Luzifers Hammer
jeder, der Maureen heiratet, Herr der Festung wird?«
»Nein«, sagte Hardy. Er schüttelte den Kopf. »Nicht irgendwer. Sie zum Beispiel nicht. Sie sind nicht von hier. Keiner würde Befehle von Ihnen entgegennehmen. Einige natürlich, wenn Sie der Erbe des Senators wären. Aber das reicht nicht. Sie sind noch nicht lange genug hier.« Al legte eine Pause ein. Dann sagte er:
»Es würde bei mir auch nicht klappen.«
Harvey drehte sich um und schaute den jüngeren Mann an.
»Sie sind in sie verliebt?« sagte er spitz.
Hardy zuckte die Achseln. »Ich habe genug für sie übrig, um sie nicht umbringen zu wollen. Und das wäre der Fall, wenn ich sie heiraten würde. Alles, was dazu beiträgt, die Ordnung in diesem Tal zu stören, alles, was irgendwie zur Spaltung beiträgt, wird hier jeden umbringen. Wir würden der ersten besten Meute zum Opfer fallen, die hier eindringen will – und, Harvey, da draußen haben wir Feinde, schlimmere, als Sie sich vorstellen können.«
»Haben Sie etwas erfahren, was in der Versammlung nicht zur Sprache kam?« »Sie werden es von Deke erfahren, wenn er kommt«, sagte Al.
Er langte nach der Flasche und schenkte beide Gläser nach.
»Bleiben Sie weg von ihr, Harvey. Ich weiß, daß sie einsam ist, und ich weiß auch, was Sie für sie empfinden, aber lassen Sie die Finger von ihr. Alles, was Sie erreichen können, ist, sie umzubringen und alles zu ruinieren, was ihr Vater aufgebaut hat.«
»Verdammt noch mal, ich …«
»Es ist nicht gut, mich anzuschreien oder mit mir böse zu sein.« Hardys Stimme klang ruhig und bestimmt. »Sie wissen, daß ich recht habe. Sie muß denjenigen heiraten, der hier der neue Fürst wird. Andernfalls würde Jack Turner versuchen, seine Rechte durchzudrücken, und ich müßte ihn töten. Es würde Splittergruppen geben, die versuchen würden, die Macht an sich zu reißen, weil sie meinen, daß sie das gleiche Recht hätten wie jeder andere. Die einzig mögliche Chance für eine friedliche Machtübernahme besteht darin, an die Loyalität für das Gedenken des Senators zu appellieren. Maureen kann das, und sonst keiner. Aber sie kann nicht jeden kontrollieren. Maureen und George zusammen könnten es.«
Hardys eisige Ruhe wurde allmählich brüchig. Seine Hand zitterte. »Glauben Sie, daß Sie es ihr leichter machen können? Sie weiß, was sie zu tun hat. Warum, glauben Sie, trifft sie sich heimlich mit Ihnen und will Sie dennoch nicht heiraten?« Hardy stand auf. »Wir waren lange genug weg. Wir sollten wieder zu den anderen gehen.« Harvey leerte sein Glas, aber er blieb sitzen.
»Ich habe es in Freundschaft versucht«, sagte Hardy. »Der Senator hält große Stücke auf Sie. Er anerkennt die Arbeit, die Sie geleistet haben, und er findet Gefallen an Ihren Ideen. Ich glaube, wenn er die freie Wahl hätte, würde er … Aber das tut nichts zur Sache. Die Wahl steht ihm nicht frei, und nun wissen Sie’s.«
Und Hardy ging raus, bevor Randall überhaupt etwas sagen konnte.
Harvey starrte ins leere Glas. Dann stand er auf und schleuderte das Glas auf den Fußboden. »Mist!« sagte er. »Verdammter Mist!«
Als die Besprechung vertagt wurde, ging Maureen nach draußen. Draußen herrschte leichter Nebel, so fein, daß sie ihn kaum wahrnahm. Keiner regte sich über den Nebel auf. Die Sicht war gut, mehrere Meilen, und man konnte den Schnee auf der High Sierra und in tieferen Lagen erkennen. Schnee lag am Südhang der Cow Mountains, und das war keine 1.700 Meter hoch. Bald würde auch im Tal Schnee liegen.
Sie erschauerte leicht im kalten Wind, aber es trieb sie nicht dazu, ins Haus zu gehen und wärmere Kleidung anzulegen.
Drinnen mußte sie wieder Harvey Randall begegnen und ihn nicht beachten. Sie wollte keinen sehen und mit keinem sprechen, aber sie lächelte, als Alice Cox auf ihrem mächtigen Gaul herangeritten kam. Dann aber fühlte sie mehr als sie hörte, daß jemand hinter ihr auftauchte. Sie drehte sich um, voller Furcht, wen sie da wohl erblicken würde.
»Es ist kalt«, sagte Reverend Varley. »Sie sollten sich eine Jacke anziehen.«
»Mir geht’s gut.« Sie wandte sich ab und ging einige Schritte von ihm weg, und ihr Blick fiel wieder auf die Sierra. Harveys Sohn war da irgendwo oben in den Bergen. Leute, die von draußen kamen, meinten, den Pfadfindern ginge es gut. Sie kehrte wieder um. »Man sagt mir, daß Sie beruhigt sein können.«
»Ich will’s hoffen.« Und als sie nichts weiter sagte, fügte er hinzu: »Es gehört zu
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