Luzifers Hammer
nicht nur von der Coma, es besteht durchaus die Möglichkeit, Bilder vom Kopf zu bekommen! Weißt du, was das heißt?«
»Nicht unbedingt, aber du hast mir soeben gesagt, es sei wichtig.« Jellison schwieg für einen Augenblick. »Es tut mir leid. Ich sehe es ein, aber da gibt es keine Chance, nicht eine einzige. Wir könnten selbst dann keine Apollo starten, wenn wir das Geld dafür hätten …«
»Und ob wir könnten. Ich habe soeben mit Rockwell gesprochen. Die Mission ist zwar riskanter, als es der NASA lieb ist, aber wir könnten es. Wir haben die Ausrüstung …« »Spielt keine Rolle. Ich kann die Mittel nicht herbeischaffen.«
Sharps runzelte die Stirn und starrte das Telefon an. Diese verrückte Aufregung in seiner Magengrube steigerte sich. Arthur Jellison war ein alter Freund, und Charlie Sharps hielt nichts von Erpressung. Aber … »Selbst dann nicht, wenn die Russen ein Saljut-Schiff starten?«
»Was? Aber sie sind nicht …«
»Doch, sie sind’s«, sagte Sharps bestimmt. Und es ist keine Lüge, keine echte Lüge, nur eine Vermutung …
»Kannst du das beweisen?«
»In ein paar Tagen. Verlaß dich darauf, sie werden aufsteigen, um sich den Hamner-Brown aus der Nähe anzusehen.«
»Ich laß mich hängen.«
»Wie bitte, Senator?«
»Ich laß mich hängen.«
»Oh.«
»Das ist ein schlechter Scherz, nicht wahr, Charlie?« fragte Jellison.
»Nicht doch. Schau, Art, es ist wichtig. Und wir brauchen sowieso eine weitere bemannte Mission, nur um das Interesse am Weltraum aufrechtzuerhalten. Du warst auch für einen bemannten Flug …«
»Ja, aber ich hatte keine Chance, damit durchzukommen.« Es herrschte eine Weile Stille. Dann sagte Jellison mehr zu sich selbst als zu Sharps. »Also, die Russen wollen starten. Und zweifellos werden sie ziemlich viel Wind dabei machen.« »Davon bin ich überzeugt.«
Wieder Stille. Sharps hielt den Atem an.
»Okay«, sagte Jellison. »Ich werde herumhören und sehen, wie die reagieren. Aber es ist besser, du gibst die Sache direkt an mich weiter.«
»Senator, in einer Woche haben Sie den untrüglichen Beweis.«
»Gut. Ich will’s versuchen. Sonst noch was?«
»Im Augenblick nichts.«
»Okay. Danke für den Tip, Charlie.«
Und der Apparat war tot. Der ist aber kurz angebunden, dachte Sharps. Er lächelte dünn vor sich hin und drückte wieder auf den Knopf. »Larry, verbinden Sie mich mit Dr. Sergej Fadajew in Moskau, und jawohl, ich weiß, wie spät es dort drüben ist. Aber schaffen Sie ihn trotzdem herbei.«
Zu jener Zeit war das Gilgamesch-Epos nichts weiter als eine Handvoll zusammenhangloser Sagen, die in jenem sichelförmigen, fruchtbaren Land der Erde in Asien kursierte … und der Komet war nahezu unverändert. Er befand sich immer noch weit außerhalb des Wirbelstroms. Die Bahn des entflohenen Neptunmondes Pluto sah aus wie ein Viertelkreisbogen, den man an einer Ecke in Armeslänge von sich hält. Die Sonne, ein winziger, unangenehm heller Punkt, strahlte immer noch weit weniger Wärme aus, als dies beim schwarzen Riesen zur schlimmsten Zeit der Fall gewesen war, eine Wärme, die durch die Kruste des Kometen drang. Diese Kruste bestand jetzt hauptsächlich aus Wassereis und reflektierte einen Großteil der Wärme zu den Sternen.
Doch die Zeit verging.
In einem weiteren Zyklus seines fast bösartigen Witterungsablaufs verschlang der Mars all sein Wasser. Die Menschen aber, heiter und hoffnungsfroh, machten sich die Erde untertan.
Doch der Sturz des Kometen war nicht mehr aufzuhalten. Ein Hauch von Sonnenwind, bestehend aus schnellen Protonen, streifte seine Kruste. Wasserstoff und Helium waren zum größten Teil bereits hinweggefegt. Und der Wirbelstrom rückte näher und immer näher.
MÄRZ
EINS
Und Gott sprach: Meinen Bogen stelle ich in die Wolken … und niemals wieder sollen die Wasser zu einer Sintflut werden, die alles Fleisch verderbe.
1. Mose 9,13-14
Mark Cescu schaute an dem Haus hinauf und pfiff. Das Haus war im kalifornischen Tudorstil gebaut, vergilbter Stuck mit einem Fachwerk aus massiven Holzbalken. Das war echtes Holz. An einigen Orten, zum Beispiel in Glendale, gab es solche Häuser mit eingelegten Sperrholzplatten, aber nicht in Bel-Air.
Es war ein großes Haus mit einem großen Grundstück. Mark klingelte am Haupteingang. Die Tür wurde von einem jungen Mann mit langen Haaren und bleistiftdünnem Schnurrbart geöffnet. Sein Blick fiel auf Marks ausgebeulte Hosen und Stiefel und auf die großen
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