Luzifers Hammer
›The Coming Hour‹. Diese und alle weiteren Sendungen wurden und werden durch Ihre Spenden ermöglicht, und wir bitten den Herrn, er möge alle diejenigen segnen, die so großzügig gespendet haben.«
»Weitere Spenden sind überflüssig. Die Stunde naht, die Stunde ist gekommen.« Es war ein heller, wolkenloser Sommertag. Vom Meer wehte eine leichte Brise, und das Tal von Los Angeles war lieblich und klar.
Tim Hamner hatte ein schweres Problem zu lösen. Der spektakuläre Nachthimmel ließ sich sehr wohl in den Bergen beobachten, doch den Hamner-Brown konnte man am besten aus dem Weltraum sehen, sobald er den erdnächsten Punkt erreicht hatte. Und da er nun einmal nicht im Weltraum sein konnte, wollte Tim die nächstbeste Gelegenheit beim Schopf packen, nämlich alle Vorgänge im Fernsehen verfolgen. Es war ihm nicht schwer gefallen, Charlie Sharps zu überreden, ihn ins JPL einzuladen.
Nun sollte er dort gegen halb zehn eintreffen, doch der klare Himmel mit seinen bunten, samtigen Lichtstreifen hatte ihn fasziniert bis zum Morgengrauen. Er hatte sich dann auf seiner Couch ausgestreckt, da er nicht zu Bett gehen wollte, doch konnten einige Minuten der Ruhe nicht schaden …
Natürlich hatte er verschlafen. Und jetzt, mit brummendem Schädel und trübem Blick, tastete er sich mit seinem Grand Prix mehr als er fuhr den Ventura Freeway hinab nach Pasadena.
Obwohl er spät aufgebrochen war, hoffte er immer noch pünktlich zu sein. Der Verkehr war ziemlich dünn.
»Arschlöcher«, brummte Tim. Hammerfieber. Tausende von Angelinos, die in die Berge fuhren. Harvey Randall hatte ihm gesagt, der Verkehr auf den Freeways würde die ganze Woche kaum zunehmen, und er hatte Recht behalten. Leichter Verkehr für jenen »heißen Sonntag«, der nach Mark Cescus Worten auf einen Dienstag dieser Woche fiel.
Vor ihm flammte rotes Licht auf, eine Flut von roten Lichtern.
Der Verkehr stockte. Tim fluchte. Direkt vor ihm stand ein Lastwagen, so daß er nicht sehen konnte, was passiert war. Automatisch wich er auf die rechte Fahrbahn aus und schnitt eine nette alte Dame in einem grünen Ford. Sie schimpfte furchtbar, als sich Tim vor ihr in die Kolonne zwängte.
»Wahrscheinlich behält sie im Bett ihre Tennisschuhe an«, knurrte Tim. Aber was war nun eigentlich da vorn passiert? Es sah so aus, als wäre der Verkehr ganz zum Erliegen gekommen.
Er sah einen Parkplatz, der sich vor ihm ausdehnte, soweit das Auge reichte, bis hin zur Kreuzung Golden State. »Verflucht!«
Er blickte über die Schulter. Kein Streifenwagen in Sicht. Er startete verwegen und preschte vorwärts, überholte haltende Autos, bis er eine freie Stelle erreichte.
Zu seiner Rechten lag der Forrest Lawn Friedhof. Nicht der echte, bekannt vom Singen und Sagen, sondern die Kolonie Hollywood Hills. Auch hier war der Verkehr sehr dünn. Tim bog links ab und fuhr unter die Autobahn. Sein Gesicht war wie eine grimmige Maske, geprägt von Sorge und Haß. Es war schon schlimm genug, daß er an dem bewußten Tag nicht in seinem Observatorium sein konnte, und nun das! Er mußte hier im schönen Geschäftsviertel von Burbank herumkurven, während sich sein Komet der Erde näherte. »Das ist nicht fair!« schrie Tim. Fußgänger warfen ihm verwunderte Blicke zu und schauten wieder weg, aber Tim kümmerte sich nicht darum. »So was ist einfach unfair!«
Die Luft knisterte, sie war erfüllt von Sturm und Katastrophen.
Eileen Hancock hatte das Gefühl, daß Geisterfinger ihre Nackenhaare sträubten.
Während sie zur Arbeit fuhr, wurde die Situation fast handgreiflich. Trotz des leichten Verkehrs fuhren die Leute unkonzentriert. Sie versuchten, zum falschen Zeitpunkt zu überholen, sie reagierten zu spät oder zu schnell. Da waren eine Menge Anhänger, vollgeladen mit Hausrat, die Eileen lebhaft an den Krieg erinnerten, an Flüchtlinge etwa. Nur pflegten Flüchtlinge in Asien oder Afrika keine Vogelkäfige, Matratzen oder Stereoanlagen mit sich herumzuschleppen.
Einer der Anhänger war an der Ostgrenze von Ventura umgekippt und blockierte alle drei Fahrbahnen. Andere Autos waren vorgeprescht, doch die meisten standen vor einem herabgestürzten Möbelberg. Der leichte Wagen mit dem Anhänger stand quer zur Straße, ein VW hatte sich in seine Flanke gebohrt.
Gott sei Dank bin ich die Golden State raufgefahren, dachte Eileen. Für einen Augenblick bedauerte sie jeden, der heute früh versuchte, nach Pasadena zu kommen, und sie verwünschte den Anhänger und seinen
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