Lux Aeterna (German Edition)
Mutter hatte auch in einer Band gesungen, sogar recht erfolgreich, aber Celestes Stimme reichte nicht aus, um in ihre Fußstapfen zu treten. Ihr Vater hatte seiner Tochter als Tontechniker viel über Musik und Studioaufnahmen beigebracht, so dass sie nach ihrer Ausbildung zur Europasekretärin noch einige Musikseminare besuchte. Leider war es um die Branche nicht mehr allzu gut bestellt, seit viele Künstler ihre Musik direkt über das Internet verkauften.
Also war sie schließlich als Assistentin bei Mystic Arts gelandet. Durch diese neue Band, die sie gerade vom Flughafen abholen sollte, sah sie ihre Chance, wieder ins direkte Musikgeschäft hinein zu kommen. Bevor sie zum Gate eilte, an dem die Anreisenden aus Orlando landen sollten, machte Celeste sich noch einmal auf der Flughafentoilette frisch. Sie gefiel sich heute.
Lange rotbraune Locken ringelten sich widerspenstig um ihr hübsches Gesicht, in dem zart geschminkte große Augen sie anstrahlten. NATO-Grün nannte sie diese Farbe, ein dunkles, ins Braune gehende Grün. Unwillkürlich musste sie lächeln, schon ihre Mutter hatte ihre Augenfarbe so bezeichnet. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Höchste Zeit!
Hektisch zupfte sie ihr dunkelblaues Kostüm zurecht, schnappte sich Handtasche und den hellen Trenchcoat vom Waschbecken und hastete in ihren Stöckelschuhen zum Gate.
Dort drängten sich bereits einige Leute, um ihre Besucher abzuholen. Vertreter der Presse waren auch darunter. Einige dunkel gekleidete, nervös wartende Teenager an der Absperrung ließen ahnen, warum. Celeste blickte noch einmal nervös auf die Biographie mit den Fotos der fünf jungen Leute, die sie ins Hotel bringen sollte:
Lejla Craven am Keyboard, eine toughe, überschlanke Platinblonde mit sehr kurzen Haaren;
Weston Hayes am Schlagzeug hatte dafür umso längere schwarze oder schwarzgefärbte Haare, das konnte man auf den ersten Blick nicht feststellen;
Miles O’Brian am Bass (der sah wirklich irgendwie irisch aus), ein markanter, dunkelhaariger Typ, der irgendwie nicht in die Gothicszene zu passen schien;
Shane Lansford, ein Gott an der Leadgitarre, ebenfalls mit langen schwarzen Haaren und stets geschminkt; und dann war da noch Jason Dawn, der androgyne Leadsänger, der mit seiner neuen Band die Herzen seiner Fans höher schlagen ließ. Da war etwas in seiner Stimme, dem sich kaum jemand entziehen konnte.
Celeste konnte nicht ahnen, dass sie fünf junge Hybridenvampire abholte.
Schon öffnete sich die Glastür, um die Anreisenden einzulassen. Das Gekreische der Teenies sagte der Künstlermanagerin genug. Gekonnt schlängelte sie sich durch die Menge und stand Jason Dawn direkt gegenüber, dem die Fans hinter der Absperrung ihre Autogrammwünsche entgegenstrecken. „Mr. Dawn?“, fragte sie in perfektem Englisch. „Die Agentur hat mich beauftragt, Sie ins Hotel zu bringen und während Ihrer Europatour zu betreuen. Mein Name ist Celeste Martin.“ Dabei reichte sie ihm höflich die Hand, die er auch ergriff.
Jason blickte sie bei mit einer Mischung aus Neugier und Erstaunen an. Es erstaunte ihn nicht, dass die Agentur eine Frau schickte, sondern dass diese Frau einer anderen glich, die er einmal sehr gut gekannt hatte: Rita Hold. Celeste war nur etwas kleiner und schlanker.
„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Wir sollten uns auch gleich Duzen, wie es in unserer Branche eigentlich üblich ist“, antwortete er in perfektem Deutsch mit leichtem britischen Akzent und lächelte seine zukünftige Tourmanagerin an, deren Herz einen Taktschlag aussetzte. Dieser junge Mann hatte eine Ausstrahlung, der man sich schwer entziehen konnte! Seine Augen schienen bis tief in ihre Seele zu sehen. Celeste räusperte sich.
„Um Ihr Gepäck und Ihre Instrumente habe ich mich bereits gekümmert. Ab morgen früh steht Ihnen ein Tourbus zur Verfügung. Sie haben zunächst zwei Auftritte in Hamburg, bevor es nächste Woche auf Tour geht“, bemerkte sie nun eher kühl und geschäftlich. Dabei hätte sie am liebsten hinzugeführt: „Und ich stehe Ihnen für die nächsten drei Monate zur Verfügung.“ Aber das dachte sie höchstens.
Jasons Mundwinkel zuckten, als er diese Gedanken empfing, dann stellte er ihr die anderen Bandmitglieder kurz vor, die ebenfalls von ausgesuchter Höflichkeit waren, trotz ihrer schwarzen, teils metallverzierten Kleidung und der ungewöhnlich blassen Gesichtsfarbe.
Celeste beschloss, sich in Zukunft dem Kleidungsstil etwas anzupassen. Sie war definitiv
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