Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)
einem der tiefen, schwarzen Sessel.
Nach einer Weile betrat Horus das Zimmer, im weißen Hemd und schwarzer Lederhose. Der Fledermausmantel hing lässig auf seinen Schultern, seine langen schwarzen Haare wippten herausfordernd bei jedem Schritt.
"Jetzt kommen wir zum gemütlichen Teil", sagte er und stellte ein Tablett mit zwei gefüllten Gläsern auf den Tisch. "Auf diese Nacht."
"Auf diese Nacht", sagte auch ich und trank.
Also war alles klar.
Schon nach den ersten Schlucken Rotwein wurde mir etwas schwindlig. Kichernd zog ich meine Knie zum Kinn, der Mini rutschte höher, ich noch tiefer in den Sessel.
‚Wie schamlos‘, dachte ich und lachte.
An der gegenüberliegenden Wand saß eine Fellinifrau mit übergroßen Brüsten, die schwer auf ihren runden Knien lagen.
"Mein Lieblingsfoto", sagte Horus, der meinem Blick gefolgt war, während er eine CD einlegte und sogleich Schmusemusik den ganzen Raum erfüllte. Er zündete die vielen Kerzen an, die überall herumstanden, und kniete sich dann wie selbstverständlich vor mich; und wie selbstverständlich öffneten sich meine Knie, wie die Flügel eines Schmetterlings.
Horus Hände streichelten Erfahrung, stöhnend krallte ich meine zitternden Finger in sein langes, seidiges Haar und starrte zur Decke. Die Decke war ein Spiegel, der jetzt aufbrach, wie die Scholle beim Pflügen, eine Urhöhle, die sich weitete und weitete, zusammenpresste, ausbreitete, pulsierte, schloss, immer wieder, im gleichmäßigen Rhythmus.
Alles um mich herum begann sich zu drehen. Die Wände waren plötzlich pochendes, schwellendes, vaginales Material, geschmückt mit Hunderten von Brüsten; klebrige Flüssigkeit tropfte von ihnen, formte sich zu immer bizarreren Gebilden, die, kaum, dass sie Ausdruck angenommen hatten, zerflossen und erstarrten, sich neu formten, um gleich darauf wieder zu zerfließen in unendliche Unendlichkeit. Wieder und wieder. Ein nicht fassbares Chaos.
Wie in Trance knöpfte ich Horus weißes Büßerhemd auf und koste seine glatte, seltsam weiße Brust.
"Du bist schon eine tolle Frau", sagte er und biss in meinen Hals. "Wenn ich bedenke, wie du vor zehn Jahren warst."
"Wie denn?", flüsterte ich und wunderte mich über die Süße in meinem Blut.
"Ein Kind. Ein unschuldiges Kind, mit Augen, in denen der Teufel steckte."
"Du kennst mich?"
"Kennen? Nein. Ich habe dich gesehen. Ich kannte deine Mutter. Eine wunderschöne Frau."
"Sie ist tot", hauchte ich, "ein Unfall."
"Eben."
Horus wurde mir immer unheimlicher.
‚Ich muss schnell hier weg‘, dachte ich und versuchte, mich aus der immer heftiger werdenden Umarmung zu lösen.
"Es ist zu spät", sagte Horus mit rauer Stimme und biss wieder in meinen Hals.
Die aufgebrochene Zimmerdecke spiegelte unser verschlungenes Bild. Das Paar im Spiegel wand sich in wollüstigen Posen, während die angenehme Süße und Schwerelosigkeit in meinem Körper sich mehr und mehr ausdehnte und ich mit Horus in einen dunklen Himmel schwebte.
Doch allmählich erschlaffte mein Körper, ich spürte, wie meine Kräfte wichen und ich immer hilfloser wurde. Horus lag noch immer über mir; erschreckt und angstvoll sah ich in sein weißes, blutverschmiertes Gesicht.
"Du bist nun unsterblich", sagte er. "Meine Gemahlin, meine Geliebte, meine Fürstin der Finsternis. Deiner Mutter ebenbürtig."
"Nein!", schrie ich, starrte entsetzt in die Spiegeldecke, sah meine langen Eckzähne verführerisch hundertfach vervielfältigt glänzen. "Es ist ein Spiel! Ein irres, ein total verrücktes Spiel. Ein Vollmondfrauspiel!"
Mit letzter Kraft hackte ich wütend meine schönen, weißen, glänzenden, langen Zähne in Horus schlanken, weißen Hals. Wollüstig spürte ich sein Blut, das doch das meine war, auf meinen Lippen, in meinem Mund, und Kraft pumpte pulsierend durch meinen Körper.
Horus verfiel mehr und mehr. Sein Gesicht glich einem Leichentuch. Er war nicht mehr fähig, sich zu bewegen. Wir hatten die Rollen vertauscht. Jetzt saß ich auf ihm und kicherte schadenfroh:
"Ich habe gelesen, dass die Männer in ihrer Agonie mehrere Orgasmen kriegen sollen. Viel Spaß."
Zärtlich küsste ich seinen immer blasser werdenden Mund, saugte dann die letzten Blutstropfen aus seinem Hals.
Ein Mondstrahl fiel ins Zimmer. Horus lächelte erleichtert, seine Energie schien sich zu erneuern. Mit einem Fluch auf den Lippen, stieß er mich beiseite, stand ruckartig auf, eilte zum offenen Fenster.
"Das Licht des Vollmonds erweckt
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