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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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meinst….“
    „Ja, sie war zu einem Vampir geworden.“ 
    Tamara schüttelte den Kopf. Das hörte sich wie eine Spukgeschichte an. „Und was geschah weiter?“, fragte sie.
    „Ich habe sie getötet“, sagte Richard leise und hörte auf zu spielen. „Und vor ihrem Tode verfluchte sie mich zu dem gleichen Dasein, wie sie es führen musste.“
    „Dann bist du….“
    „Über einhundertfünfzig Jahre alt“, ergänzte Richard den Satz und blickte Tamara nun unverwandt an.
    Diese tastete instinktiv nach ihrem Handy, um die Polizei zu rufen. Richard schien ihre Gedanken zu lesen.
    „Gefängnismauern können mich nicht aufhalten. Und wie du siehst, verwandeln wir uns weder in Fledermäuse, noch kann uns Tageslicht etwas anhaben.“ Wieder dieser spöttische Unterton in seiner Stimme.
    „Aber ich kann nicht zulassen, dass du weiter mordest!“
    „Das werde ich nicht – nicht jetzt. Siehst du, die Tournee ist zu Ende und mein Vertrag auch. Der Ruhm wird verblassen.“ Da war Traurigkeit in seiner Stimme. „Ich werde bald wieder schlafen gehen und in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten zurückkehren. Dann wirst du entweder eine alte Frau oder längst zu Staub zerfallen sein.“ Ein verächtliches Lächeln spielte kurz um seine Lippen.
    Tamaras Gedanken fuhren Achterbahn. Was sollte sie von dieser Geschichte halten. Saß da ein Wahnsinniger vor ihr?
    „Komm!“ Richard rückte auf der Klavierbank zur Seite und deutete ihr an, Platz zu nehmen.
    Immer noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen und folgte einfach seiner Aufforderung. Richard legte den rechten Arm um sie und deutete mit der linken Hand auf die Tasten vor ihnen.
    „Schau, schwarz und weiß. Friedlich nebeneinander lassen sie die Melodien des Lebens erklingen. Wenn es das Böse nicht gäbe, gäbe es nicht einmal deinen Beruf. Und ich bin nicht wirklich böse … nur … hungrig.“ Die Melancholie in seinen Worten war unüberhörbar. „Aber das Schlimmste an diesem Dasein ist die Einsamkeit.“ Jetzt zog er die junge Frau ganz an sich heran. „Tamara, wenn du wählen könntest, was würde es sein? Schwarz oder weiß?“
    Richards körperliche Nähe verwirrte sie nun ganz.
    „Stell dir vor, du wärst unsterblich, ewig jung und schön. Für immer in diesen Armen“, lockte er mit leiser Stimme.
    „Aber… ich müsste töten…“
    „Ja, aber deine Opfer werden freiwillig zu dir kommen. Du wirst eine Macht besitzen, wie du sie dir nicht erträumen kannst.“
    Tamaras Herz raste.
    Richard nahm nun ihr Gesicht in beide Hände und sah sie zärtlich an. Sie versank in diesen schwarzen Augen. „Es ist deine Entscheidung, Liebes, aber entscheide nicht mit dem Kopf. Ich kann dein Herz hören, und dieser süße Rhythmus ist die Musik in meinem Leben. Komm mit mir, Tamara, in ein ewiges Leben.“
    „Aber ich … ich will noch nicht sterben.“
    Richard ließ sie ganz plötzlich los, und eine Kälte umfasste den Körper der jungen Frau. Sie wollte zurück in seine Arme, ihn wieder spüren.
    „Du wirst nur als Mensch sterben“, sagte er bestimmt. „Noch bevor der letzte Schlag deines Herzens verklingt, werde ich dir ein neues Leben schenken.“
    Ein Zittern lief über Tamaras schlanken Körper. Noch nie hatte sie sich so allein gefühlt. Innerlich war sie hin- und her gerissen. Zurück in den grauen Alltag, oder …? Sie schlang ihre Arme um Richards Hals, und dieser umfasste sie mit festem Griff.
     
* * *
     
    Eine Stille und eine Müdigkeit breiteten sich in ihr aus. Die Gedanken standen still wie ein Film, den man plötzlich angehalten hatte. Ihr Herz schlug immer langsamer, wie eine schwere Trommel, die leiser und leiser wurde. Sie spürte eine warme Flüssigkeit auf ihren Lippen, die wie rostiges Eisen schmeckte und langsam in ihren Mund und dann ihre Kehle herunter rann. Sie schluckte. Der Geschmack wurde intensiver. Ein Feuer schlich durch ihre Adern, schien sie zu verbrennen, ihr Herz in Flammen zu setzen, und dieses begann wieder zu schlagen, stärker als je zuvor. Und dieser Rhythmus erfüllte sie mit einer Kraft und Euphorie, die sie nie zuvor gekannt hatte. Sie wollte fliegen, tanzen, schweben….
    „Folge der Musik“, hörte sie Richards leise Stimme an ihrem Ohr.
    Tamara schlug die Augen auf. Sie sah sein Gesicht und das Blut an seinen Lippen. Schlagartig verschwand alle Euphorie in ihr, und sie fühlte sich in einen tiefen, bodenlosen Abgrund fallen. Sie wollte schreien, schreien, schreien …. Aber sie blieb stumm. Das

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