Luzifers Hammer
mich auf Nebenstraßen durchschlagen, jede Möglichkeit wahrnehmen, und zum Teufel mit den Strafzetteln … aber was war denn da vorne los ?!
Es waren nicht nur die Autos, hoffnungslos verkeilt auf einer Kreuzung in einer Welle grünen Lichts. Das war weitaus schlimmer, ein heilloses Durcheinander von Wagen, die vergeblich nach einem Platz suchten, auf die Fahrbahn und in die Straße dahinter drängten. Da waren noch mehr Fahrzeuge und eine Menge Leute, die sich ihren Weg zu Fuß durch den Schwarm bahnten. Es war an der Zeit, auf die rechte Fahrspur überzuwechseln. Tim bog scharf in einen Parkplatz ein und hoffte, den anderen nachfahren zu können.
Aber es war eine Sackgasse. Er befand sich auf einem großen Parkplatz, wo der Weg durch einen Lieferwagen total blockiert war. Tim bremste scharf und rammte den Schalthebel auf PARKEN. Sorgfältig drehte er den Schlüssel um. Doch dann gab er auf und ließ eine Schimpfkanonade los, Wörter, die er seit Jahren nicht mehr gebraucht hatte. Da gab es keinen Ausweg mehr.
Eine Reihe von Wagen war dicht hinter ihm aufgefahren. Der Parkplatz war hoffnungslos verstopft.
Jetzt gilt’s, dachte Tim. Er ließ den Wagen stehen und versuchte, Alameda zu Fuß zu erreichen. Ein Radiogeschäft, dachte er. Wenn da kein Programm über den Kometen läuft, kauf’ ich mir auf der Stelle ein Gerät.
Alameda war vollgestopft mit Fahrzeugen. Und irgendwo vorn an einer Kreuzung wurde geschrien und gebrüllt, an jener Stelle, die vermutlich den Knotenpunkt bildete. Ein Raubüberfall? Ein Heckenschütze? Tim wünschte sich keins von beiden. Aber nein, das waren keine Angstrufe, eher Wutausbrüche und Schimpfkanonaden. Und an der Kreuzung wimmelte es von Polizisten in blauer Uniform. Und da war noch etwas: weiße Gewänder. Eine Gestalt im weißen Gewand näherte sich ihm.
Hamner versuchte ihm auszuweichen, aber der Mann verstellte ihm den Weg.
Das Gewand sah nicht nach einem Kostüm aus, wahrscheinlich war es nur ein Bettlaken, unter der die Gestalt Zivilkleidung trug. Der junge Mann mit dem Rauschebart lächelte zwar, aber er war hartnäckig. »Sir! Beten Sie! Beten Sie, daß Luzifers Hammer an uns vorübergeht. Es bleibt nur noch wenig Zeit.«
»Das weiß ich«, sagte Tim. Er versuchte, an dem Mann vorbeizukommen, aber der verstellte ihm hartnäckig den Weg.
»Beten Sie! Der Zorn Gottes kommt über uns. Ja, die Stunde naht, sie ist nah herangekommen, aber Gott wird die Stadt um zehn Gerechter willen retten. Bereuen Sie, und Sie werden gerettet, retten Sie unsere Stadt.«
»Wie viele Ihresgleichen gibt es hier?« fragte Tim.
»Es sind mindestens hundert Wächter «, sagte der Mann.
»Das sind immerhin mehr als zehn. Und jetzt lassen Sie mich gehen!«
»Aber begreifen Sie doch – wir Wächter wollen die Stadt retten. Wir haben monatelang gebetet. Wir haben Gott die Bekehrung von Tausenden versprochen.« Der Blick der lebhaften braunen Augen erfaßte Tims Blick. Dann kam dem Mann die Erleuchtung. »Sie sind’s! Sie sind Timothy Hamner! Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Bete, mein Bruder! Folge uns im Gebet, und die Welt wird’s erfahren!«
»Sicher wird sie das. Die NBC ist nur ein Stück weiter.« Tim runzelte die Stirn. Hinter dem Kometenwächter tauchten zwei Polizeibeamte von Burbank auf, und sie blickten nicht gerade freundlich drein.
»Werden Sie von diesem Mann belästigt, Sir?« fragte der größere.
»Ja«, sagte Tim.
Der Polizist lächelte. »Hau ab!« Er packte den verkleideten Mann am Arm. »Verhalte dich ruhig, und belästige die Leute nicht!«
»Ich kenn’ das alles«, sagte der Wächter . »Sieh ihn dir an! Das ist der Mann, der den Kometen erfunden hat!«
»Kein Mensch kann einen Kometen erfinden, Sie Idiot«, sagte Tim. »Wachtmeister, wissen Sie, wo es hier ein Radiogeschäft gibt? Ich möchte die Bilder über den Kometen aus dem Weltraum sehen.«
»Hier gleich die Straße runter. Darf ich um Ihren Namen und Ihre Adresse bitten …« Tim holte eine Visitenkarte heraus und gab sie dem Polizisten.
Dann eilte er auf die Kreuzung zu.
Eileen hatte eine fabelhafte Aussicht durchs Schaufenster. Sie saß bei Joe Corrigan und nippte an ihrem Kaffee. Es war klar, daß ihr Architekt durch dieses Verkehrschaos nicht durchdringen konnte. Sie hatten die großen Chromsessel und den gläsernen Kaffeetisch hergeschleppt und machten Picknick, während sie die wütende Menge beobachteten.
Die Ursache dafür war schräg gegenüber zu finden. Zwanzig oder dreißig
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