Lux Aeterna (German Edition)
vorgibt’ , dachte sie für sich.
„Falls Sie sich morgen mal einen Tag frei nehmen wollen…“, schlug er vor.
„Schon gut, Chef, aber ich denke, wir sollten lieber darüber nachdenken, wie wir den Bericht abfassen – nachdem Jason so drastisch eingegriffen hat.“
Welsch kratzte sich am Kinn. Das tat er immer, wenn er ziemlich ratlos war.
Rita musste lächeln. Beruhigend klopfte sie ihm auf die Schulter. „Uns wird schon was einfallen. Bis morgen dann.“
Wieder saßen der Kommissar und seine Partnerin dem ganz in Schwarz gekleideten jungen Mann gegenüber. Durch seine Kleidung wurde der blasse Teint nur noch mehr betont und die großen, dunklen Augen hervorgehoben. Zwei junge Damen am Nachbartisch warfen ab und zu einen vielsagenden Blick zu Jason hinüber. Rita fand das kindisch.
„Kommen wir also zu Sache“, begann Kommissar Welsch das Gespräch. „Wir können Ihnen natürlich keine Liste mit Namen zur Verfügung stellen.“
„Wie bedauerlich“, warf Jason ein.
„Aber…“, der Kommissar zögerte, „aber wir könnten Ihnen gestatten, uns sozusagen ‚undercover’ bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Was Sie dann mit den Informationen anfangen, die Sie von uns erhalten, bleibt ganz Ihnen überlassen.“
Jason nickte zufrieden. „Das klingt akzeptabel.“
„Wie haben Sie eigentlich offiziell meine kleine Intervention erklärt?“, fragte er dann neugierig.
„Rattenbisse!“, erwiderte Rita kurz.
Jason prustete los. „Nicht schlecht. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Ich hoffe, das war nicht persönlich gemeint.“
„Eine Frage müssen Sie mir noch beantworten“, forderte Rita. „Wieso verwandeln sich Ihre Opfer nicht in weitere Vampire?“
„Diese Art der – sagen wir mal – Vermehrung ist nur wenigen, alten Vampirmeistern vorbehalten. Wir modernen Vampire sind dazu nicht mehr fähig. Wir sind eher so was wie Hybriden.“
Welsch und Rita blickten ihn erstaunt an.
„Es kann nur eine begrenzte Anzahl von uns geben, alles andere wäre selbstzerstörerisch, wie immer in der Natur“, versuchte Jason zu erklären.
„Und wie … ich meine, wie kann man Sie töten?“ Kommissar Welsch versuchte, den Vampir aus der Reserve zu locken.
„Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich Ihnen diese Frage nicht beantworten werde“, grinste Jason.
„Und ich hoffe, dass Sie Ihr Versprechen halten“, meinte der Kommissar.
Jason legte seine rechte Hand auf seine Herzgegend. „Mein Ehrenwort!“, beteuerte er, nicht ohne einen gewissen Spott in seiner Stimme.
Rita seufzte. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm.
* * *
Wenige Tage später erhielt Rita Hold eine Einladung von Jason. Wie es seine charmant-makabre Art war, lag an diesem Tag eine schwarze Rose mit einer Karte vor ihrer Wohnungstür.
‚Na, wenigstens hält er sich mal an menschliche Gepflogenheiten’ , dachte Rita, als sie die Karte öffnete.
„Ich möchte Sie am Samstagabend in meine Welt entführen. Bitte kleiden Sie sich entsprechend. J.D.“, stand dort in kunstvollen Lettern. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Trotzdem konnte Rita eine gewisse Vorfreude nicht verbergen.
In der Cathedrale Noir in der Hamburger Prinzenbar bestand Dresscode. Der Club war ein Insidertipp der Gothic Szene. Rita Hold kam sich in ihrem Alter zunächst einmal völlig deplaciert vor. Dabei fiel sie in dem langen, schwarzen Abendkleid aus Samt, das ihre Figur vorteilhaft umspielte, gar nicht auf. Die teilweise extrem geschminkten Gestalten erinnerten sie aber eher an einen Maskenball. Doch Jason schob sie weiter durch die Menge. Auf der Galerie fanden Sie ein halbwegs ruhiges Plätzchen außerhalb des Getümmels.
Der junge Mann verschwand für kurze Zeit und kam mit einer dunkelhaarigen Schönheit zurück.
„Darf ich vorstellen – Laetitia, eine von uns.“
Rita spürte Unbehagen, doch Jason beruhigte sie. „Keine Angst, es wird Ihnen nichts geschehen. Laetitia wird sich in Zukunft auch an die neuen Regeln halten, das verspreche ich Ihnen.“
Laetitia begrüßte Rita und kam ihr dabei näher, doch trotz ihres Lächelns ging eine Bedrohung von ihr aus. Mittlerweile waren Ritas Sinne dafür geschärft. Im diesem Augenblick fühlte sie sich überhaupt nicht mehr wohl.
„Ihr Boss wollte doch wissen, wie man uns erkennen kann“, flüsterte ihr Jason ins Ohr. Und plötzlich fiel es Rita auf. Der Geruch von Laetitia war der Gleiche wie bei Jason. Ein zarter Duft von Moschus…
Im Nachhinein konnte
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