Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
noch recht vorsichtig und behutsam. „Eine sehr ungewöhnliche Wahl für ein Kostüm, obwohl sie sich auch oft als Mann verkleidet hat.“ Seine Stimme war leise, und Maia konnte sie bei all der Musik und den anderen Unterhaltungen kaum hören.
„Meine unteren Gliedmaßen zu entblößen wäre wohl kaum angemessen zu nennen, selbst wenn man damit ein historisch korrektes Kostüm anhätte“, sagte sie und sprach ebenfalls recht leise, um damit schlechter erkennbar für ihn zu sein. Obwohl ihr Tanzpartner sicherlich nicht Alexander war, hatte sie das Gefühl, dass sie ihn kannte. „Ich bin Hatschepsut. Alle anderen denken ich sei Kleopatra.“
„Dummköpfe allesamt. Wo wäre denn die Natter, wenn Sie Kleopatra darstellen sollen?“
Seine Bemerkung entlockte ihr ein überraschtes Lachen, und sie sah, wie sich seine Lippen bewegten, sich jetzt entspannt und voll wölbten, wo sie zuvor zusammengekniffen gewirkt hatten.
„Aber es weiß natürlich niemand genau, wie Hatschepsut aussieht“, erklärte sie noch. „Oder ob sie je etwas anderes war als nur eine Königin, die lediglich Regentin war.“
„In der Tat. Aber wir hoffen natürlich mehr zu erfahren, wenn der Stein von Rosetta einmal übersetzt sein wird.“
„Man kann nur hoffen! Bis wir Hieroglyphen entziffern können, wird es immer ein paar Wissenslücken für uns geben.“
„Ich finde es schon bemerkenswert, dass Sie auch nur von Hatschepsut wissen, geschweige denn von solchen Einzelheiten über ihre mysteriöse Regierungszeit“, sagte er, nachdem er eine besonders enge Umdrehung bewältigt hatte, bei der ihr ein bisschen schwindlig geworden war. „Und dann auch noch über den Stein von Rosetta im Bilde sind.“
Unter dem Schutz ihrer Anonymität wurde sie wagemutig ... und vielleicht war es auch der Champagnerpunsch ... Maia hob ganz offen zu einer Rede an, was sie unter anderen Umständen einem Gentleman sonst niemals zugemutet hätte. Sie zogen es in der Regel vor, über ihre eigenen Themen zu reden, und nicht über die ihrer Tanzpartnerinnen. „Die Geschichte Ägyptens ist schon seit vielen Jahren ein privates Steckenpferd von mir. Es hat angefangen, als ich die Biblioteca Historica von meinem Bruder las, um ihm mit seinem Griechisch auszuhelfen. Wenn Sie mich zu den Babyloniern oder zu den Indern befragen, so weiß ich da recht wenig. Aber wenn man beispielsweise Herodot oder Diodor von Sizilien liest, so erfährt man viel über die Ägypter. Und jetzt, da man so viele Antiquitäten und alte Manuskripte aus Ägypten per Schiff auf die Reise nach Europa schickt, werde ich das alles tatsächlich im Museum zu sehen bekommen. Dann wird alles sehr greifbar.“
„Sie haben Ihrem Bruder mit seinem Griechisch ausgeholfen?“ Lag da ein kleines Lachen in seiner Stimme?
„Es hat mir ebenso wenig gefallen wie ihm, aber ich war entschlossen...“, Maias Stimme verstummte, als sie merkte, wie viel sie schon geredet hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe und schluckte. Eines der Dinge, die ihre früheren Verehrer etwas abgeschreckt hatte, war ihre Neigung dazu, Vorträge zu halten und alles überausführlich zu erklären. Nicht, dass der Bube hier ein Verehrer war, aber sie wusste nur zu gut, Gentlemen mochten Frauen nicht, die redeten. Alexander war da eine Ausnahme, und er hatte ihrem Interesse an Ägypten nachgegeben und war zweimal mit ihr ins British Museum gegangen.
Natürlich hatte er nicht den blassesten Schimmer, wer Hatschepsut oder sogar Ramses III war, aber das machte Maia nichts aus.
„Sehr interessant.“ Der Bube schien unterdrückt zu haben, was ihm gerade auf den Lippen gelegen hatte, und sein Mund nun wieder fest verschlossen.
Als sie zu ihm hochschaute, fiel Maia plötzlich auf: Wenn man es mit einem maskierten Gegenüber zu tun hatte, dann konzentrierte man sich auf die Gesichtspartien, die noch zu sehen waren – und in diesem Fall, auf seinen Mund. Und sie fand diese Lippen faszinierender, als im Grunde schicklich war, sie fuhr ihre Formen mit den Augen nach und prägte sich alles ein. Fragte sich, wie es wäre, sie zu küssen, denn sie schienen ihr weich und voll und sehr anschmiegsam.
„Vorsicht“, sagte er plötzlich, und seine Hände packten sie fester, und Maia stellte erneut fest, wie schwindlig ihr war. Der Raum bewegte sich etwas schneller um sie, als es nach dem Tanz eigentlich sein dürfte, und sie hielt sich an seinem Oberarm fest, ihr Gesicht war plötzlich heiß unter der Maske, und das Herz
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