Luzifer
Böse, nicht erreichen können. Du bist vermessen, wenn du versuchst, dich gegen uns zu stellen. Sehr vermessen sogar.«
»Wir Menschen haben es auch gelernt, zu kämpfen, Luzifer.«
»Ich weiß, nur schaffst du es nicht mehr. Deine Zeit ist abgelaufen, meine Falle war perfekt. Du wirst das Rad erleben, und du wirst vor deinem Tod noch Dinge sehen, die dich schlauer machen.«
Ich hielt mich zurück und fragte nicht weiter nach. Für Luzifer war ich nicht mehr. Er drehte mir sein grausamkaltes Gesicht nicht weg, aber sein für mich unhörbarer Befehl hatte die erreicht, die hinter den drei Teufeln als Wächter standen.
Die Horror-Reiter kamen.
Als sie gingen, hörte ich sie nicht. Sie schwebten durch die Schwärze und vorbei an den Schattenwesen, die anfingen zu singen. Die gleichen dumpfen Gesänge, die ich auf meinem Weg zu dieser Stätte des Todes schon einmal vernommen hatte.
Ein Totenchoral begleitete mich. Schauerliche Melodien, die mir eine zweite Haut über den Rücken trieben, als würde mein Körper allmählich einfrieren.
Ich suchte nach einem Ausweg, obwohl ich genau wußte, daß es keinen gab.
Die vier Horror-Reiter bewegten sich so, daß sie mich in die Zange nehmen konnten. Zwei kamen von vorn, zwei von hinten. Ein Ausweg war nicht zu sehen.
Auch Jane litt mit mir. Noch war sie nur eine Statistin, schon bald würde sie die Hauptperson in diesem grausamen Spiel sein. Ihr Blick verriet Furcht und gleichzeitig einen Willen zum Widerstand. Die Detektivin stand momentan nicht unter dem direkten Bann Luzifers. Ihr rechter Arm mit dem Messer zuckte. Sie stand dicht davor, einen der Horror-Reiter zu attackieren.
Ich schüttelte den Kopf. Jane sah die Bewegung, nickte und ließ den Arm wieder sinken.
Die Horror-Reiter glitten an ihr vorbei. Da sie nicht auf ihren schwarzen Pferden saßen, wirkten sie nicht so gefährlich. Ich stellte fest, daß ich größer war als sie. Nur sahen sie kompakter aus in ihren Rüstungen und den Helmen, deren Visiere sie nach oben geschoben hatten und mit ihren Knochenschädeln darunter hinwegschauten.
Ich stand da, ohne mich zu rühren.
Meine Nackenhaare sträubten sich, als zwei Horror-Reiter sehr dicht an mich herangetreten waren und plötzlich Zugriffen. Knochenklauen wie Klammern. Hart und gnadenlos, die meine Arme dicht unter den Schultern umfaßten. Die Griffe waren wie Eisenstäbe, ich würde ihnen niemals entwischen.
Ich hörte ihre Stimmen. Ein rauhes Flüstern erreichte meine Ohren. Was sie sagten, verstand ich nicht. Beinahe hörte es sich an, als würden sie alte Formeln sprechen, um mich magisch zu beeinflussen. Plötzlich kreiselte ich herum. Ich mußte einfach etwas tun, meine Wut hatte sich angestaut. Durch die heftige Bewegung schaffte ich es, mich aus den Griffen zu lösen.
Vor mir sah ich die Fratzen, rammte meine Hände in die Knochen in den Visieröffnungen und wollte die Beretta ziehen, als mich ein Hieb in den Nacken traf und ich Janes schrillen Ruf hörte.
Ich kippte nach vorn.
Bewußtlos wurde ich nicht. Es kam mir vor wie ein Schweben, und ausgerechnet den beiden Horror-Reitern segelte ich entgegen, die mich auffingen, mich drehten und nicht mehr losließen. Sofort waren auch die anderen da, und der Gesang der Totengeister nahm an Lautstärke und dumpfem Dröhnen zu.
Das Rad der Zeit stand rechts von mir. Einen Lidschlag später nicht mehr, da hatten mich die Horror-Reiter herumgerissen, um mich dorthin zu schleifen.
Meine Füße rutschten dabei über den Grund, sie fanden sogar Widerstand, obwohl es unter mir aussah, als würde ich über eine bodenlose Tiefe laufen.
Es war alles anders als in der normalen Welt. Hier regierte das reine Chaos, das dennoch eine satanische Ordnung besaß. Asmodis, Beelzebub und Baphometh hatten sich erhoben, weil sie zuschauen wollten, was mit mir genau geschah. Keiner von ihnen griff ein, obwohl die drei zusammen die Person ergaben, deren Gesicht nach wie vor über allem schwebte.
Eine Trinität, die trotzdem auseinandergrissen war. Ich dachte darüber nach, nur kam ich auf keine Lösung. Etwas stimmte da nicht, war mit normalen Maßstäben nicht zu begreifen.
Oder sollten nur die schwarzen Seelen der drei zusammen das Böse bilden und die Körper ansonsten getrennt sein?
Das Rad der Zeit wuchs vor mir hoch. Es war ziemlich groß. Mandra hatte damals auf dem Rad seinen Platz gefunden, ich würde es ebenfalls. Der Druck verstärkte sich. Noch einen Schritt, dann hatte ich das mörderische Rad
Weitere Kostenlose Bücher