Lux Aeterna (German Edition)
gebrauchen bei den Versuchen“, fragte er sie.
Die hübsche Italienerin mit den langen dunklen Haaren tat geschmeichelt.
„Sie müssten allerdings viel Zeit aufbringen. Ein Privatleben werden Sie kaum mehr haben“, warnte der Professor sie mit einem süßsauren Lächeln.
„Oh, das macht nichts, Professor Reimann. Ich freue mich, dass ich so viel von Ihnen lernen darf.“
Der Professor blickte sie prüfend an. Es war ein seltsamer Blick, den er da von der jungen Frau auffing. Ulrich Reimann atmete tief durch.
„Kommen Sie, vielleicht kann ich Ihnen ja eines Tages zeigen, wie man ewig jung bleibt!“
Laetitia folgte ihm mit einem geheimnisvollen Lächeln. Sie wusste über dieses Thema mehr als jeder andere!
„Berühmter Genforscher im Koma“ titelte die Boulevardpresse am darauf folgenden Tag.
„Professore Reimann wird nur noch von Maschinen am Leben erhalten“, berichtete Laetitia dem Kommissar am Telefon mit ihrem leichten Akzent in der Stimme. „Er ist in der letzten Zeit sehr gealtert.“
(8) Laetitias Geheimnis
„Was geschieht eigentlich, wenn ein Lichtwesen freiwillig in die Dunkelheit flüchtet?“, überlegte Jason Dawn laut, als er wieder einmal zu Besuch bei seiner Bekannten und Mitvampirin Laetitia war.
„Oh, der große Philosoph kommt wieder zum Vorschein“, schmunzelte diese.
Sie saßen gemeinsam auf dem Balkon von Laetitias geräumigem Apartment in Ohlsdorf und tranken ein Glas Wein vermischt mit dem künstlichen Blut, mit dem die registrierten Vampire versorgt wurden. Laetitia war als Bezugsperson erfasst. Jason nicht.
Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden, und ein paar Windlichter spendeten romantisches Kerzenlicht in der angenehm warmen Sommernacht.
„Worauf hoffst du, oder redest du von der Kommissarin?“, hakte die hübsche Italienerin mit den langen, schwarzen Haaren nach.
„Hoffen“, wiederholte Jason leise. „Hoffnung ist ein großes Wort für uns Vampire. Außerdem ist sie noch keine Kommissarin“, fügte er hinzu.
„Freiwillige Opfer wirst du jedenfalls nicht finden, es sei denn, du setzt deine Kräfte ein“, erwiderte die junge Frau und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Dann blickte sie zu ihrem Besucher hinüber. „Mit deinem Aussehen dürfte das aber auch so kein Problem sein“, ergänzte sie.
In der Tat hatte der junge Engländer mit den sanften Gesichtszügen und den halblangen, dunkelbraunen Haaren eine enorme Anziehungskraft, allerdings nicht nur auf Frauen. Vielleicht war es das Zigeunerblut in ihm, das ihm etwas Mysteriöses verlieh, wo immer er erschien. Das war schon damals so gewesen, als er als Rocksänger auf der Bühne gestanden hatte und mit seiner Band die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte.
Vielleicht waren es aber auch nur die schön geschnittenen, großen Augen, in dessen samtbrauner Schattenwelt sich jeder verlor, der hineinsah. Die hatten auch Rita Hold, die Kripobeamtin, eingefangen und nie wieder losgelassen.
Laetitia spürte, dass Jasons Hunger sich nicht rein auf Blut bezog.
Vorsichtig legte sie ihre zarte Hand auf die Seine. „Wir sind zwar nur Freunde, aber …“
Jason verstand auch ohne, dass sie den Satz vollendete. Lächelnd winkte er ab.
„Du bist eine bezaubernde Frau“, gestand er ihr. „Uns es fällt mir nicht leicht zu widerstehen, doch ich möchte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen.“
Das war wieder typisch Jason. Laetitia nickte. In der Dunkelheit konnte man nicht erkennen, ob sie nun erleichtert oder gekränkt war. Ihre schwarzen Augen blickten erneut in den Sternenhimmel, als ob sie dort etwas suchen würde.
„Ich werde dir jetzt etwas erzählen, was ich noch niemandem anvertraut habe“, begann sie zögernd wieder ihre Unterhaltung. „Als ich damals vom Tod meines Sergio erfuhr und mich von dieser Brücke stürzen wollte, war ich schwanger.“
Jason sah sie erstaunt an. „Und Orsini hat dich trotzdem gewandelt?“
Laetitia schüttelte den Kopf. „Er wusste es nicht. Niemand wusste es, nicht einmal ich. Es muss passiert sein, als mein Verlobter einen kurzen Fronturlaub bekam. Nachdem er zurück in den Kampf zog, fiel er nur einen Tag später.“
Jetzt war es Jason, der seine Hand auf die ihre legte. „Es tut mir so leid. Wir scheinen fast ein ähnliches Schicksal zu haben.“
„Ja, bei uns beiden war es der Krieg, der uns im Grunde unsere Menschlichkeit geraubt hat“, erwiderte die junge Frau leise.
„Was ist dann geschehen?“, wollte
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