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Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten)

Titel: Luzifers Geliebte (Geschichtentrilogie Band 2 Fantastische Geschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RosMarin
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Schwefelatem über meinem Gesicht.
    Ich hatte mich mit dem Teufel vereinigt, in Lust und in Qual. Und der Teufel hatte mich in Versuchung geführt. Mir die Augen geöffnet. Meine Bestimmung offenbart. Ja, auch ich musste das Böse aus mir herausholen, damit es nicht bis in alle Ewigkeit in mir vor sich hin dösen konnte.
    „Ich habe dich erkannt“, wimmerte ich, „ich, das verstoßene Menschenkind.“
    Gruselschauer jagten in Wellen durch meinen Körper, zerrissen Seele und Leib. Vergeblich versuchte ich, mich aus der verstrickten Gefangenschaft zu befreien, wünschte, wie die heilige Katharina von Siena, Christus hinge auf mir wie am Kreuze. Gerne spürte ich die Dornenkrone. Das Blut von seinen mit rostigen Nägeln durchbohrten Händen würde ich trinken. Seine Wunden lecken. Damit er reinwasche mein sündiges Blut. Vergebe meine Schuld, denn über mir lag der Teufel. Das große Tier. 666! Mein Geliebter. Luzifer.
    „Ich bin es, ich!“, schrie Luzifer rasend vor Wut. „Ich bin derjenige, der sich opfert, der die Menschen aus ihrer Dummheit und Gleichgültigkeit erwecken will, der es muss, damit sie geläutert werden und zu Gott finden können!“  
    „Oh, süße Qual, Lust fleischlichen Genusses", murmelte ich, „decke nicht deinen schwarzen Mantel über meine reine Seele."
    Auch ich war bereit, mich zu opfern, ich, das verstoßene Menschenkind, das das Böse in sich trug und den Morgenstern liebte und somit auch die Menschen.
    Satan hatte mich mit ihnen ausgesöhnt. Nicht Jesus. Der Reine. Der Unschuldige. Luzifers kleiner Bruder, der an der Spitze geht und nicht als Nachhut, wie Luzifer.  Doch beide mit dem gleichen Ziel.
     
    *
     
    Als ich erwachte, lag ich allein in meinem Bett. Die Strümpfe waren verschwunden, Luzifer war verschwunden, die leeren Weinflaschen lagen auf dem Boden, die Rosen leuchteten im Glas, die Kerzen waren verloschen.
    Wochenlang irrte ich durch die verwahrlosten Straßen der Stadt, suchte das alte, schorfige Haus mit dem roten Tor, den Weinkeller, die Band Luzifer.
    Doch nirgends erblickte ich eine Spur von all dem. Luzifer war und blieb verschwunden. Doch ich schwor im Angesicht des Vollmonds, bei Diana, der wahren Königin der Mysterien, die den aufgehenden Mond vor sich her trug und Gebieterin aller geheimen Dinge war, bei Luzifer, meinem Geliebten:
     
    In jeder Vollmondnacht werde ich den Männern, die mir begegnen, ungeahnte Lust bereiten. Die Lust und die Qual, die Luzifer mich durchleben ließ. Ich werde ihre Retterin sein. Ihre Göttin einer Vollmondnacht und sie entschweben lassen in himmlische Sphären, auf dem Gipfel ihrer Ekstase. 
     
     
     
     
    Der Tag danach
     
    D er Morgen stürzt in den Tag, regnet und stürmt, ist ohne Erinnerung an die vergangene sternenklare Vollmondnacht.
    Ich liege noch im Bett, befinde mich in einem Zustand zwischen Traum und Wachen, taumle auf zur Decke, fliege ohne ein Gefühl für Zeit und Raum wie ein Ballon in den Himmel. Über dem Himmel ist noch ein Himmel, darüber ein weiterer, wieder einer, noch einer. Unendlich viele Himmel scheinen sich mir aufzutun, trudeln spiralenförmig ineinander, drehen sich um ihre eigene Achse, kreiseln, lösen sich dann auf in alle Regenbogenfarben. Wieder und wieder.
    Ich fühle mich körperlos, durchsichtig, fast wie Glas, fein geschliffenes Glas und versuche krampfhaft, meine Gedanken zu ordnen.
    Träume ich? Bin ich auf einem Trip? Und dieser Regen. Will es denn heute gar nicht hell werden?
    Mühsam drehe ich mich zur Seite, um einen Blick auf den Wecker zu werfen. Meine Güte. Gleich Mittagszeit. Ein Glück, dass der Nachttisch noch neben meinem Bett steht.
    Verwundert drehe ich mich wieder auf den Rücken und starre zur Decke, die noch immer unentwegt kreiselt.
    Allmählich formt sich in meinem Kopf ein Name. Horus. Ja. Horus. Ihn hatte ich gestern - war es gestern? -kennen gelernt. Vielleicht sogar die Nacht mit ihm verbracht.
    Oh, Gott. Horus. Mein Kopf signalisiert nur schemenhafte Bilder, keine klaren Strukturen. Doch allmählich kehrt die Erinnerung zurück:
     
    Ich stand auf der Kreuzung Jannowitzbrücke, beugte mich über das schmiedeeiserne Geländer, schaute den vorüber fahrenden Schiffen nach, die in der Abendsonne wie Schwäne dahin glitten auf dem stillen Wasser.
    Meine Haare flatterten lustig im Wind, die Menschen winkten mir fröhlich zu. Ein junger Mann hatte sich neben mich gestellt und winkte auch.
    "Möchten Sie gern Dampfer fahren?", sprach er mich an.
    Seine Stimme

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