Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
hinunterspähte? Oder auf der anderen Seite – da waren Fenster auf der anderen Seit der Straße, so nah bei ihr, dass sie hinüberspringen könnte.
Narcise kroch rasch wieder ins Zimmer zurück und sah, dass sie und Chas wieder alleine waren. „Ihre Schwestern? Man sagt, dass sie das Zweite Gesicht haben“, sprach sie und hoffte, die Konversation damit in weniger gefährliche Bahnen zu steuern ... zumindest bis einer von ihnen beiden beschloss, schlafen zu gehen.
„Die beiden jüngeren haben die Gabe“, antwortete Chas ihr. „In gewisser Weise.“ Er stand immer noch bei der Tür und hatte sich dort jetzt aufgebaut, die Arme vor der Brust verschränkt. „Aber Maia, die älteste, die aber immer noch fast zehn Jahre jünger ist als ich, hat sie nicht vererbt bekommen. Aber das macht sie wett, indem sie jede Einzelheit vom Leben jedes Einzelnen in unserem Haus unter ihrer Fuchtel hat.“
Seine Lippen lockerten etwas auf und wurden fast zu einem Lächeln – das erste, das sie an ihm gesehen hatte, wie es schien. Die Wirkung war schier unglaublich: es verlieh seinem sehr dunklen Gesicht einen weichen, sinnlichen Ausdruck. Ein dunkler Engel, dachte sie wieder bei sich – und nicht in der Art von Luzifer.
„Ich kann mir kaum vorstellen, wie sie und Corvindale es miteinander aushalten werden“, fuhr Chas fort, das Lächeln wurde sogar noch breiter. „Denn wegen meiner verlängerten Abwesenheit habe ich dafür gesorgt, dass der Earl sich um sie kümmert.“
„Sie sprechen mit solcher Zärtlichkeit von ihr“, sagte Narcise. „Mein Bruder war so besorgt um mich, dass er Luzifer zu mir geschickt hat.“ Sie ließ ihren Hass und ihre Bitterkeit deutlich hören.
„Und das ist also, wie es passiert ist? Sie geben Ihrem Bruder die Schuld?“ Die Stimme von Chas kam wie ein Peitschenhieb bei ihr an, da war nur Verachtung zu hören.
Aber Narcise hatte sich schon längst mit ihrer eigenen Fehlbarkeit abgefunden. „Ich gebe meinem Bruder lediglich die Schuld dafür, dass er Luzifer angefleht hat, mich zur Drakule zu machen, dass er ihn zu mir geschickt hat, aber ich habe dem Pakt aus freiem Willen zugestimmt.“
„Er ist Ihnen im Traum erschienen?“
„Er kam – wie ich glaube, dass er es stets tut – in einem wirklich entscheidenden Moment, und ja, in einem Traum. Wenn man am schwächsten ist, am empfänglichsten für seine Versprechungen. Ich kenne niemanden, der diese Gelegenheit angeboten bekam und der den Handel mit dem Teufel ausgeschlagen hat. Wenn mir je so ein Mensch begegnen würde, dann würde ich gerne wissen, wie es ihm gelungen ist.“
Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen, und sog ihre Lippen fest ein. „Jemand hat mir einmal gesagt, ich wäre die stärkste Person, die ihm je begegnet sei. Aber als ich endlich so stark geworden war, war es viel zu spät.“ Sie erzitterte innerlich bei der Erinnerung an Giordan – und rasch sperrte sie dieses Gefühl wieder weg. „Ich hatte meine Seele bereits verkauft.“
Es klopfte wieder an der Tür, und Chas, der, wie sie jetzt begriff, auf genau das gewartet hatte, öffnete. Ein Diener brachte einen großen Krug Bier und zwei Tassen, stellte sie auf dem Tisch ab und ging wieder, ohne mit einem von ihnen ein Wort zu wechseln oder sie anzuschauen.
Froh über die Unterbrechung und die Ablenkung sah Narcise zu, wie ihr Begleiter sich wieder an den Tisch setzte und sich eine Tasse Bier einschenkte.
„Möchten Sie auch davon?“, fragte er und begann dann, auch für sie eine einzuschenken, ohne ihre Antwort abzuwarten, und stellte die Tasse an der Tischseite ihm gegenüber ab. Er lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck.
Sie ging zögerlich zu ihm hin und griff nach ihrer Tasse, nippte an dem starken, bitteren Getränk. Es war schwer und warm, und sie machte sich nicht sonderlich viel daraus ... aber sie fand, es gab ihren Händen etwas zu tun, und ihr Mund und ihre Gedanken konnten sich so auf etwas konzentrieren, was eine gute Sache war.
„Und was war dieser entscheidende Moment?“, fragte er und schenkte sich reichlich nach.
„Warum wollen Sie das wissen? So dass Sie eine weitere Schwäche an mir entdecken und mich töten können?“, gab sie ihm umgehend eine Gegenfrage, sie empfand diese Neugier als Kränkung, weil er selbst nichts preisgab und er ohnehin schon ein Urteil über sie gefällt hatte.
„Vielleicht möchte ich Sie nur besser verstehen“, erwiderte er. Seine Worte waren etwas
Weitere Kostenlose Bücher