Lux Aeterna (German Edition)
klopfte und eines der Barmädchen brachte ihr das Frühstück hoch.
„Danke!“, murmelte Rita nur und versuchte verzweifelt, einen klaren Kopf zu bekommen.
„Bild dir bloß nicht ein, dass es das jeden Tag gibt. Der Eddy sagt, du bist die Neue und wir sollen dir den Start so schön wie möglich machen. Hast so was wohl noch nie gemacht, was?“, sagte die auffällig geschminkte Blondine, die sich als Chantal vorstellte. „Na ja, ich seh schon“, sagte sie jetzt, als sie sah, dass es Rita nicht gut ging. „Aller Anfang ist schwer und was tut man nich alles für Geld! Ich hab auch mal so angefangen. Gewöhnste dich schon dran.“ Mit diesen mehr oder weniger tröstenden Worten verzog sich die Lady wieder.
Rita stand auf und ging zum Fenster. Offenbar befand sie sich in einem Dachgeschoss, sie sah auf einen großen Garten vor dem Haus. In welchem Stadtteil war sie bloß? Von der Straße her waren kaum Geräusche zu hören. Sie blickte an sich herunter. Was war das bloß für eine Kleidung? Hatte sie so was immer schon getragen? Sah ja furchtbar aus. Wenn sie sich nur an irgendetwas erinnern könnte! Sie nahm einen Bissen zu sich, um den komischen Geschmack in ihrem Mund zu betäuben, und wollte anschließend das Zimmer verlassen, doch es war abgeschlossen.
Sie begann zu rufen und gegen die Tür zu hämmern. Minutenlang. Doch es half nichts. Sie war eine Gefangene. Das Handy hatte man ihr aus der Tasche genommen und ein Telefon gab es nicht. Die Schwindelgefühle verstärkten sich wieder. Sie musste sich hinlegen. Irgendwann war sie vor Erschöpfung eingeschlafen.
* * *
„Was soll das heißen, Sie haben Rita aus den Augen verloren?“, Kommissar Welsch verlor die Beherrschung. Das hatte er seinem Bluthochdruck zu verdanken.
Die drei anderen Undercover-Polizisten standen schuldbewusst vor ihm. „Drehen Sie jeden Stein im Kiez um und holen Sie mir bloß das Mädel da raus!“ Welsch fiel zurück in seinen Bürostuhl und schluckte eine seiner Tabletten. Diese Unfähigkeit war einfach nicht zu ertragen. Wie konnte man bei so einem Einsatz einen Kollegen verlieren!
Auf der Estancia von Richard Tabatha in Paraguay erklärte Jason Dawn inzwischen sein Anliegen den beiden Vampiren, die ihm gegenüber saßen.
„Ziemlich leichtsinnig, ein solches Risiko einzugehen, wenn du nicht einmal weißt, ob die Frau, die dich angeblich liebt, wirklich bereit ist, den letzten Schritt zu tun“, meinte Richard Tabatha unbeeindruckt. Er duzte den jüngeren Vampir von Anfang an. Tabatha hatte seinen Schlafzyklus noch nicht begonnen, um das gemeinsame Dasein mit seiner neuen Gefährtin Tamara Hansen noch länger zu genießen.
Durch die heruntergelassenen Jalousien drang das Tageslicht in goldenen Streifen in das großzügige, elegante Wohnzimmer herein, das von einem ebenso eleganten weißen Flügel beherrscht wurde. An den Wänden hingen die Konzertplakate und Auszeichnungen, die auf Tabathas damalige Karriere als Pianist hinwiesen. Leider auch auf eine Karriere als Mörder. Es war unerträglich heiß und man hörte nur das Zirpen der Grillen von draußen. Ein Deckenventilator sorgte für eine Luftzirkulation. Doch selbst diese Hitze störte die Vampire nicht.
Tamara Hansen hatte bisher stumm zugehört. Sie hatte sich nach der Begrüßung nur kurz nach dem Kommissar erkundigt. Ihre grünen Augen musterten Jason unverhohlen interessiert. Vielleicht hätte sie ihn sogar gerne gebissen, doch Jason hatte bei ihrem Zusammentreffen festgestellt, dass sie eine Hybridin war, ihm also nicht von Nutzen sein konnte.
„Nun, es ist mein Risiko. Wollen Sie meiner Bitte entsprechen?“, fragte Jason mit für ihn ungewohnter Höflichkeit.
Richard Tabatha nickte. „Wenn es dich glücklich macht…“ Dann sah er zu Tamara hinüber.
„Schließlich wissen wir beide ja, wie tragisch eine solche Liebe enden kann.“
Tamara schwieg immer noch. Ihrem undurchdringlichen Blick konnte man nicht ansehen, ob sie mit ihrem Dasein glücklich war oder nicht oder ob sie ihre Entscheidung bereits bereute. Vielleicht hätte sie sich aber auch eine solche Liebe gewünscht, wie sie offenbar zwischen der neuen Mitarbeiterin des Kommissars und Jason Dawn bestand.
Als Tamara damals Tabatha kennen lernte, konnte sie nicht wissen, dass der Appetit des Künstlers sich nicht nur auf junge Frauen konzentrierte. Er war gelegentlich auch bei attraktiven Männern nicht abgeneigt und Jason passte hervorragend in sein Beuteschema. Deshalb war dessen Bitte
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