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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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habe ich noch nie solchen Regen gesehen.« Jack Millers Stimme klang seltsam weich, irgendwie fragend, erstaunt, und etwas wie verborgene Furcht schwang in ihr mit. »Diese Typen vom Wetteramt haben uns überhaupt nicht vorgewarnt. Was zum Teufel tun sie mit all diesen hübschen Wettersatelliten?« »Vielleicht hat sie der Komet außer Gefecht gesetzt«, sagte Harry.
    Jack Miller rief: »Der Komet. Oha! Kometen stehen am Himmel. Wir aber leben im zwanzigsten Jahrhundert. Harry, bleiben Sie auf dem Teppich!«
    »Ich hab’s versucht, und es gefällt mir auch besser.«
    Cissy schenkte ihm ein Lächeln, das ihm besonders gut gefiel.
    »Ich werde mich lieber auf die Beine machen.«
    »Unter diesen Umständen?« fragte Roy Miller ungläubig.
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    Harry zuckte die Achseln. »Ich muß meinen Zustellgang beenden.«
    Es sah aus, als würden sich die anderen irgendwie schuldig fühlen. »Wir können Sie bis zu der Stelle hinunterfahren, wo die Straße zu Ende ist«, sagte Jack Miller.
    »Vielleicht ist schon ein Arbeitstrupp da.«
    »Vielen Dank.«
     
    Aber da war keine Arbeitskolonne zu sehen. In der Nacht war noch mehr Schlamm den Hügel herabgerutscht.
    »Ich wollte, Sie würden bleiben«, sagte Jack. »Ich könnte Ihre Hilfe brauchen.« »Danke. Ich werde den Leuten in der Stadt erzählen, was bei Ihnen los ist.« »Gut, danke. Und viel Glück.«
    »O ja. Danke.«
    Er konnte sich gerade noch den Weg über die Bruchstelle bahnen, über den Schlammberg hinweg. Die schwere Tasche drückte auf seine Schultern. Sie war aus Leder, wasserdicht und mit einem Deckel aus Kunststoff versehen. Das bleibt sich gleich, dachte Harry. All das Papier konnte 20 oder 30 Pfund Wasser aufsaugen, und so würde es nur noch schwerer werden.
    »Es wird auch nicht einfach sein, die Post zu lesen«, sagte Harry laut.
    Er stapfte weiter über die Straße, rutschend und schlitternd, bis er wieder ein Baumstämmchen fand als Ersatz für den Wanderstab, den er bei den Millers stehen gelassen hatte. Es waren zwar viele Wurzeln dran, aber er konnte sich darauf stützen. »Das ist die Hölle«, rief Harry in den regenschwangeren Wind. Dann lachte er und setzte hinzu: »Aber immer noch besser als die Arbeit auf der Farm.«
     
    Harrys Uhr war im Regen stehen geblieben. Als er am Zaun der Shire ankam, meinte er, es sei kurz nach elf, aber es war bereits zwei Uhr.
    Er war jetzt wieder auf dem flachen Lande angelangt, die Berge lagen hinter ihm. Die Straße war soweit intakt geblieben, doch überall waren Schlamm und Nässe. Die Straße war nicht zu sehen, und er mußte ihren Verlauf nach der Form der glitzernden schlammbedeckten Landschaft schätzen. Durchnäßt bis auf die Haut, sich der Schürfstellen kaum bewußt, die sich unter der klammen Uniform bildeten, kämpfte er gegen die bleischwere Kleidung und gegen den Schlamm, der an seinen Sohlen haftete, dennoch meinte er, eine ansehnliche Strecke zurückgelegt zu haben.
    Er hoffte immer noch, seinen Zustellgang in irgendeinem Auto beenden zu können. Freilich bestand wenig Aussicht, in der Shire jemanden zu finden, der ihn fahren würde.
    Während er am Zaun entlangging, sah er keinen Menschen, keinen auf den Feldern, keinen, der etwa versucht hätte, die Ernte zu retten, was immer auf Shire auch wachsen mochte.
    Wurde hier überhaupt etwas angebaut? Es sah zwar nicht danach aus, aber Harry war kein Farmer.
    Der Zaun war stabil, das Tor fest und das Vorhängeschloß neu, glänzend und riesengroß. Harry sah, daß der Briefkasten umgebogen war, so als hätte ihn jemand angefahren, und er war voller Wasser.
    Harry war verärgert. Er hatte acht Briefe für Shire und einen großen, schweren Umschlag. Er legte den Kopf zurück und rief:
    »He, ihr da drin! Die Post ist da !«
    Das Haus war dunkel. Hatten die auch keinen Strom? Oder hatten Hugo Beck und seine Gäste das Landleben satt bekommen und waren ausgeflogen?
    Shire war eine Kommune. Jeder im Tal wußte das, und einige wußten mehr. Auf Shire kümmerte man sich nicht um die Leute im Tal. Harry hatte durch das Privileg seines Berufes Hugo Beck und einige der anderen zu Gesicht bekommen.
    Hugo hatte die Farm von seinem Onkel und seiner Tante vor drei Jahren geerbt, als sie während eines Urlaubs in Mexiko einem Verkehrsunfall zum Opfer fielen. Damals hieß die Ranch noch die Inverted Fork Ranch , wahrscheinlich nach einem Brandeisen benannt. Hugo Beck war zur Beerdigung angereist: ein junger Mann von achtzehn Jahren, der

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