Lux Aeterna (German Edition)
Totenschein steht Herzinfarkt“, erwiderte Welsch mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. Natürlich hatte er das bereits recherchiert.
„Na toll, um sie zu überführen, müssten wir Steve Wyatt exhumieren. Und bis wir da drüben die Genehmigung kriegen, das kann dauern.“
„Wir müssen einen anderen Weg finden“, überlegte Welsch, und beide verfielen wieder ins Grübeln.
„Wer erbt eigentlich den ganzen Nachlass von diesem Julius?“, fragte Rita einige Zeit später.
„Keine Ahnung. Soviel ich weiß, gibt es kein Testament. Der Mann hat immer nur für das Heute gelebt. Außerdem hat er keine Familie mehr.“
„Und sein Kind hat er niemals anerkannt.“
„Sie denken, das ist ein Motiv, die Bilder zu vergiften?“
„Eines von vielen“, erklärte Rita. „Diese Frau ist so voller Hass und Wut.“
„Und dabei unheimlich clever“, gab Kommissar Welsch zu. „Aber irgendwie kann ich sie auch verstehen.“
Rita blickte ihren Chef verblüfft an.
„Na ja, bei allem, was sie so durchgemacht hat.“
„Dann müssten ja alle Slumbewohner zu Mördern werden“, sagte Rita verächtlich. ‚Typisch, bei einem so hübschen Ding haben plötzlich alle Verständnis’ , dachte sie und vergrub sich in ihre Akten.
„Fakt ist“, begann Kommissar Welsch wieder, „dass wir keine Beweise haben, die den Staatsanwalt überzeugen könnten, Anklage zu erheben.“
Rita blickte erneut von ihrem Schreibtisch auf. „Wie hat sie eigentlich ihren Vater umgebracht? Das Gift muss doch in die Blutbahn gelangen, um zu wirken. Und ein Gemälde wurde im Hotel nicht gefunden!“
Ihr Chef wühlte daraufhin in den Papierbergen auf seinem Schreibtisch nach dem Bericht des Gerichtsmediziners und warf nochmals einen Blick hinein. „Dr. David hat eine winzige Einstichstelle in Höhe des Brustbeins gefunden“, sagte er schließlich.
„Eine Spritze?“, mutmaßte Rita.
„Unwahrscheinlich!“
Der Kommissar nahm eine Lupe zur Hand und betrachtete nochmals eingehend die Fotos vom Tatort. „Sehen Sie sich das mal an! Hier neben der Leiche!“
Rita trat hinter ihn. „Sieht aus wie eine Schmuckschatulle von einem Juwelier.“
„Und hier haben wir den Übeltäter“, dabei wies Welsch auf eines der Fotos, das die Leiche zeigte. „Eine Krawattennadel!“, rief Rita aus. „Sie hat die Nadel mit dem Gift präpariert, ihrem Vater zum Geschenk gemacht und brauchte bloß abzuwarten, bis er sich damit irgendwann einmal stach. So ein raffiniertes Biest!“
„Wahrscheinlich hat sie gar nicht mit einem so frühen Ableben gerechnet“, meinte Welsch. Dann griff er zum Telefon, um in der Asservatenkammer Bescheid zu sagen, dass man die Sachen von Julius van Hooren nicht anrühren sollte.
„Tut mir leid, Herr Kommissar“, sagte der Beamte, „aber die Sachen wurden heute Vormittag bereits abgeholt. Von seiner Tochter!“
Welsch knallte den Hörer auf. „Verdammt! Das muss kurz nach meinem Gespräch mit der Kleinen gewesen sein. Jetzt haben wir wieder nichts in der Hand! Los, Rita, beeilen Sie sich!“ Welsch stürzte aus dem Zimmer.
Rita schnappte sich hastig im Vorbeigehen ihren Mantel. „Wo wollen wir denn hin, Chef?“
„Zum Flughafen!“
Die Maschine nach Bogota war gerade gestartet. Rita hatte ihren Chef noch nie so fluchen gehört, als sie das Flugzeug abheben sahen.
„Das darf doch nicht wahr sein! Die kriegen wir aus Kolumbien nie wieder raus!“
Die Partnerin des Kommissars strich sich mit einer Hand die Locken aus dem Gesicht und sah der Boeing nach. Sollte diese Frau wirklich mit all ihren Morden davon kommen? Niemals! Es musste eine Möglichkeit geben, diese Mörderin ihrer gerechten Strafe zuzuführen!
Rita Hold war über ihre eigene Idee erschrocken.
In dieser Nacht bekam die attraktive Polizeibeamtin Besuch von einem alten Bekannten. Ohne viel Worte zu machen, übergab sie Jason Dawn ein Foto von Angelina Castillo. Trotzdem quälten sie Gewissensbisse, denn Rita wusste genau, wen oder besser, was sie Angelina auf den Hals hetzte. Kreaturen, denen kein Gift auf dieser Welt etwas anhaben konnte, weil sie eigentlich schon tot waren!
Jason spürte Ritas Unsicherheit „Bist du wirklich sicher, dass wir uns darum kümmern sollen?“, fragte er sie eindringlich. Sie nickte nur stumm.
* * *
Als die Maschine auf dem Flughafen El Dorado in Bogota landete, war es spät in der Nacht. Trotzdem herrschte ein reges Kommen und Gehen in und um das Gebäude.
Angelina war todmüde von dem langen
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