Lux Aeterna (German Edition)
Denken Sie dabei auch an den wirtschaftlichen Nutzen. Die wandlungsfähigen Vampire werden sich an den Vertrag halten, was die Produktion von Kunstblut um circa siebzig Prozent verringern dürfte. Denken Sie dabei an die Kosteneinsparungen. Bitte überlegen Sie sich meinen Vorschlag und bedenken Sie, dass den Menschen von Seiten der Vampire auch geholfen wurde, als die Gefahr aus ihren eigenen Reihen kam! Vielen Dank.“
Lautes Stimmengewirr begleitete seinen Abgang vom Rednerpult. Die Regierungsvertreter begannen hektisch zu diskutieren. Einige verließen empört den Saal.
Noch war Leander sich nicht sicher, ob die Menschen auf seinen Vorschlag eingehen würden. Aber es wäre nur zu ihrem Besten, davon war er überzeugt. Das Morden würde aufhören, und Jason könnte mit seinen Getreuen für ein geordnetes Zusammenleben beider Rassen sorgen.
Sein Plan könnte funktionieren, denn die Mächtigen dieser Welt würden die Existenz der Vampire ebenso weiter verheimlichen, wie sie die Landung von Außerirdischen vertuschen würden, davon war der Atlanter überzeugt.
Aber soweit war es noch nicht. Erst musste dieser aufsässige Vampirprinz in Paris unschädlich gemacht werden.
* * *
III. Blut und Spiele
Einige Wochen gingen ins Land.
Xavier wog sich in Sicherheit. Dieser Leander hatte sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Vielleicht hatte dieser auch gar kein Interesse mehr an der Fürstin? Xavier Dantes hatte im geräumigen Gästezimmer seines Penthouse-Apartments einen Sarg für Lady Alderley bereitgestellt. Es war erstaunlich einfach gewesen, die Fürstin zu einer längeren Schlafphase zu überreden. Um endlosen Diskussionen und etwaigen Fluchtversuchen aus dem Weg zu gehen, hatte er den Sarg mit Weihwasser besprüht und sie kurzerhand dort hinein verbannt. Sie war in einen langen, tiefen Schlaf gefallen, ein Schutzmechanismus der Vampire, wenn es aus einem Gefängnis kein Entkommen gab. Spielerisch strich der junge Vampir mit seiner Hand über das glatte Nussbaumholz des Deckels.
„Schlaf gut, mein kleines Schneewittchen“, sagte er dabei zärtlich, als spräche er zu einer Geliebten, „so brauche ich dich wenigstens nicht zu füttern.“
Er lachte und beschloss, sich heute Abend zu amüsieren. Seine Begleitagentur hatte drei junge Touristinnen angelockt und für heute eine Party in einer abgelegenen Fabrikhalle organisiert. Sie würden lachen, tanzen, Alkohol trinken und nicht ahnen, dass sie inmitten eines Rudels Raubtiere ihren Spaß hatten. Xavier wollte sich dieses Spiel nicht entgehen lassen und machte sich auf den Weg.
Vom flachen Dach eines heruntergekommenen Lagergebäudes gegenüber der Halle hatte er einen guten Beobachtungsposten. Die hohen, in kleine Rechtecke unterteilten Fenster der alten Fabrik waren teilweise zerstört worden. Dahinter bewegte sich eine Masse leicht bekleideter, junger Körper zum Rhythmus hämmernder Rockmusik. Schwarzlicht ließ die einzelnen weißen Kleidungsstücke bläulich aufblitzen. Ihr Lachen und der dumpfe Bass klangen zu Xavier hinüber.
Plötzlich erlosch das Licht komplett, die Musik lief zwar weiter, aber es war, als hätte sich die Tanzfläche blitzartig geleert. Nur drei weibliche Personen waren noch schemenhaft zu erkennen. Sie liefen verwirrt durch die riesige Halle, in der sie so gut wie nichts sehen konnten. Das plötzliche Verschwinden der anderen Gäste musste ein Schock für sie gewesen sein.
Nur der Voyeur auf der anderen Straßenseite konnte die geschmeidigen Schatten erkennen, die um die Drei herumschlichen, sie langsam voneinander isolierten. Er lächelte. Er konnte die Angst der Opfer bis hierher riechen.
Sie zogen ihre Kreise, jeweils um eine der drei Personen. Als diese hilflos in der Mitte stand, löste sich die Gestalt einer Frau aus dem Schatten am Rande und ging langsam auf das Mädchen zu. Diese schien erleichtert, endlich wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Die Musik wurde wieder lauter, übertönte jedes andere Geräusch. Die Frau aus den Schatten umarmte die andere und Xavier konnte sehen, wie sie erbarmungslos ihre Zähne in den Hals des Opfers schlug. Nun schälten sich nach und nach die Körper der anderen dunklen Engel aus der Nacht, um sich ihren Anteil zu holen. Einer der Vampire hob das geschwächte Wesen schließlich auf seine Arme und trug es davon. Die anderen folgten ihm. Xavier hatte genug gesehen.
Irgendwann würde man vielleicht die drei Leichen finden. Touristen sollten sich eben nicht in baufälligen
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