Lux Aeterna (German Edition)
noch. Sie ließ Rita Hold mit ihren zerzausten Haaren und dem halb verspeisten Frühstücksbrötchen am Küchentisch zurück.
* * *
Die nächsten drei Stunden verbrachte Rita im Internet mit eher verwirrenden Ergebnissen. So kam sie mit Sicherheit nicht weiter. Ihr fiel ein, dass eine frühere Klassenkameradin Archäologin war und griff zum Telefon. Sabine freute sich sehr über den Anruf, verstand aber Ritas Interesse nicht ganz.
„Geweihte Waffen? Also, ich würde da spontan mal an die Tempelritter denken. Das waren sozusagen die ‚Marines’ des Mittelalters.“
„Also Lanze und Schild?“ Rita war jetzt komplett durcheinander.
Sabine lachte „Nein, es gab da auch was kleineres wie Dolche, manche Kreuze waren als Waffen umgeschmiedet worden und ein Teil der Templer-Reiterei war auch ausgerüstet wie die orientalischen Gegner, um deren Kampfestaktik besser begegnen zu können. Nach Türkenart kämpften manche Reiterabteilungen mit Pfeil und Bogen. Bist du etwa auf der Suche nach dem heiligen Gral?“
Normalerweise hätte jetzt auch Rita gelacht, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre. „Und wo kann man so etwas mal sehen?“
„Bei uns in Frankfurt im Museum, sonst höchstens bei Privatsammlern. Vielleicht hast du mal Glück und findest so etwas bei einer Auktion.“
Aber dann konnte es zu spät sein. Ritas Sorge wuchs.
Allein kam sie so nicht weiter, sie musste noch einmal mit Laetitia sprechen und besuchte am folgenden Abend das „Alsterpalais“ in der Alsterdorfer Straße, in dem Laetitia kellnerte. Sinnigerweise lag dieses Restaurant in der Nähe des Friedhofes Ohlsdorf und war im Grunde nur ein wunderschön ausgebautes Krematorium.
‚Eine passende Umgebung für Laetitia und ihre Freunde’ , dachte Rita. Das Essen schmeckte ihr trotzdem köstlich, doch sie wartete nur auf einen passenden Moment, um Laetitia einmal kurz sprechen zu können. Endlich konnte die Kellnerin sich für ein paar Minuten loseisen.
„Ich brauche noch ein paar Einzelheiten“, flüsterte Rita ihr zu. „Mit dieser Waffe bin ich keinen Deut weiter gekommen.“
„Sie brauchen etwas, das älter ist als dieser Vampir“, wisperte die hübsche Italienerin zurück und kassierte Ritas Tisch ab.
„Was ist mit einem Kreuz?“, fragte Rita leise.
Laetitia lächelte sarkastisch. „Unter dem Kreuzsymbol sind Hunderttausende gestorben! Es ist zum Symbol der Macht der Kirchen mutiert. Denken Sie mal nach! Ein Kreuz kann einen so alten Vampir bannen, aber nicht vernichten.“
Dann gab sie ihr zusammen mit dem Wechselgeld etwas Metallisches, Spitzes in einem Samtbeutel. „Was ist das?“
„Ein Amulett der Göttin Hekate, der Göttin der Magie, so alt wie die Menschheit selbst.“ Damit ließ sie Rita genauso verwirrt stehen wie bei ihrem ersten Besuch.
Die rational denkende Polizistin konnte mit dieser „anderen“ Welt nicht viel anfangen. Da ging es ihr genauso wie ihrem Chef, dem sie übrigens immer noch nichts von Laetitias Warnung erzählt hatte.
Über all die Jahrhunderte war der adelige Polignac zu einem der mächtigsten Vampire der alten Rasse geworden, einem Liebhaber der Nacht, in der er sein Unwesen bevorzugt auf den Schlachtfeldern und in den Hospitälern trieb.
Polignac schenkte dem verletzten Jason Dawn damals die Unsterblichkeit und ein neues Leben mit Augen, die auch in tiefster Nacht sehen konnten. Zunächst war Jason seinem Erschaffer auch durchaus dankbar gewesen, doch je öfter er Zeuge von dessen Macht- und Blutgier wurde, desto verbitterter wurde er. Er schwor sich, niemals so zu werden wie der Franzose.
Nach nunmehr siebenundachtzig Jahren begegneten sie sich wieder – in einer alten Villa am Stadtrand von Hamburg.
„Wie ich sehe, kommst du mit den heutigen Gegebenheiten gut zurecht.“ Dominique Polignac umkreiste Jason wie ein Raubtier auf Beutezug.
Dieser ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er behielt seinen Erschaffer im Auge. „Ich gebe zu, dass sich ganz neue Möglichkeiten anbieten“, antwortete er kurz angebunden. Er wusste, dass Polignac auf die neuen Eigenschaften der Vampire dieses Jahrhunderts ansprach, wie die Unempfindlichkeit gegen Tageslicht. Ebenso wusste er, dass Polignac neidisch auf diese Anpassung war, die er nicht mehr erringen konnte.
„Also, jagst du noch?“ Dominiques kalte, blaue Augen blitzten auf bei der Frage.
Jason wählte seine Worte sorgfältig. Er wusste, dass er bei einem offenen Kampf den kürzeren ziehen würde. „Meine Opfer
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