Lux Aeterna (German Edition)
„Du vergisst wohl, dass ich einer der besten Genetiker in Europa bin. Und meine Ergebnisse können sich sehen lassen. Schau mich nur an. Die meisten Leute halten mich für gerade Vierzig.“
„Schon, aber…du solltest diese Selbstversuche lassen. Den Alterungsprozess aufzuhalten ist eine Sache, aber ewiges Leben etwas anderes…“
„Schluss jetzt, willst du nun mitmachen oder nicht? Wenn wir diesen Auftrag annehmen, wirst du wenig Zeit für Nicole haben, das sage ich dir gleich. Und wenn du nicht dabei sein willst, muss ich mir einen anderen Assistenten suchen.“ Die Kompromisslosigkeit seines Vaters war Daniel schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Andererseits war dieser dadurch zu einem der anerkanntesten Forscher geworden.
„OK, ich sage Nicole, dass wir uns einige Zeit nicht sehen können. Sie hat sowieso im Krankenhaus viel zu tun und ist froh, dass ihre Mutter ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen hilft.“
Professor Reimann sah seinen Sohn prüfend an. „Ich hoffe doch, du erzählst ihr nichts von unseren neuen Forschungen. Wir haben eine Geheimhaltungsklausel unterzeichnet.“
„Natürlich nicht, Vater, wofür hältst du mich?“, Daniel war empört. Dass sein Vater ihn immer noch wie einen kleinen Jungen behandeln musste!
„Und du willst mir wirklich nicht sagen, woher die Forschungsgelder stammen?“, fragte er.
„Später, mein Sohn, später!“ Damit wandte sich Professor Reimann wieder seinem Steak zu, das fast kalt geworden war.
* * *
In dem feuersicheren Safe im Labor lagerten nicht nur Substanzen mit unaussprechlichen Namen, sondern auch einige große braune Umschläge mit einem seltsamen Wappen.
„Was soll das sein?“, fragte Daniel und wies auf den Stapel Umschläge. „Ein Skorpion?“
Sein Vater kam hinzu.
„Das, Daniel“, sagte er mit wichtiger Stimme, „sind unsere Forschungsergebnisse, die wir vierteljährlich einreichen müssen. Und dieses Tier hier“, er zeigte auf das Wappen, „ist ein Trilobit.“ „Das sind doch diese versteinerten Urviecher“, meinte Daniel verblüfft.
„Ja, über fünfhundert Millionen Jahre alt. Etwas, das für die Ewigkeit erhalten wurde und der Name einer sehr alten Geheimgesellschaft. Und jetzt solltest du das alles ganz schnell wieder vergessen, sonst bringst du dich noch in Gefahr.“
„Das sind unsere Auftraggeber?“ Daniel schüttelte den Kopf. „Wer weiß, was das für Leute sind!“
Sein Vater wurde zornig. „Diese Leute ermöglichen uns Forschungen, wie sie nicht einmal die Regierung durchführen könnte, und diese Leute haben mehr Macht als unsere Regierung! Um diese Geräte beneiden uns die besten Institute der Welt.“
Stolz wies Professor Reimann auf das Labor, das wirklich mit hochmodernen und mit fast utopisch anmutenden Geräten ausgestattet war. Bunte LED-Leuchten wiesen darauf hin, dass viele davon automatisch arbeiteten. Damit war wenig Personal erforderlich.
„Alles schön und gut“, meinte Daniel jetzt, als er den Safe wieder schloss. „Du weißt aber auch genauso gut wie ich, dass einige dieser Untersuchungen an die Grenze der Legalität stoßen. Das Material, das wir bekommen, stammt bestimmt nicht aus offiziellen Quellen.“
Professor Reimann packte seinen Sohn an den Schultern. „Und was, wenn wir Erfolg haben, Daniel? Wenn wir den Tod besiegen können? Wenn wir bestimmen können, wer wie lange lebt? Wir sind bereits so nahe dran. Seit Jahren arbeiten wir hier zusammen, und du willst jetzt alles in Frage stellen? Sei nicht dumm, du weißt, dass es mir nicht ums Geld geht. Mich interessieren allein die Ergebnisse!“
Daniel nickte ergeben. Sein Vater ließ ihn los.
„Ich sehe, du verstehst, und jetzt lass uns wieder an die Arbeit gehen. Und kümmere dich um die Versuchstiere! Ich will morgen die ersten Tests mit dem neuen Impfstoff machen. Und ich brauche Nachschub!“
* * *
„Allgemeine Verkehrskontrolle“, mit diesen freundlichen Worten begrüßte der Verkehrspolizist Ingo Schulz den jungen Mann, der gerade mit dem Ford Kombi seines Vaters stadtauswärts fuhr. „Bitte die Fahrzeugpapiere und dann zeigen Sie mir mal Ihr Warndreieck.“
Daniel Reimann blieb nichts anderes übrig. Als Wachtmeister Schulz die blauen Säcke auf der Ladefläche sah, bat er den jungen Forscher, ihm den Inhalt zu zeigen. Daniel überlief es heiß und kalt. Er öffnete den ersten der vier blauen Müllsäcke. Sein Inhalt bestand aus toten Tieren: Ratten,
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