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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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Seelenlicht in ihren Augen war erloschen.

2) Wie sterben Clowns?
     
     
    Es war ein verregneter Januartag im Hamburger Hafen und was Hauptkommissar Harald Welsch dort sah, gefiel ihm gar nicht. Vor ihm stand ein geöffneter Reisekoffer des angekommenen Zirkusensembles, und darin lag eine zusammengekauerte Gestalt in einem bunten Clownskostüm und rührte sich nicht mehr.
    ‚Das Jahr fängt ja gut an!’ , dachte Welsch. Seit seine Assistentin Tamara Hansen vor einigen Monaten in London spurlos verschwunden war, und das noch zusammen mit einem ihrer Hauptverdächtigen, war seine Laune im Keller.
    Seine neue Assistentin Rita Hold kam hinzu. Sie war weder blond noch schlank wie Tamara, aber hatte wache, braune Augen und einen scharfen Verstand. Sie warf einen Blick in den Koffer.
    „Wer bringt denn einen Clown um?“
    „Keine Ahnung, hoffentlich nicht noch so ein Irrer!“ Dabei dachte der Kommissar an ihren letzten, ungelösten Fall.
    Rita sah ihn verständnislos an. Der Gerichtsmediziner, der die Leiche gerade untersuchte, blickte auf. „Er muss nach der letzten Abendvorstellung gestorben sein und schon einige Zeit in diesem Koffer liegen. Die Überfahrt aus Stockholm dauert schließlich. Genaueres sage ich Ihnen nach der Obduktion!“ Dr. David packte seine Tasche und wies die Polizisten an, die Leiche in sein Refugium, die Pathologie, zu bringen.
    Harald Welsch sah sich um. Gerade wurden die Tiere des Zirkus „Miraculum“ aus dem Schiff ausgeladen. Es herrschte reges, aber wohl organisiertes Treiben rundherum. 
    „Fast wie bei der Arche Noah, nicht wahr, Chef?“ Ritas Bemerkung klang nicht zynisch, trotzdem blickte Welsch sie etwas besorgt an.
    „Dann wollen wir mal hoffen, dass der Jüngste Tag für uns noch fern ist.“ Mit diesen Worten schlug Welsch den Kragen seines Trenchcoats hoch und ging zum Wagen.
    Seine Assistentin folgte ihm mit einem Kopfschütteln. Irgendwas war ihrem Chef über die Leber gelaufen.
     
    Am nächsten Abend saßen die beiden Ermittler mitten unter den Zuschauern und sahen sich die Vorstellung an. Es war ein klassischer Zirkus mit allen möglichen Artisten und Tierdressuren. Teilweise ein bisschen zu amerikanisch übertrieben, aber trotzdem immer noch mit der alten Faszination, die man von Kindheit an mit dem Wort „Zirkus“ verbindet.
    Nach der Vorstellung befragten der Kommissar und seine Assistentin die Artisten nach dem Verstorbenen. Seltsamerweise konnte aber keiner eine halbwegs befriedigende Auskunft geben. Der kleinwüchsige Clown war einer von vielen gewesen. Und irgendwie hatte Welsch das Gefühl, dass es selbst in einem Zirkus gewisse Hierarchien gab. Clowns schien man hier nicht ernst zu nehmen.
    Nur Direktor Holzmeier zeigte sich geflissentlich zur Mitarbeit bereit. Mit seinem österreichischen Charme eignete er sich bestens zum Liebling der Manege, der mit seinen sechs dressierten Araberschimmeln die Frauenherzen betörte. 
    „Über unseren Harry kann ich Ihnen leider nicht viel sagen. Er war sehr zurückhaltend und machte einfach nur seinen Job“, sagte Holzmeier mit Wiener Akzent.
    „Gab es jemanden, der ihn nicht mochte?“, fragte Welsch.
    „Nicht dass ich wüsste, Herr Kommissar. Schließlich sind doch hier alle Kollegen.“
    Kommissar Welsch hatte da inzwischen ein anderes Bild gewonnen. Er war überzeugt, dass hinter den Kulissen eher ein Hauen und Stechen herrschte, und seine Assistentin war der gleichen Meinung. Morgen früh würde er den Obduktionsbericht bekommen, vielleicht ergab sich dann mehr. „Direktor Holzmeier, bitte erlauben Sie uns, unsere Ermittlung in Ihrem Zirkus fortzuführen.“
    Rita lächelte den Direktor an und ihrem charmanten Lächeln konnte dieser nicht widerstehen. Galant verbeugte er sich vor der Beamtin.
    „Sie sind natürlich jederzeit herzlich willkommen, solange wir hier gastieren.“ Dann blickte er kurz hinüber zum Kommissar, der ein süßsaures Gesicht machte.
    „Und Ihr Kollege natürlich auch“, meinte er noch etwas verschnupft und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. 
     
* * *
     
    „Soll das etwa ein Witz sein?“ Kommissar Welsch knallte die Akte auf den Schreibtisch.
    Rita hob sie auf und warf einen Blick hinein. Dann zog sie die Augenbrauen hoch. „Sieht nicht so aus, Chef.“
    „Das heißt also, der Typ klettert lebendig in diesen Koffer und irgendjemand ermordet diesen Clown mit Lachgas?“ Welsch war fassungslos.
    „Hier steht’s doch, Chef. Bei längerem Einatmen oder Inhalationen in

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