Luzifers Hammer
der Büros.
»Hallo, Harv. Hat man Sie lange warten lassen?«
»Es geht. Wie geht es Ihnen, Johnny?«
»Danke. Der Bürgermeister hat eine Besprechung, die einige Zeit in Anspruch nimmt. Macht es Ihnen was aus, eine Sekunde zu warten?«
»Eigentlich nicht. Meine Leute werden gleich kommen.«
»Sie kommen jetzt rauf«, sagte John Kim. Er war Bürgermeister Bentley Allens Pressesekretär, er schrieb seine Reden und fungierte manchmal auch als sein politischer Manager, und Harvey wußte, daß Kim auch in Sacramento oder Washington hätte sein können, wenn er nur gewollt hätte, und daß er wahrscheinlich sowieso hinkommen würde, wenn er bei Bentley Allen blieb. »Ich habe jemanden runtergeschickt, der sie mit dem Privataufzug heraufbringt.«
»Danke«, sagte Harvey. »Sie werden es zu schätzen wissen …«
»Hach. Die Konferenz geht zu Ende. Gehen wir erst mal zu Hizzoner rein, bis Ihre Leute raufkommen.« Kim führte Harvey durch die Halle.
Da waren zwei Büros. Das eine war groß, mit teuren Möbeln und dicken Teppichen. Fahnen hingen an den Wänden, und überall gab es Trophäen, Plaketten und gerahmte Urkunden.
Hinter dem offiziellen Büroraum befand sich ein viel kleineres Zimmer mit einem womöglich noch größeren Schreibtisch.
Auf diesem Tisch türmten sich Papiere aller Art, Berichte, Bücher, IBM-Ausdrucke und Memos. Einige Memos waren mit einem großen roten Stern gekennzeichnet, andere mit zwei, und eins sogar mit drei Sternen. Der Bürgermeister nahm gerade das Dreistern-Memo zur Hand, als Kim und Randall eintraten.
Er sieht gut aus, dachte Randall, während der Bürgermeister das Memo überflog. Der zweite schwarze Bürgermeister von Los Angeles, der Typ des Karrieremannes: Er war hochgewachsen, fit und wie ein wohlhabender Geschäftsmann gekleidet, und das war er auch gewesen, bevor er in die Politik einstieg. Sein Mischlingsblut und seine Bildung waren offensichtlich, weil er beides nicht unter den Scheffel stellte. Bentley Allen war nicht auf die Leute angewiesen. Er hatte diesen politischen Posten nicht nötig. Rein technisch gesehen war er von seinem Lehrstuhl an einer renommierten Privatuniversität beurlaubt.
»Eine Dokumentation, Mr. Randall?« fragte Bentley Allen. Er zeichnete das Memo ab und legte es ins Ausgangskörbchen.
»Nein, Sir«, erwiderte Johnny King. »Diesmal sind es die Abendnachrichten.« »Was gibt es also heute Nennenswertes über mich zu berichten?« fragte der Bürgermeister.
»Etwas am Rande«, sagte Harvey Randall. »Rundfunknachrichten über alle Sender. Was werden die Beamten des öffentlichen Dienstes an jenem Tag tun, an dem der Hamner-Brown die Erde nicht trifft?«
»Alle Sender?« fragte Johnny Kim.
»Ja.«
»Ist da nicht ein bißchen Druck dahinter?« fragte Kim. »Etwa aus einem weißen Haus in der Pennsylvania Avenue?«
»Schon möglich«, räumte Harvey ein.
»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich«, sagte der Bürgermeister. »Bleib ruhig, kühl und gefaßt an diesem denkwürdigen Tag.«
»Der auf nächste Woche Dienstag fällt«, erwiderte Harvey automatisch. »Ja, Sir …« »Was wäre, wenn ich in Panik geraten würde?« fragte Bürgermeister Allen. In seinen Augen blitzte der Schalk. »Oder wenn ich sagen würde, ›Brüder, das ist eure Chance! Reißt alles nieder. Holt euch euer Teil, eine bessere Gelegenheit kommt nie wieder‹?«
»Ach, Scheibe«, sagte Harvey. »Ich glaubte, jeder würde gern in die Abendnachrichten kommen.«
»Ist es Ihnen noch nie ähnlich ergangen?« fragte Bentley Allen. »Sie kennen doch dieses Gefühl, irgend etwas Verrücktes zu tun, was auffällt und was einen gleich in ein neues Leben katapultiert? Zum Beispiel das Kleid der Gattin des Dekans mit Martini zu bekleckern? Was ich wirklich getan habe, möchte ich hinzufügen, rein zufällig natürlich. Sehen Sie selbst, was mir das eingebracht hat.«
Jetzt schaute Harvey wirklich dumm aus der Wäsche, und über das Gesicht von Bürgermeister Allen huschte ein breites Lächeln. »Machen Sie sich nichts draus, Mr. Randall. Ich mag diesen Job. Oder auch einen anderen, in einem etwas größeren Büro drüben im Osten …« Seine Stimme wurde leiser. Es war kein Geheimnis, daß Bentley Allen gern der erste schwarze Präsident geworden wäre, und es gab ernstzunehmende politische Manager, die durchaus der Meinung waren, daß er es in einem Dutzend Jahren schaffen könnte.
»Ich will nicht so sein«, sagte Bürgermeister Allen. »Ich werde den Leuten erzählen,
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