Lux Aeterna (German Edition)
auftauchte. „Normalerweise stehe ich ja nicht auf ungebetenen Besuch. Aber in diesem Falle werde ich mal eine Ausnahme machen. Herzlich willkommen.“ Mit diesen Wochen küsste der junge Franzose den Vampirfürsten auf beide Wangen, der diesen Gruß jedoch nicht erwiderte.
„Ich weiß nicht, welches Spiel zu spielst. Aber ich glaube nicht, dass es mir gefallen wird.“ Mit diesen Worten löste sich Jason von Xavier.
„Oh, dann bist du also nicht wegen mir gekommen. Da bin ich aber enttäuscht“, kam es ironisch zurück.
Xavier ging in die anliegende offene Küche und kam mit einer Flasche zurück, dessen dunkelroten Inhalt er in ein Cognacglas goss. Er bot auch Jason ein Glas an, doch dieser lehnte ab. Der Wohnraum des Apartments war von einigen Kerzen erleuchtet, die in schlichten, edlen Leuchtern ein sanftes Licht spendeten. Leise, klassische Musik von Vivaldi spielte im Hintergrund aus einer unsichtbaren Stereoanlage. Eigentlich wäre dies ein perfektes Ambiente für ein romantisches Zusammentreffen gewesen. Doch dazu würde es wohl hier nicht kommen.
„Nun“, begann der junge Vampirmeister, während er es sich auf dem Sofa gemütlich machte, „wenn du mich nach der offiziellen Bekanntgabe deiner Wiedererweckung als Herrscher über unsere Rasse anerkennst, werde ich kaum auf Widerstand bei den übrigen Vampiren stoßen.“ Spielerisch drehte er dabei das Cognacglas mit der rot leuchtenden Flüssigkeit in seinen Händen. „Und wenn nicht?“, fragte Jason mit einem lauernden Unterton.
„Dann werden nur meine wahren Getreuen überleben und davon könnte ich eine Menge erschaffen! Abgesehen davon weißt du, dass ich jeden vernichten kann, der sich mir in den Weg stellt.“ Damit gab Xavier indirekt zu, im Besitz der Waffen gegen die Unsterblichen zu sein. Daher spielte er auch weiterhin den Überlegenen. „Ich habe dir ein Exil angeboten. Dein geliebtes England gehört dir ganz allein. Von mir aus nimm deinen Engel mit und wen immer du willst. Oder bleib bei mir und errichte eine Herrschaft, wie es sie zuvor noch nie auf der Erde gegeben hat.“
Für einige Minuten blieb es still. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
„Du wirst dich nicht mit Europa zufrieden geben!“, äußerte Jason dann laut seine Bedenken.
Xavier lachte amüsiert. Er sah jetzt richtig sympathisch aus, abgesehen von den spitzen Eckzähnen. „Es ist ein bescheidener Anfang“, gab er zu.
„Ich hatte Recht, du bist größenwahnsinnig!“, fauchte Jason.
„Wenn schon“, grinste Xavier. „Du kannst diesen Wahnsinn mit mir gemeinsam genießen, schließlich hatten wir ja auch eine schöne, wenn auch kurze Zeit, oder du verschwindest aus meinen Augen! Vergiss nicht, dass du für alle anderen nach wie vor tot bist – und bleiben wirst, wenn es nach mir geht.“
Der Neuzeitfürst verspürte große Lust, seine Zähne noch einmal in den schlanken, weißen Hals des jungen Mannes zu schlagen, doch diesmal würde sich dieser nicht so leicht fügen wie ein paar Jahre zuvor. Xavier ahnte die Gefahr und beobachtete den Fürsten genau. Seinen meergrünen Augen entging keine Regung. Eine der Einhornwaffen trug er geschickt im Gürtel unter dem langen Hemd verborgen, dass er lässig über der schwarzen, eng anliegenden Hose trug. Er war bereit, seinen Erschaffer zu töten, scheute jedoch einen offenen Kampf. Mit einem eleganten Schwung erhob er sich vom Sofa und ging langsam auf seinen früheren Erschaffer zu. Wie eine Hyäne kreiste er um den Vampirfürsten.
„Lass uns nicht in Unfrieden auseinander gehen. Eine letzte Umarmung solltest du mir erlauben“, schmeichelte er.
Jason blickte ihn durchdringend an. Sein Widerwille gegen den ehemaligen Gespielen wuchs ins Grenzenlose. In der Tiefe seiner dunkelbraunen Augen loderte ein orangefarbenes Feuer. Doch er durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren. So senkte er die langen Wimpern, um seinen Zorn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dieser kurze Augenblick genügte Xavier. Blitzschnell schlang er seine Arme von hinten um Jason. Ein einziger kraftvoller Ruck genügte und das Horn des Einhorns wurde in Jasons Herz gestoßen. Der sackte zusammen, immer noch mit diesem Funkeln in den Augen, doch unfähig jeder Bewegung.
„Das wirst du büßen“, röchelte er, als sein Körper schon begann, sich aufzulösen.
Doch Xavier lachte nur. Dieses Lachen war das Letzte, was Jason Dawn hörte, bevor er endgültig aufhörte zu existieren. Würde er sich jemals wieder wie ein
Weitere Kostenlose Bücher