Lux Aeterna (German Edition)
kurz. „Allerdings habe ich eine kleine Bitte an Sie, oder besser gesagt, eine Bedingung.“
Der Direktor horchte auf.
„Meine Assistentin wird den Zirkus begleiten. Finden Sie eine kleine Aufgabe für sie und unterstützen Sie ihre Ermittlungen, so gut Sie können.“
Kommissar Welsch wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. „Ach ja, und sorgen Sie dafür, dass nicht noch mehr Ihrer Leute verschwinden!“
Der Direktor wurde blass. „Äh...“
„Wollten Sie noch was sagen?“
„Ja, also … Miss Stanford hat gestern gekündigt und ist weggefahren.“
Das Gesicht von Kommissar Welsch lief fast rot an vor Zorn. „Was soll das heißen? Holly Stanford ist eine der Hauptverdächtigen in diesem Fall und Sie lassen sie einfach gehen? Sind Sie wahnsinnig? Ich werde Sie persönlich dafür haftbar machen, wenn wir diese Miss Stanford nicht bald wieder auftreiben können!“
Direktor Holzmeier sank kleinlaut auf seinen Stuhl. „Sie wollte sich noch mit unserem Zauberer in der Stadt treffen und sich verabschieden. Sie und seine Assistentin hatten sich angefreundet.“
„Und wo ist dieser Zauberer jetzt?“ Kommissar Welsch rang mühsam um Fassung.
„Im Phantasialand in Brühl. Sie haben dort ein dreiwöchiges Engagement. Wir werden sie später bei unserem Gastspiel in Köln wieder aufnehmen. Die beiden haben einen freien Vertrag und reisen nur temporär mit uns. Außerdem treten sie ausschließlich in der Abendvorstellung auf.“
In diesem Augenblick beschloss Harald Welsch Urlaub zu nehmen, einen langen Urlaub. Wortlos wandte er sich um und fuhr zurück ins Kommissariat. Hoffentlich war seine Entscheidung richtig. Schon beim letzten Einsatz, wenn auch inoffiziell, hatte er eine Mitarbeiterin verloren. Aber wenn seine Vermutung richtig war … Rita würde mit dem Zirkus reisen. Er aber würde einen kleinen Abstecher nach Köln machen.
Seine Assistentin erwartete ihn schon im Büro. Wortlos überreichte sie ihm einige Fotos. „Autounfall?“, fragte er nur.
„Sieht so aus. Leider ist nicht mehr viel übrig von Holly Stanford. Der Wagen ist komplett ausgebrannt. Sie wollte wohl Hamburg verlassen.“
„Hat sie sich noch mit diesem Townsend und seiner Assistentin getroffen?“
„Wissen wir nicht. Das Varieté war schon geschlossen. Niemand hat Holly dort gesehen. Und Townsend ist bereits abgereist.“
„Ich weiß, er hat ein Engagement in Brühl für die nächsten Wochen. Übrigens, ich habe eine Abmachung mit Direktor Holzmeier getroffen. Sie werden den Zirkus begleiten, und wir treffen uns dann in drei Wochen wieder. Ich selbst werde Urlaub nehmen. Ich fahre nach Köln und werde mir dort mal den Besuch im Phantasialand gönnen.“
Rita sah ihren Chef verdutzt an. Was war denn in ihn gefahren? Hatte er etwa eine Spur und wollte nicht darüber reden? Diese Geheimniskrämerei war nicht ihr Ding. Aber sie wusste, dass Welsch nicht mit der Sprache rausrücken würde, solange er sich nicht sicher war.
* * *
Harald Welsch hatte es sich bereits in der kleinen Pension in Brühl gemütlich gemacht. Das Wetter in Köln war auch nicht sehr viel besser, aber das Zimmer war sauber und das Essen gutbürgerlich. Die Wirtin hatte ihn wegen seines Hamburger Dialekts erst etwas merkwürdig angeschaut. Er klang für die gebürtige Rheinländerin wie eine Fremdsprache.
Heute würde er sich mal die Vorstellung von Robert Townsend im Phantasialand ansehen, und er war gespannt, ob seine Vermutung richtig war. Dafür hatte er eigens einen der teuren, vorderen Plätze genommen.
Was er sah, war eine meisterhafte Illusionsshow. Aber in dem wechselnden Licht der Scheinwerfer konnte er die Gesichter der Akteure nicht eindeutig erkennen. Also beschloss er, nach der Vorstellung hinter die Bühne zu gehen.
Er traf den Magier beim Sortieren seiner Zauberutensilien an. Sein Blick war kalt. Es ging keinerlei menschliche Wärme von diesem Mann aus. Der Kommissar stellte sich kurz vor und stellte einige Fragen zum Zirkus. Die Antworten, meist nichtssagend, kamen ruhig und fast gelangweilt. Offenbar hatte Townsend keinerlei Kontakt zu dem toten Clown gehabt. Man hatte sich nur flüchtig gekannt.
„Wo ist denn eigentlich Ihre Assistentin?“, fragte Welsch jetzt direkt. „Sie wird sich wohl in ihrer Garderobe umziehen. Oh, ich sehe, da kommt sie ja schon!“
Harald Welsch drehte sich um. Dieses Gesicht kannte er und doch wieder nicht. Tanja war jung, schön und von katzenhafter Eleganz. Ohne Zweifel, sie
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