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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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hatte Ähnlichkeit mit seiner früheren Assistentin und dann doch wieder nicht. Sie sah aus wie die jüngere, extravagante Schwester von Tamara Hansen. Welsch machte sich bekannt und stellte ihr die gleichen Fragen, wie zuvor dem Magier. Ihre Stimme klang weich und verführerisch. Bei Tanja konnte man sich den zynischen Unterton von Tamara nicht vorstellen.  Aber ihre Antworten klangen ebenso einstudiert wie die von Townsend. Welsch war verunsichert. War er einem Phantom hinterhergelaufen? Dann versuchte er eine andere Strategie.
    „Übrigens, Ihre Freundin Holly ist tödlich verunglückt, als sie Hamburg verlassen wollte. Wann haben Sie sie zuletzt lebend gesehen?“ Treffer!
    Die beiden Künstler standen da wie erstarrt und blickten den Kommissar nur an. Dann brach Tanja in Tränen aus. Aber irgendwie klang das alles nicht echt. Townsend nahm seine Assistentin in den Arm. Auf einmal erschien er liebevoll und fürsorglich.
    ‚Aus diesem Mann werde ich nicht schlau’ , dachte Welsch. ‚Der ist kalt wie Eis.’
    Robert Townsend blickte dem Kommissar jetzt direkt in die Augen. „Entschuldigen Sie bitte, dieser Verlust hat meine Tanja sehr mitgenommen. Miss Stanford hat uns wohl nicht mehr im Theater angetroffen. Wir sind direkt nach der letzten Vorstellung nach Köln gefahren. Es tut mir leid, aber wir werden Ihnen da nicht weiterhelfen können.“
    ‚Du Heuchler’ , dachte Welsch nur, verabschiedete sich höflich und fuhr zurück in die Pension.
    Dort hatte die Wirtin bereits auf ihn gewartet und wedelte aufgeregt mit einem großen Umschlag vor seiner Nase. „Herr Kommissar, das wurde von einem Kurier für Sie abgegeben.“
    Welsch nahm wortlos den Umschlag aus ihrer Hand und ging damit auf sein Zimmer, wohl wissend, dass die Neugier der Wirtin ihn die nächsten Tage verfolgen würde.
    Es war der Untersuchungsbericht vom Autounfall. Trotz der verheerenden Wirkung des Brandes hatte Dr. David noch feststellen können, dass Holly bereits vor dem Unfall tot war. Sie hatte kein Blut mehr in den Adern! Und das kam Kommissar Welsch verdammt bekannt vor.
     
    Auch bei der folgenden Vorstellung saß Welsch in der ersten Reihe. Das gehörte zu seiner Taktik. Er wollte die beiden Zauberkünstler verunsichern. Und wieder ging er nach der Vorstellung hinter die Bühne und stellte ein paar belanglose Fragen.
    „Sie scheinen den Tod Ihrer Freundin recht gut zu verkraften“, stellte der Kommissar beiläufig fest.
    Tanja, die gerade ihren Umhang einpackte, blickte ihn an. Ihre Augen hatten die Farbe von Absinth.
    ‚Sie ist wunderschön’ , dachte Welsch für sich. ‚Aber sie scheint mir genauso kalt wie Townsend.’ Natürlich sagte er das nicht laut und versuchte, mit Höflichkeit und Charme etwas aus ihr herauszulocken. Doch das war genauso unmöglich wie bei Robert Townsend. Diese beiden schienen unantastbar, emotionslos, ja seelenlos. Ihre Regungen erschienen einstudiert wie die von Schauspielern.
    „War’s das mit Ihren Fragen, Herr Kommissar?“ Tanja wurde ungeduldig. „Ich würde mich jetzt gerne umziehen und zu Abend essen.“
    „Oh ja, natürlich.“ Welsch überlegte kurz.
    „Übrigens, Sie erinnern mich an jemanden. Jemanden, den ich vor einiger Zeit verloren habe.“ Er beobachtete ihre Reaktion. War da ein kurzes Aufblitzen in diesen Augen oder hatte er sich getäuscht?
    Noch bevor sie etwas antworten konnte, hatte Robert Townsend schon seinen Arm um sie gelegt und führte sie widerstandslos fort.
    „Guten Abend, Herr Kommissar.“ Mit diesen Worten ließ der Zauberer Harald Welsch wie einen kleinen Schuljungen stehen.
* * *
    Am nächsten Morgen erhielt Welsch einen Anruf von Rita. Der Zirkus war mittlerweile in München, wo er noch einen Tag bleiben würde, dann ginge es über Köln zurück nach Hamburg. Welsch konnte und wollte ihr noch nicht von seinem Verdacht erzählen. Dafür hatte Rita Neuigkeiten.
    Offenbar war in der Krankenstation des Zirkus wirklich eine Flasche mit Lachgas abhanden gekommen. Die Krankenschwester, die ständig mitreiste, konnte sie jedenfalls nicht mehr auffinden. Und Holly Stanford war vor einiger Zeit wegen einer Fußverletzung bei einem Sturz vom Pferd behandelt worden.
    „Es war nur eine Zerrung“, sagte Rita, „Aber die Schwester hatte sie eine kurze Zeit allein in dem Wagen gelassen. Sie hatte also Gelegenheit, das Lachgas zu entwenden und ebenso einen der OP-Schläuche zu stehlen. Der Rest war selbst für eine so zierliche Frau ein Kinderspiel. Sie brauchte nur

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