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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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das glatte schwarze Haar schulterlang trug und einen kleinen Bart hatte, der am Kinn ausrasiert war. Er hatte sich alles angeschaut, blieb so lange, bis das Vieh und die meisten Pferde verkauft waren, und verschwand dann wieder. Einen Monat später kehrte er mit einer Gruppe von Hippies zurück – ihre Anzahl schwankte je nachdem, wen man gerade befragte. Irgendwie war genug Geld vorhanden, so daß sie alle davon leben konnten, und das ziemlich bequem. Natürlich war Shire kein großes Geschäft, nichts wurde geliefert. Doch die Leute mußten wohl irgend etwas anbauen, weil sie in der Stadt nur wenig einkauften.
    Harry ließ noch einmal seinen Ruf erschallen. Die Vordertür ging auf, und jemand kam zum Tor heruntergeschlendert.
    Es war Tony. Harry kannte ihn. Tony, dürr und gebräunt, lächelte und ließ dabei eine Reihe von Zähnen sehen, die irgendwann einmal in früheren Jahren begradigt worden waren. Er war angezogen wie immer: Jeans, Wollweste, ohne Hemd, Diggerhut und Sandalen. Er schaute Harry durchs Tor an. »He, Mann, was ist los?« Der Regen schien ihm überhaupt nichts auszumachen.
    »Das Picknick ist fertig. Ich komme, um es zu verkünden.«
    Tony schaute verwundert drein, dann lachte er. »Das Picknick! He, das ist fein. Ich will’s gleich weitergeben. Die kramen alle im Haus rum. Vielleicht sind sie ein bißchen durchweicht.«
    »Das bin ich auch. Hier ist Ihre Post.« Harry gab ihm die Briefe. »Ihr Briefkasten ist kaputt.«
    »Das kümmert mich einen feuchten Staub.« Tony grinste, wahrscheinlich dachte er an etwas anderes.
    Harry achtete nicht darauf. »Könnten Sie jemanden entbehren, der mich in die Stadt fährt? Mein Wagen ist hin.«
    »Tut mir leid. Wir müssen das Benzin für Notfälle sparen.«
    Was dachte sich der Mensch überhaupt? Harry hielt sich zurück. »So ist das Leben. Können Sie mir wenigstens ein Sandwich geben?«
    »Nichts da. Die Hungersnot naht. Wir müssen an uns selbst denken.«
    »Ich verstehe Sie nicht ganz.« Tonys Grinsen begann Harry zu mißfallen.
    »Der Hammer ist gefallen«, sagte Tony feierlich. »Das Establishment ist zerschmettert. Keine Verpflichtung mehr, keine Steuern, keine Kriege. Keiner wird mehr eingesperrt, weil er Pot raucht. Kein Unterschied mehr zwischen einem Landstreicher und einem Idioten von Präsident.« Tony grinste unter der Krempe seines aufgeweichten Huts hervor. »Kein Mülltag mehr. Ich dachte, ich flippe aus, als ich einen Postboten am Tor erblickte.«
    Tony war echt ausgeflippt, stellte Harry fest. Er versuchte abzulenken. »Können Sie Hugo Beck rufen?«
    »Ich will mal sehen.«
    Harry schaute Tony nach, als er wieder ins Haus ging. War da überhaupt noch jemand am Leben? Tony hatte nie so gefährlich ausgesehen, aber … wäre er mit einer Waffe zurückgekehrt, so wäre Harry davongerannt wie ein Wiesel.
    Aus dem Haus kam ein halbes Dutzend Leute. Eines der Mädchen trug Regenkleidung, die anderen sahen aus, als ob sie schwimmen gehen wollten. Vielleicht hatte das alles einen Sinn.
    Bei diesem Wetter konnte man kaum trocken bleiben. Harry erkannte Tony und Hugo Beck und jenes breitschultrige, breithüftige Mädchen, das Galadriel hieß, sowie einen schweigsamen Riesen, dessen Namen er nie erfahren hatte. Sie alle versammelten sich am Tor, hingen am Zaun und schienen sich köstlich zu amüsieren.
    »Was soll das alles?« fragte Harry.
    Das Fett, das Hugo Beck angesetzt hatte, war während der letzten drei Jahre zu Muskeln geworden, aber er sah immer noch nicht nach einem Farmer aus. Vielleicht lag das an seinen teuren Sandalen und an der modischen Badehose, die er trug. Vielleicht war es aber auch die Art, wie er sich ans Tor lehnte, genau wie es der Schriftsteller Jason Gillcuddy getan hätte, wenn er sich gegen die Bar lehnte, um dabei den einen Arm frei zu haben, um zu gestikulieren.
    »Hammerfall«, sagte Hugo. »Vielleicht sind Sie der letzte Postbote, den wir jemals zu Gesicht bekommen. Überlegen Sie mal. Keine Werbung mehr für Dinge, die man nicht haben will. Keine freundliche Mahnung mehr vom Gerichtsvollzieher. Harry, Sie müssen diese Uniform ausziehen. Das Establishment ist tot.«
    »Hat uns der Komet getroffen ?«
    »Genau.«
    » Oha !« Harry wußte nicht, ob er es glauben sollte. Die Leute hatten zwar darüber geredet … aber ein Komet war so gut wie nichts. Ein Furz. Ein schmutziges Vakuum, von Sonnenlicht erhellt, sehr hübsch von einer Bergkuppe aus anzusehen, wenn man das richtige Mädchen dabei hatte. Freilich,

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