Lux Aeterna (German Edition)
gerne ewig jung bleiben würden.“ Jasons Stimme klang leise, voll unterdrücktem Zorn.
„Sehen Sie, Herr ….“ Keine Antwort. „Na, wie auch immer, die chemische Industrie arbeitet doch schon seit Jahren an dieser Thematik und besonders die weibliche Kundschaft“, er lächelte dabei Rita an, „ist bislang für die Ergebnisse äußerst dankbar.“
Jason konnte sich jetzt nur schwer beherrschen, doch der Kommissar griff ein, bevor der junge Mann etwas Unüberlegtes sagen oder tun konnte.
„Und was, Professor Reimann, kostet die Unsterblichkeit bei Ihnen?“
* * *
„Eine solch massive Zellveränderung habe ich noch nie gesehen“, sagte Nicole, als sie die Untersuchungsergebnisse durchlas.
„Willst du damit sagen, dass ich Krebs habe?“, fragte Daniel erschrocken.
„Nein, das ist es nicht … es ist nichts, was ich kenne. Deinem Blutbild nach müsstest du weit über siebzig Jahre alt sein. Deine Zellen sterben und erneuern sich in einem rasanten Tempo, um diesen Zustand zu erhalten. Aber du bist doch erst Vierundzwanzig.“ Nicole schüttelte den Kopf.
Sie sah nicht, dass Daniel blass geworden war. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Konnte es wahr sein? Hatte sein eigener Vater ihn mit dieser Substanz infiziert? Alles um ihn herum begann sich plötzlich zu drehen. Nicole rief noch laut seinen Namen, aber da lag er schon ohnmächtig am Boden.
Das Piepsen des Herzfrequenzmonitors war das erste, was Daniel hörte, als er auf der Intensivstation wieder zu sich kam. Seine sonst so neugierigen jungen Augen waren getrübt. Die Sehkraft hatte stark nachgelassen. Er hatte doch bislang nie eine Brille gebraucht! Wer war die Frau, die da an seinem Bett saß und ihm die Hand hielt? Den Mann in der Ecke seines Zimmers konnte er nur als Umriss erkennen. Dieser Mann hatte Tränen in den Augen. Es war sein Vater.
Nicole blickte sich jetzt hilflos zu Professor Reimann um. Auch sie weinte.
„Er sieht mich an wie eine Fremde. Ich habe keine Ahnung, was ihm fehlt. Er sieht äußerlich aus wie das blühende Leben, aber seine Organe sind die eines Greises. Zellen, die absterben, werden sofort erneuert, wie eine Endlosschleife. Er ist wie …“ Ihr fehlten die Worte.
„Lebendig versteinert“, murmelte Professor Reimann so leise, dass Nicole es nicht hören konnte. „Sag mir bitte Bescheid, wenn sich eine Veränderung einstellt. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen.“ Dann verließ er eilig das Krankenzimmer.
Nicole lief ihm noch auf den Flur nach und rief hinter ihm her: „Wie soll das gehen, Professor? Ihr Sohn wird den Rest seines Lebens so verbringen!“
Sie ahnte nicht, wie lange dieses Leben dauern würde! Professor Reimann begann zu laufen. Nur raus hier!
Als er durch die Drehtür das Krankenhaus verlassen hatte, schlug er die Hände vor das Gesicht. Was hatte er nur getan? Warum gerade sein Sohn?
Wieder zuhause fand Professor Reimann noch einen dieser großen, braunen Umschläge mit dem wohlbekannten Wappen in seinem Briefkasten. Er riss ihn auf.
Die Organisation wollte, dass er seine Forschungen fortsetzte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie ihn nie in Ruhe lassen würden. Er hatte ihnen seine Seele verkauft.
* * *
Professor Reimann konnte nicht wissen, dass er während der ganzen Zeit beobachtet worden war. Jason Dawn, selbst ein unsterbliches Wesen, war ihm ins Krankenhaus wie auch nach Hause gefolgt. Jetzt überlegte er, ob er den Kommissar und Rita einweihen sollte. Reimann saß auf dem Sofa und blickte ins Leere. Der Umschlag lag zu seinen Füßen.
Wenig später berichtete Jason im Kommissariat, was geschehen war. „Er hat seinen eigenen Sohn geopfert? Dieser Wahnsinnige!“, rief Welsch aufgebracht.
„Chef, wir können ihm nichts beweisen. Das sind Mutmaßungen. Es gibt höchstens Indizien!“
„Das ist ja das Schlimme und wenn seine Auftraggeber wirklich so einflussreich sind, dann werden die alles und jeden verschwinden lassen.“
„Es sei denn“, warf Jason ein, „ wir lassen ihn verschwinden.“
Rita schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, Jason, damit bringst du diese Leute auf eure Spur!“
Leider hatte die hübsche Assistentin Recht, es sei denn …
Nach der Vorlesung rief der Professor eine seiner neuen Studentinnen zu sich. „Laetitia, Sie zeigten doch ein besonderes Interesse an der Genetik. Hätten Sie nicht Lust, mir in meinem Labor zu assistieren? Mein Sohn hatte vor kurzem einen tragischen Unfall. Und ich könnte Hilfe
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