Lux Aeterna (German Edition)
versuchen, die Menschen zu unseren Verbündeten zu machen. Ich habe vor, eine neue Berufsgruppe ins Leben zu rufen, um zukünftige Rebellionen dieser Art zu vermeiden“, sagte er dann laut mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme. Der Schalk blitzte aus seinen dunkelblauen Augen und ließ die goldenen Pünktchen darin tanzen.
„Ich weiß zwar nicht genau, was du vorhast… Die Politiker wirst du vielleicht auf unsere Seite bekommen, aber vergiss nicht, wie die Kirche zu uns steht“, warf Jason ein.
„Die spielt schon seit Jahrtausenden ihr eigenes Spiel“, sagte Leander mit einer abwehrenden Handbewegung. „Ich glaube nicht, dass sie sich einmischen wird.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, scherzte Jason und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Ehrlich gesagt, wäre mir was Frisches auch lieber“, merkte er noch an.
„Der hört schon lange nicht mehr auf mich. Und du sei das nächste Mal etwas sorgfältiger bei der Auswahl deiner Opfer“, meinte Leander und spielte damit auf Xavier an.
Jason warf ihm einen strafenden Blick zu.
Für einen Moment zögerte der Halbengel, dann rückte er mit der Sprache heraus.
„Es ist nicht allein deine Schuld, Jason. Ich hätte besser auf dich Acht geben sollen. Du wärst durchaus auch in der Lage, einen Hybridenvampir zu erschaffen. Mit einem einzigen Biss, ohne Blutaufnahme.“
Jason blickte den Atlanter verwundert an. „Und das sagst du mir erst jetzt?“
„Es hat sich eben früher keine Gelegenheit dazu ergeben. Allerdings gelten die Verträge zwischen uns und den Menschen auch für dich. Insofern steht die Wandlung eines Menschen nicht zur Diskussion!“
* * *
Während Jason nach Kanada reiste, bat Leander die Regierungsvertreter der Menschen um ein inoffizielles Zusammentreffen, das eine Woche später, nach einer offiziellen NATO-Vollversammlung in Brüssel, stattfinden sollte. Leander stand hinter dem Rednerpult.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass einer der beiden letzten Vampirfürsten vernichtet wurde. Ein weiterer befindet sich in der Hand von Xavier Dantes.“ Ein missbilligendes Raunen ging durch die internationale Gesellschaft. Leander hob beschwichtigend die rechte Hand.
„Und ich möchte Ihnen mitteilen, dass der erste und einzige legitime Fürst der Neuzeitvampire wieder erweckt wurde und den Vertrag mit Ihren Regierungen zusätzlich ratifiziert hat, so dass unsere Vereinbarungen nach wie vor Geltung besitzen.“
Weitere Einzelheiten verschwieg er wohlweislich. Dennoch zollte man ihm Applaus.
„Um insbesondere die rebellischen Vampire jedoch wieder kontrollierbar zu machen, möchte ich Ihnen einen zusätzlichen Vorschlag machen.“
Gespanntes Schweigen. Man hätte den Aufprall einer Stecknadel auf dem Boden hören können.
„Wir werden uns auf eine langfristige Koexistenz beider Rassen einstellen müssen und, um weiteren Aufständen wegen Frischblut zu begegnen, sollten wir eine Alternative zur bisherigen Praxis finden.“
Unruhe ergriff die Anwesenden. Aber Leander ging darüber hinweg und fuhr fort:
„Wir alle wissen, dass Blut einen internationalen Marktwert hat. Wir wissen auch, dass die Herstellung von Kunstblut sehr aufwändig ist, viel Geld kostet und dennoch zu geringe Mengen liefert, um alle Empfänger zufrieden zu stellen. Durch einige Vampirübergriffe existieren bereits gebissene, aber nicht gewandelte Menschen, auch wenn die Untoten diesen Opfern die Erinnerung mittels Suggestivkraft genommen haben. Einige wurden in früheren Zeiten als so genannte Vertraute in die Diensten der Vampirfürsten gestellt. Diese Zeiten sind nun vorbei. Wenn wir also freiwillige, menschliche Blutspender zulassen, können wir zukünftigen Übergriffen oder gar Tötungen entgegen wirken. Und wer von den Vampiren dann noch jagen will, soll sich an Tiere halten.“
Empörung machte sich breit.
„Grotesk!“, rief jemand in den Raum.
„Das dürfen wir nicht zulassen!“, kam es von anderer Seite.
„So etwas widerspricht jeder Glaubensrichtung“, meldete sich eine Vertreterin der christlichen Parteien zu Wort.
Dieser ungewöhnliche Vorschlag bedurfte einiger Diskussionen, das sah Leander ein. Nach etwa zwanzig Minuten meldete sich der Halbengel als Vermittler erneut zu Wort:
„Die Vampire werden die freiwilligen Provider angemessen entlohnen und ihnen somit eine Existenz verschaffen und zwar ohne Konsequenzen, denn Hybriden können keine weiteren Vampire erschaffen.
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