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Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Titel: Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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in jeder Gestalt sichtbar werden, sich jeder Situation anpassen. Das abgründig Böse ist in ihm konzentriert, im Todfeind des Wahren und Reinen. Er ist der Herrscher der Finsternis, drohend und schrecklich und wunderbar faszinierend.
    Einst liebte ich ihn. Dafür hat Gott mich verstoßen auf die unwirtliche Erde, verdammt zum Menschsein. Menschsein?
    Die Menschen sind kalt, gefühllos, egoistisch. Wie Tiere witterten sie mein Anderssein, mochten mich nicht, schmähten mich. Auch ich mochte sie nicht.
     
    Mein Luzifer war kein schöner Mann, klein und schmächtig war er und nicht mehr ganz jung. Doch er hatte zärtliche Hände, eine Haut wie Seide und wunderschöne braune Augen. Augen voll übernatürlicher Tiefe. Ganz Feuer. Und ganz Eis. Faszinierend war er. Abstoßend. Er erweckte unbezwingbare Neugier. Fesselte den Geist. Lähmte den Willen. Meinen Willen. 
    Seine langen, schwarzen Haare umhüllten mich gleich einem wärmenden Mantel, keinen Augenblick fühlte ich mich nackt und bloß; auch seine Küsse waren leidenschaftlich und zärtlich und ließen meinen Körper erblühen, wie eine Knospe im Frühling.
    „Wo sind deine Strümpfe?", schreckte mich Luzifer aus meinen Gedanken. 
    Ich zeigte auf das unterste Wäschefach, er breitete die Strümpfe andächtig vor mir aus. 
    „Das wird die schärfste Nacht deines Lebens."
    Natürlich hatte ich Angst. Ich kannte ihn ja. Seine Härte. Seine Unbarmherzigkeit. Seine Perversionen. Aber auch seine Leidenschaft und Zärtlichkeit.
    Und so war mein Verlangen und meine Neugier stärker, als jede Angst. Ich wollte es erleben, musste, alles in mir drängte danach. Und ich wusste: Unbeschreiblich würde es sein. Dieses Unerhörte. Diese Wiedervereinigung mit Luzifer, dem Teufel.
    Er begehrte mich, er, Gottes schöner Sohn und unerbittlichster Widersacher, Liebling des Allmächtigen, der Schönste der Engel, begabter, als sie alle.
    Doch diese guten Gaben standen im Schatten seiner bösen, anmaßenden Natur. Und doch würde er der beste Liebhaber auf dieser Erde sein. Der doppelschwänzige Liebhaber mit der gespaltenen Zunge. Niemals sollte man ihm trauen. Doch war er auch der Morgenstern. Träger des Lichts. Mein in Licht gehüllter roter Teufel.
    Leise knurrend, zwängte Luzifer einen Seidenstrumpf zwischen meine Zähne, verknotete ihn an meinem Hinterkopf, fesselte meine Hände und Beine an das Bettgestänge, warf einen zweiten Schleier aus schwarzem Tüll über meinen sich wollüstig aufbäumenden Körper.
    Was nun geschah, war Himmel und Hölle zugleich. Wie Erwählte gelangten wir ins heilige Reich des sexuellen Festes. Alle Engel und alle Teufel wiegten sich im Rhythmus unserer Musik.
    Doch plötzlich erstarrte Luzifers Gesicht zu einer Maske grausamer Perversion. Mit geschlitzten, schwarzen Augen blickte er auf mich herab. Aus seinen Händen war alle Zärtlichkeit gewichen. Wie Schwerter spürte ich sie an meinen Brüsten, in meinem Leib, und jedes Mal, wenn sich mein gefesselter Körper aufbäumte in wildem Lustschmerz, lachte Luzifer sein lautes Satanslachen.
    „Ich bin nicht böse!“, brüllte er. „Der Mensch ist böse! Er will es nur nicht wahrhaben.“ Jetzt streichelte er mich, wie ein überaus zärtlicher Liebhaber seine Geliebte. „Das Böse ist im Menschen“, flüsterte er. „Es sitzt  tief in seiner Seele. Und weil es so tief sitzt und lauert, meint er, er brauche es nicht zu beachten. In solche Tiefen könne und wolle er nicht blicken.“
     
    Luzifer drang zum wiederholten Male tief in mich hinein, ehe er, nun immer wütender werdend, fortfuhr:
    „Sitzt aber die Finsternis, das Böse, in seiner Seele, ohne beachtet, ohne heraufgeholt und aufgelöst zu werden, so bleibt es bis ans Ende der Welt dort sitzen. Und hinge es vom Menschen ab, ob es heraufgeholt wird, oder nicht, könnte es dort bis ans Ende der Welt in der Gewissheit weiterdösen, niemals gestört oder gar aufgeweckt zu werden.“
    Luzifers Stöße wurden immer heftiger, sodass ich Mühe hatte, seinen verzweifelten Worten zu folgen.
    „Bleibt jedoch all das Böse in der Seele des Menschen“, schrie er, „wirkt es unablässig in ihm, und der Mensch macht keinen einzigen, noch so winzigen, Schritt in seiner Entwicklung!“ Er hielt einen Moment inne und sagte dann fast resigniert: „Dann döst er vor sich hin, bis in alle Ewigkeit, und bleibt dort stehen, wo er gerade ist.“
Entsetzt spürte ich ein Messer schmerzende Kreuze in meine Haut ritzen, heißes Wachs auf mich tropfen,

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