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Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)

Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)

Titel: Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Dächer aussehen würden, ordentlich und senkrecht und dicht aneinandergeschoben, wie spitze Zahnreihen; ineinander verwoben, wie das gestrickte Muster eines Schals.
    Wenn er freie Sicht hätte, könnte er vielleicht sogar La Chappelle-Saint-Denis von hier aus sehen: wo er herkam, sein Geburtsort.
    Nicht seine echte Geburt. Er war sich nicht sicher, wo die stattgefunden hatte. Auf dem Land, vermutete er. Aber der Ort, an dem er gelebt hatte – nein, nein: wo er sein Dasein gefristet hatte. Nur gefristet hatte.
    Diese Erinnerungen verfolgten ihn noch wie Messerstiche, schnürten ihm immer noch den Hals zu. Ließen ihn öfter, als er es sich eingestehen wollte, aus dem Schlaf hochfahren, verzweifelt, mitten am Tage, und wo er sich dann fragte, ob genug Brot für das Abendessen übrigbliebe oder auch, ob ein Platz zum Schlafen sich finden würde. Er erinnerte sich an den Wollfetzen, unter dem er sich zusammengerollt hatte, während des Schnees. Verscheuchte mit allen Kräften die Erinnerung von groben Händen und dem Gestank ungewaschener Männer, die ihre Hosen aufknöpften und ihn in dunkle Gassen schubsten.
    Hier stand er nun, Häuserdächer und Jahrzehnte entfernt von jenen Tagen; von seinem eigenen Terror.
    Und hier, im Marais, nur ein paar Straßen entfernt von seiner neuen Obsession: Narcise Moldavi.
    Auf einem Nachbardach auf der anderen Straßenseite bewegte sich ein Schatten, aber er hatte die Katze schon gespürt. Elegant und geschmeidig schlich sie auf vier leisen Pfoten zum Rand, drehte sich um und schaute ihn an, ihre blaugrauen Augen schienen ihn gut zu kennen. Der Mond streichelte ihr hellgraues Fell mit der Andeutung von Blau und Silber darin, und ließ die Kreatur fast aufglimmen.
    Giordan stand ganz still da, das Glas halb zum Mund geführt, senkte es wieder, beobachtete. Wartete.
    Der lange Schwanz der Katze zuckte, und sie maunzte leise, als wolle sie ihn verhöhnen.
    Aber da war eine Straße – wenn diese auch recht schmal war – fünf Stockwerke unter ihnen, zwischen seinem Balkon und dem Hausgiebel der Katze. Das war weit genug entfernt, so dass Giordan nicht unter der Gegenwart der Katze litt. Und das war auch so in etwa die Entfernung, die er zwischen sich und einer Katze brauchte, um durch die Begegnung nicht geschwächt oder gar gelähmt zu werden; eine Tatsache, die er verabscheute.
    Sein einziger Freund in jenen Jahren, als er von der Hand in den Mund lebte, verdreckt und frierend, war eine große, fette, orange getigerte Katze mit gelben Augen gewesen. Als das Blatt sich für ihn zu wenden begann, und er mehr als nur einen mickrigen Sous in der Tasche hatte, und dann allmählich ein Livre , dann zwei und es dann schneller mehr wurden, als Giordan schauen (und glauben) konnte, war Chaton (zugegebenermaßen ein wenig origineller Name, eine Katze auf das französische Wort „Kätzchen“ zu taufen) immer bei ihm geblieben.
    In der Nacht, in der Luzifer ihm erschienen war, mitten in Giordans tiefsten Träumen – oder vielleicht waren es auch Alpträume geworden – hatte Chaton zusammengerollt und schnurrend auf seinem Bett neben ihm gelegen. Das war schon lange nachdem Giordan ein sehr schön eingerichtetes Haus erworben hatte, mit den größten, weichsten Gänsefedermatratzen, die sich auftreiben ließen, nachdem sich sein unerhörtes Glück in wirtschaftlichen Dingen als dauerhaft erwiesen hatte. Und so kam es, dass Giordan, als er am nächsten Morgen nach einem verschwommenen, dunklen Traum erwachte, in dem ihm der Teufel die Unsterblichkeit und Macht und noch mehr Reichtümer versprochen hatte, dass das Erste, was er erblickte, Chaton war.
    Und das, so schrecklich es auch war, sollte das letzte Mal sein, dass er diese freundliche Katze streicheln oder im Arm halten oder auch nur in seiner Nähe haben würde.
    Denn neben dem ewigen Leben und der Bedingung, frisches Blut zum Weiterleben trinken zu müssen, zusammen mit dem Mal des Teufels, oder Luziferzeichen, das sich wie böses, schwarzes Wurzelwerk über seinen Rücken spannte, hatte Giordan damit auch seine ganz persönliche Asthenie erworben. Seine Achillesferse.
    Jeder der Drakule hatte eine besondere Schwäche, und wenn diese in seine Nähe kam, schnürte sie ihm die Luft ab, machte seine Glieder schwer, als würde man durch Wasser stapfen. Je näher sie kam, desto hilfloser wurde man, bei der bloßen Berührung war es, als würde man gebrandmarkt.
    Und so hatte Giordan neben der Sterblichkeit und dem Altern auch sein Haustier

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