Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
lachte. „Nein, natürlich nicht. Dann wäre ich ja über hundertzwanzig Jahre alt, und eine alte Schachtel obendrein – oder eine Drakule. Nein, wahrhaftig nicht. Ich bin lediglich jemand, der die Bedrohungen seiner Welt versteht, und eine alte Freundin von Dimitri. Ich habe geholfen, Mirabella großzuziehen, nachdem er sie gefunden hatte. Sie musste vor den Feinden des Earl beschützt werden, und ich brauchte einen Ort zum Leben, weit weg von... Nun, das ist eine andere Geschichte und für später, wenn wir mehr Zeit dafür haben. Nur so viel“, fuhr sie fort, „ich habe gelernt, auf mich selbst aufzupassen und mich vor den schrecklichen Kreaturen zu schützen. Selbst Ihr Bruder sagte, ich wäre recht gut darin.“
Maia schaute sie an. „Könnten Sie mir etwas beibringen?“
Die ältere Frau öffnete den Mund, wahrscheinlich um nein zu sagen, aber Maia drang weiter in sie. „Wenn ich in dieser Welt leben soll, in der meine Schwester einen ehemaligen Vampir heiratet, mein Bruder sie jagt, und mein sogenannter Vormund selber einer ist , dann finde ich es nur angebracht, wenn auch ich lerne, mich zu schützen. Ganz besonders, da es Vampire gibt, die auf uns Jagd machen. Mein Vater hat mir das Schießen mit einer Pistole beigebracht, als ich zwölf war“, fügte sie noch hinzu, als Iliana begann, mit dem Kopf zu schütteln.
„Ihr Bruder wird es niemals gestatten.“
„Er braucht es nicht zu wissen“, sagte Maia entschlossen. „Niemand braucht davon zu wissen.“
Iliana runzelte die Stirn und warf dann resigniert die Hände in die Luft. „Also gut. Aber erzählen Sie es dem Earl nicht.“
~*~
Maia fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch und saß kerzengerade im Bett.
Das Herz hämmerte ihr, und ihr Körper war schweißnass,
Das war kein angenehmer Traum gewesen. Bilder jagten wie dunkle Schatten noch durch ihren Kopf und ließen sich nicht verscheuchen. Kein Traum von einer warmen, roten Welt mit köstlichen Lippen und samtweicher Zunge, von Zähnen, die sanft in williges Fleisch hineinglitten, sondern einer von zerfetztem Fleisch und schmerzerfüllten Schreien. Gewalt und Vergewaltigung.
Ihr Atem wollte sich kaum beruhigen, und Maia warf die Bettdecken von sich, in dem Versuch, die letzten Traumfetzen mit der schnellen Bewegung wegzufegen. Es funktionierte nicht sofort, aber allmählich verblassten die hässlichen Gefühle.
Mondlicht schimmerte über ihr leeres Bett und den Tisch daneben, Maias Blick fiel auf die zwei neuen Gegenstände dort auf ihrem Nachttisch: die Rubinhaarnadel und der schmale Holzpflock.
Wie versprochen hatte Iliana Maia in ein leeres Zimmer im Dienstbotenflügel von Blackmont Hall mitgenommen. Der Raum war fast unmöbliert und hatte auch keine Fenster. Dort hatte sie Maia den richtigen Griff gezeigt, wie man einen Pflock halten muss, und wie man am besten zielt, wenn man einen Vampir aufspießen wollte.
„Ins Herz hinein“, sagte sie, „dann sterben sie augenblicklich.“
Ein kleines Schaudern durchlief Maia, als sie daran dachte, wie Chas sich quer durch das Zimmer im White’s geworfen hatte, um seinen Pflock in Voss' Herz zu rammen. Wenn dieser keinen Panzer getragen hätte, wäre er jetzt tot.
Maia und Iliana übten ein Weilchen, wobei die flinken Bewegungen und die Beweglichkeit der anderen Frau Maia verblüfften, und sie fand heraus, dass Iliana dafür auch recht viel trainierte. Maia ging da auf, dass ihr eigener Tagesablauf, mit den kleinen Spaziergängen, ein bisschen Reiten, und viel Sitzen, ihr eine deutlich schlechtere physische Kondition beschert hatten. Und obwohl sie nach der Stunde mit Iliana schrecklich warm und verschwitzt war, fühlte sie sich dennoch auch voller neuer Energie. Aber jetzt war ihr ein wenig wund, überall.
Sie beschloss, von nun an jeden Tag ein bisschen zu trainieren, wenn möglich mit Iliana. Aber im Augenblick war sie unruhig und hatte das Bedürfnis, ihr Schlafzimmer zu verlassen.
Sie ließ den Pflock auf ihrem Nachttisch liegen und trippelte den Flur hinunter zur Treppe. Vielleicht würde ein Buch ihr etwas Ablenkung verschaffen. Oder eine Tasse Milch oder sogar ein Stück Käse und ein Apfel.
Als sie unten an der Treppe angekommen war, hörte sie Stimmen. Das Herz schlug ihr höher, und sie eilte mit wehendem Nachthemd die Halle entlang. Unten an der Tür zu Corvindales Büro war ein Lichtstrahl zu sehen, und so – ohne einen Gedanken an ihren Aufzug zu verschwenden oder an die Schmach, die sie bei
Weitere Kostenlose Bücher