulassen!“, erklärte Leander den Umstehenden.
Die Grenzgänger stimmten zu.
„Und was hindert diese Organisation daran, neue Unsterbliche zu erschaffen? Wenn die einmal das Serum entwickelt haben, werden sie nicht aufhören zu experimentieren“, warf Richard Tabatha ein. Wieder entbrannte eine kurze Diskussion.
„Wir brauchen die Hintermänner“, überlegte Jason. „Wir müssen sie alle vernichten, das ist die einzige Chance – für uns und die Menschheit!“
Alle blickten Rawlings, den ehemaligen General und Todfeind, an.
„Kriegen Sie das für uns raus?“, fragte Jason mit drohender Stimme.
Rawlings schluckte. Trotz seiner jetzt vampirischen Stärke hatte er einen Heidenrespekt vor dem Fürsten.
„Ich versuche es“, meinte er zögerlich.
„Gut. Sie statten der Insel einen freundschaftlichen Besuch ab, um alte Kameraden zu besuchen und informieren uns dann über alles“, beschloss Jason.
Damit hätten die Vampire einen Spion bei Trilobit , mit dem niemand dort rechnen würde.
Es dauerte einige Wochen, bis Rawlings die gewünschten Informationen liefern konnte. Die Spitze von Trilobit bildeten offenbar sechs schwerreiche Industrielle und vier hohe Regierungsmitglieder
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