Lux Aeterna (German Edition)
Kommissar nach.
Rita lächelte gequält.
Welsch lenkte ein. „Lassen Sie nur. Es ist Ihre Zukunft und Sie werden schon die richtige Entscheidung treffen. Sie sind schließlich eine intelligente junge Frau.“ Sein Tonfall war fast väterlich.
Rita haderte bereits seit Tagen mit sich selbst und sie war froh, dass Jason sich in der Zwischenzeit nicht mehr gemeldet hatte. Obwohl sie ihn auch irgendwie vermisste.
Inzwischen nahm ein neuer Fall die Aufmerksamkeit der beiden Kriminalbeamten in Anspruch. Im Kiez kursierte eine neue Designerdroge mit verheerenden Auswirkungen. Es hatte bereits mehrere Tote gegeben. Bei dieser Droge handelte es sich um eine neue Variante von Crystal, ihr Name in der Szene war „Voodoo Call“. Die betroffenen Menschen wurden willenlos wie Zombies, sehr schnell abhängig und litten unter Identitätsverlust. Später kamen schwere Depressionen und erhöhte Suizidgefahr hinzu. Die Triebhaftigkeit wurde immens gesteigert, genauso wie Aggressionen, die oft in extremen Gewaltausbrüchen endeten. Hinzu kam, dass die Lebenskraft der Konsumenten rasant abnahm. Ursprünglich hatte man im Zuhältermilieu diese Droge eingesetzt, um illegal eingeschleuste Frauen für die Prostitution gefügig zu machen. Deshalb liefen die Untersuchungen im Drogendezernat auf Hochtouren. Man hatte zusätzliche Beamte angefordert, so dass sich auch Kommissar Welsch und Rita Hold mit dieser Sachlage auseinander setzen mussten. Im Augenblick konzentrierte man sich auf Schleuserbanden aus Osteuropa, denn Crystal war über Tschechien bereits schon einmal nach Deutschland hineingeschwemmt worden. Dr. David hatte festgestellt, dass das Zeug nicht nur in Pillenform, sondern auch in flüssiger Form konsumiert wurde.
* * *
Gemeinsam mit zwei Kolleginnen und einem Kollegen, der sich als ihr Zuhälter getarnt hatte, war Rita Hold in das Milieu eingeschleust worden. Der Job war gefährlich, nicht nur wegen der Drogen. Es galt, nicht nur aufdringliche Freier abzuwimmeln, sondern auch etwas in Erfahrung zu bringen von den „echten“ Prostituierten. Alles schien auf die neu eröffnete Bar „Nostradamus“ als Quelle für die neue Droge hinzudeuten.
Ein ziemlich junges Mädchen saß an diesem Abend an der Bar, sie wirkte geistesabwesend und rührte in ihrem Drink. Rita konnte beobachten, wie der Barmixer etwas in den Cocktail geschüttet hatte, aber sie konnte nicht erkennen, was, genauso gut hätte es eine Zutat sein können. Im Augenblick waren ihr die Hände gebunden.
Plötzlich ertönte eine raue Männerstimme hinter ihr.
„Wenn das nicht unsere hübsche Kommissarin ist…“ Rita kannte diese Stimme. Sie gehörte Eddy Heinrich, der schon mehrmals wegen Zuhälterei und Menschenhandels eingesessen hatte. Zu allem Unglück hatte er auch sie erkannt. Mit einem dreckigen Lächeln legte er den tätowierten Arm um sie und führte sie zur Bar. Es herrschte ein regelrechtes Gedränge in diesem Club. Wo waren die Kolleginnen? Die waren im letzten Lokal doch noch hinter ihr gewesen.
„Sie sehen ja ganz reizend aus in diesem Outfit“, bemerkte er und schnalzte anerkennend.
Rita war gar nicht wohl zumute. Sie machte gute Miene zum bösen Spiel.
„Schon wieder draußen, Eddy?“, zischte sie.
Eddy lachte, dass sein Bierbauch wackelte. In seinem kurzärmeligen Hemd und der Goldkette um den Hals sah er eher aus wie ein schmieriger Entertainer.
„Kommen Sie, Frau Kommissar, zur Feier des Tages, lade ich Sie auf einen Drink ein, eine Spezialität des Hauses.“ Er gab dem Barkeeper ein Zeichen und dieser mixte einen jener exotischen Cocktails, die hier ein Vermögen kosteten.
Rita setzte sich zwangsläufig auf einen der Barhocker und achtete darauf, dass ihr kurzer Rock nicht zu hoch rutschte. Ihr war die ganze Sache furchtbar peinlich, doch sie war schließlich bei der Kriminalpolizei und musste jetzt Eddy bei Laune halten, damit dieser ihre Identität nicht überall herumerzählte, sonst wäre der ganze Einsatz gefährdet gewesen. Der Zuhälter stand immer noch zu dicht bei ihr und nötigte sie jetzt mehr oder weniger, den Drink zu probieren. Und der hatte es in sich! Als Rita vom Barhocker kippte, fing der dicke Eddy sie auf und trug sie durch die Hintertür hinaus.
Als sie erwachte, konnte sie sich nicht einmal daran erinnern, wer sie war, was sie auf diesem durchgelegenen Bett machte, noch, welcher Tag heute war. Sie verspürte weder Hunger noch Durst, nur Schwindel und eine seltsame Leere in sich. Es
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