Luzifers Hammer
schliefen und sahen mir nicht bei meinem Geschäft zu.«
»Da hab’ ich wenig Interesse. Johnny, wie macht das Leonilla im Weltraum?«
»Nun ja. Ich habe es fertig gebracht, nicht daran zu denken. Aber ich werde sie fragen, was?«
»Tun Sie das. Es ist mir bis heute nicht klar geworden.«
»Mir auch nicht.« Johnny öffnete ein Ventil, und der Urin sprühte aus der Apollo in den Weltraum. Gefrierende Tropfen bildeten eine Wolke um das Fluggerät gleich einer neuen Sternkonstellation und verteilten sich allmählich. »Warum, zum Teufel, haben Sie mich wieder einmal drauf gebracht?«
»Sollte ich der einzige sein, der sich Gedanken darüber macht?«
»Und wie geht’s sonst?«
»Mäßig.«
Zwei Tage später. Delanty ging es schon viel besser, aber Baker hatte immer noch keine Antwort auf seine Frage.
Er war soeben mit einer Vakuumprobe zurückgekehrt und war mit Jakow allein, als Baker sagte: »Ich muß es irgendwie loswerden.«
»Wie bitte?« fragte der Russe.
»Ich habe da so ein Problem. Wie macht das Leonilla bei Schwerelosigkeit, wenn sie dann eben mal für kleine Mädchen muß?«
»So was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?«
»Allerdings. Es ist nicht pure Neugier. Einer der Gründe, warum wir bisher keine Frauen in den Weltraum schickten, war, daß wir die entsprechenden sanitären Einrichtungen nicht hingekriegt haben. Jemand hat mal einen Katheter vorgeschlagen, aber das ist schmerzhaft.« Jakow sagte nichts. »Also, wie macht sie’s nun?« fragte Johnny.
»Das ist ein Staatsgeheimnis. Tut mir leid«, sagte Pjotr Jakow. Wollte er Baker auf den Arm nehmen? Es sah nicht danach aus. »Es wird Zeit für eine neue Serie von Sonnenbeobachtungen. Wollen Sie mir bitte am Teleskop behilflich sein?«
»Natürlich.« Ich werde Leonilla fragen, dachte Johnny.
Auf jeden Fall noch bevor wir runtergehen. Er warf einen Seitenblick auf den Russen. Vielleicht wußte Jakow selbst nicht Bescheid.
»Wie geht’s?«
»Ausgezeichnet«, sagte Delanty. »Weiß es Houston schon?«
»Nicht von mir«, sagte Baker. »Vielleicht aus Baikonur. Ich glaube nicht, daß sich Jakow viel mit seinen Leuten unterhält. Aber warum sollten sie es Houston melden?«
»Ich hasse das«, sagte Rick.
»Natürlich. Aber was soll’s? Sie haben alles bewiesen, was Sie zu beweisen hatten. Sie sind da, und die Sonnensegel sind entfaltet. Himmel, Mann, wenn Sie diese Arbeit leisten können, während Sie krank sind, muß man Sie wohl den Eisernen nennen. Morgen werden Sie wieder an die Arbeit gehen.«
»Naja. Haben Sie das Problem gelöst, das Sie beschäftigt?«
Baker zuckte die Achseln. »Nein. Ich habe Pjotr gefragt. ›Staatsgeheimnis‹, meinte er. Das ist doch purer Blödsinn.«
»Nun, vielleicht kommen wir noch dahinter. Wir haben sicher Kameras genug …«
»Sicher. Das wird sich in unserem Bericht gut ausnehmen. Zwei Offiziere der US Air Force, die sich mit Kameras in die Damentoilette einschleichen. Nun, es ist Zeit für die Wachablösung. Ich gehe jetzt und werde den Genossen Brigadier wecken. Bis dann.« Johnny Baker schwebte aus der Apollokapsel und durch das Hammerlab. Hier draußen war es ziemlich still. Leonilla schlief in der Sojus, Delanty hockte in der Apollo und Jakow nahm wahrscheinlich eine Mütze voll Schlaf, bevor er auf Wache ging.
Baker schwebte auf die Koje des Russen zu. Mitten im Durcheinander von Fernrohren, Kameras, Kristallkulturen und Röntgendetektoren schwebte der Russe, leicht mit einem Nylongurt festgelascht, und lugte grinsend durch den Schott. Als er Johnny bemerkte, erlosch das Lächeln. Er sieht aus wie ein Schulbub, den man in der Speisekammer ertappt hat, dachte Johnny Baker.
›Staatsgeheimnis‹, einfach lächerlich!
JUNI
DREI
Dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist.
Matthäus 24
Das Mädchen am Empfang war neu und ließ Harvey nicht in den dritten Stock des Rathauses von Los Angeles hinauf. Harvey war das egal. Da warteten noch andere, und es konnte noch ein paar Minuten dauern, bis seine Leute mit den Kameras eintrafen.
Außerdem war er ohnehin etwas zu früh dran.
Harvey setzte sich und begann mit seinem Lieblingsspiel:
Leute beobachten. Das Anliegen der meisten Besucher war eindeutig. Lieferanten, politische Typen, die einen der Vizebürgermeister oder einen anderen höheren Beamten aufsuchen wollten.
Doch eine der Besucherinnen fiel ihm auf. Sie war in den Zwanzigern, und Harvey konnte sich nicht schlüssig werden, ob sie Anfang oder Ende Zwanzig war.
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