Lux Aeterna (German Edition)
Ratten hatten das Experiment überlebt. Professor Reimann wies stolz auf diese Überlebenden.
„Na, was sagst du nun? Die beiden erneuern ihre Zellen in dem gleichen Tempo, wie sie absterben. Sie sind schon als Rattensenioren gekommen und sozusagen keinen Tag älter geworden und zwar ohne dass sie körperlich irgendwelche Alterserscheinungen aufweisen! Die Gesellschaft will uns morgen einen alten Berberaffen schicken, mal sehen, wie das Mittel bei Primaten wirkt.“
„Das funktioniert aber nur bei gesunden Tieren“, warf Daniel ein.
Reimann nickte. „Stimmt, wir können keine Krankheiten mit dem Impfstoff heilen, aber wir können das Leben selbst bald bis ins Endlose verlängern.“
„Ob das so erstrebenswert ist?“, murmelte sein Sohn.
Reimann blickte ihn fragend an.
„Was ist mit den Nebenwirkungen?“ Die Skrupellosigkeit, die sein Vater an den Tag legte, ließ Daniel mehr und mehr an dem Projekt zweifeln. „Die anderen Ratten sind alle an Stoffwechselstörungen krepiert. Der Körper ist kollabiert. Das Zeug ist noch viel zu wenig erforscht. Wir sollten die Ergebnisse noch nicht rausgeben.“
Sein Vater schüttelte den Kopf. „Die Gesellschaft erwartet unseren Bericht in zwei Wochen. Bis dahin müssen wir Ergebnisse vorweisen können.“
Daniel sah, dass sein Vater sich in diese Aufgabe verbissen hatte, und es war besser, er widersprach nicht länger. Doch sein Misstrauen wuchs. Er spürte, dass diese geheime Organisation mit Namen Trilobit seinen Vater unter Druck setzte. Seit fast einem Jahr hatte dieser seine Vorlesungen und Studenten vernachlässigt und nur noch sporadisch unterrichtet.
Seltsamerweise kam aber von der Universität keinerlei Reaktion. War die auch schon unter diesen unheilvollen Einfluss geraten sind? Manchmal fühlte er sich sogar beobachtet, wenn er durch die langen Flure ging. Jedenfalls würde er heilfroh sein, wenn dieses Projekt beendet war und er wieder ein normales Leben führen konnte. Er ahnte nicht, dass dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen würde…
* * *
Kommissar Welsch las die neu eingetroffenen Akten auf seinem Schreibtisch durch. Darunter befand sich auch der Bericht des Gerichtsmediziners, der sich die toten Versuchstiere mal vorgenommen hatte.
„Unbekannte Substanzen“, murmelte Welsch und kratzte sich am Kinn. „Der Rest ist aus der Anti-Aging-Medizin bekannt. Was soll das?“, fragte er dann laut. „Sind jetzt schon die Studenten im Jugendwahn?“ Er verstand die Welt nicht mehr.
Rita Hold kam hinzu. „Vielleicht irgendein Projekt für die Kosmetikindustrie“, meinte sie. „Die beauftragen schon mal Universitäten mit Forschungen.“
Welsch zeigte ihr den Bericht. „Das Zeug wurde den Tieren gespritzt. Später sind einige dann sorgfältig zerlegt worden.“
Rita ekelte sich, als sie die Bilder sah, obwohl ihr der Anblick von Leichen vertraut war.
Dann kam Kommissar Welsch ein Gedanke. „Da werden doch nicht unsere Freunde dahinter stecken?“
Die hübsche Polizistin wusste genau, wen er meinte. „Warum sollten sie, die altern doch eh nicht mehr“, antwortete sie lapidar.
„Vielleicht würden sie es ja gerne wieder“, grinste Welsch zynisch. „Aber wo wir gerade davon sprechen. Vielleicht könnten die für uns was herausfinden. Die kommen doch auch in ein Labor, nehme ich an.“
Rita fand die Idee gar nicht schlecht. Sie beschloss, Jason Dawn in diesen Fall mit einzubeziehen.
Aber mit dem, was ihr der junge Mann nach zwei Tagen überbrachte, konnte sie nichts anfangen. „Das lag auf einem der Labortische“, sagte er und überreichte ihr einen großen braunen Umschlag mit einem seltsamen Wappen in der linken, oberen Ecke.
„Was ist das?“
Jason konnte sich eine spitze Bemerkung wieder nicht verkneifen. „Etwas, das auch nicht mehr lebt und für die Ewigkeit erhalten blieb: ein Trilobit!“
Rita war verwirrt.
Was hatte ein Urzeitkrebs mit toten Versuchstieren zu tun?
„Sieh dir den Inhalt mal an“, forderte Jason sie auf.
Rita überflog die vier computergeschriebenen Seiten auf edlem Briefpapier mit dem gleichen Wappen oben in der Mitte. Ihr Gesicht verlor an Farbe. Und das gleiche geschah mit dem von Kommissar Welsch, als sie ihm den Umschlag samt Inhalt zeigte.
„Wer gibt so etwas in Auftrag? Das ist ungeheuerlich!“ Welsch war empört.
Jason hatte sich zurückgehalten, bis der Kommissar zu Ende gelesen hatte. „Haben Sie sich mal überlegt, was geschieht, wenn die anfangen, mit Menschen zu
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