Luzifers Hammer
»Auf was wollen wir trinken?«
Harvey deutete auf den Sessel hinter dem Schreibtisch. »Auf den Fürsten von Silver Valley.«
Al Hardy nickte. »Darauf trinke ich. Prost!«
»Prost!«
»Er ist ein Fürst, wissen Sie«, sagte Hardy. »Und oberster Gerichtsherr in allen Instanzen.«
Das ungute Gefühl in Harveys Magengegend verstärkte sich.
»Sagen Sie mir, Harvey, wenn er morgen stirbt, was wird dann aus uns?« fragte Hardy.
»Himmel, daran wage ich nicht einmal zu denken.« Harvey Randall war erstaunt über die Frage. »Aber da besteht doch nicht der geringste Anlaß …«
»Mit so was muß man stets rechnen«, sagte Hardy. »Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten. Wenn Sie es weitererzählen oder es ihm sagen, dürfte es recht unerfreuliche Folgen haben.«
»Warum sagen Sie es mir dann? Und was ist mit ihm los?«
»Das Herz«, sagte AI. »Die Leute im Bethesda Hospital meinten, er sollte es sich nicht so schwer machen. Er wäre nach dieser Amtsperiode in Pension gegangen, wenn er lange genug gelebt hätte.«
»Ist es so schlimm?«
»Schlimm genug. Er kann noch zwei Jahre leben, aber auch in der nächsten Stunde sterben. Eher ein Jahr als eine Stunde, aber beides ist möglich.«
»Du lieber Himmel … Aber warum sagen Sie mir das?«
Hardy antwortete nicht direkt. »Sie sagen es selbst, Organisation ist der Schlüssel zum Überleben. Ohne den Senator gibt es keine Organisation. Können Sie sich jemanden vorstellen, der hier das Regime übernimmt, wenn er morgen stirbt?«
»Nein, zumindest nicht im Augenblick …«
»Wie steht’s mit Colorado?« fragte Hardy.
Harvey Randall lachte. »Sie haben es ja gehört. Colorado kann uns nicht am Leben erhalten. Aber ich weiß einen, der einspringen würde.«
»Wer?«
»Sie.«
Hardy schüttelte den Kopf. »Das würde nicht funktionieren, aus zwei Gründen.
Zunächst einmal bin ich nicht von hier. Man kennt mich nicht und führt meine Befehle nur aus, weil es die seinen sind. Okay, mit der Zeit würde ich es schaffen.
Aber es gibt noch einen triftigeren Grund. Ich bin nicht der richtige Mann.«
»Sie scheinen aber alles richtig zu machen.«
»Nein. Ich wollte seinen Sitz im Senat, und er hatte alles arrangiert für den Zeitpunkt, wenn er in den Ruhestand tritt. Ich glaube, ich wäre ein guter Senator geworden, aber kein guter Präsident. Harvey, vor ein paar Wochen mußte ich zu den Bonars gehen und seine Frau und zwei Kinder ausweisen. Sie jammerten und schrien und sagten, ich könnte sie ebenso gut umbringen, und sie hatten recht, trotzdem habe ich’s getan. War das richtig? Ich weiß es nicht, und ich weiß es doch. Ich weiß, daß es richtig war, weil er es angeordnet hatte, und was er anordnet, ist richtig.«
»Das ist merkwürdiger …«
»Charakterfehler«, sagte Hardy. »Ich weiß, in meiner Kindheit durfte ich ins katholische Waisenhaus, aber sie wollen sicher nicht meine Lebensgeschichte hören. Lassen Sie es sich von mir gesagt sein. Ich gebe stets dann mein Bestes, wenn ich jemanden habe, an den ich mich anlehnen kann, jemanden, der die letzte Instanz ist. Der Alte weiß das. Ich habe nicht die geringste Chance, daß er mich zu seinem Nachfolger bestimmt.«
»Was werden Sie also tun, wenn …«
»Ich werde der Stabschef desjenigen sein, den Senator Jellison bestimmt. Und wenn er keinen bestimmt, dann bei demjenigen, dem ich es zutraue, daß er dieses Amt ausfüllt. Dieses Tal ist sein Lebenswerk, wissen Sie. Er hat uns alle gerettet. Ohne ihn würde es hier aussehen wie dort draußen.«
Harvey nickte. »Ich glaube, Sie haben recht.« Und mir gefällt’s hier, dachte er. Es ist sicher, und ich mag die Sicherheit.
»Was hat das alles mit mir zu tun?«
»Sie machen alles kaputt«, sagte Hardy. »Sie wissen, was ich meine.«
Harvey Randall biß die Zähne zusammen.
»Wenn er morgen stirbt …«, sagte Hardy. »Wenn er stirbt, so ist George Christopher der einzige, der seine Stelle übernehmen kann. Nein, bevor Sie überhaupt fragen. Ich will nicht sein Stabschef werden. Aber ich werde es tun, weil sonst keiner in der Lage ist, dieses Tal hier zu halten. Und ich sehe, jeder hier weiß, daß er der ausgesuchte Erbe des Senators ist. Die Hochzeit würde keinen Tag nach dem Begräbnis auf sich warten lassen.«
»Sie wird George Christopher nicht heiraten wollen!«
»Doch, sie wird. Wenn sie vor die Wahl gestellt wird, den Erfolg zu bewahren oder alles zu ruinieren, was der Senator aufgebaut hat, wird sie’s tun.«
»Das heißt also, daß
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