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Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)

Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)

Titel: Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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protzig wie manch andere neue Mode hier in Paris, Brokatüberröcke mit rund geschnittenen Vorderteilen und ebensolchen Rockschößen, aber sie waren zweifelsohne sehr gut geschneidert und saßen wie angegossen. Er musste sich den Namen von Cales Schneider geben lassen. „Ich bin sicher, Narcise hatte keine echten Bedenken, unserem Gastgeber auszuhelfen.“ Weder sein Gesichtsausdruck noch sein Ton verrieten irgendetwas, und als er kurz zu ihr blickte, sah er ihre Augen nervös aufleuchten.
    Gut. Aber erwarte nur nicht, dass das Schwert so schnell niedergesaust kommt, Schwesterherz. Ich brauche dich noch.
    Wenn es etwas gab, was Cezar richtig gut gelernt hatte, so war es, vorausschauend zu planen und zu handeln, nichts zu überstürzen. Und er würde so lange er in die andere Richtung schauen und Narcise gestatten, ihm zu helfen, bis er das von Cale bekam, was er wollte – was deutlich mehr als eine Beteiligung an einem Gewürzschiff nach China war.
    Und das Mindeste, was er hieraus gewann, war ein sehr anregender Zeitvertreib.
    *
    Giordan blickte über die funkelnden Lichter. Da gab es sanft schaukelnde Kutschenlichter und, höher oben und auch etwas fester verankert, die Lichter der Straßenlaternen. Das sanfte Glühen der Öllampen, von hellem Gelb bis hin zu dunklem Bernstein, schien hinter Fenstern ohne Jalousien. Die Stadt der Lichter, so benannt, weil sie ein Zentrum der Gelehrsamkeit und der Aufklärung gewesen war, seitdem Mönche ihre schmalen Gassen errichtet hatten – der Name war noch passender, als viele es sich eigentlich bewusst waren.
    Er befand sich hier hoch genug, hier, auf dem stillen Hausdach, die Schreie und Rufe von der Straße unten waren kaum mehr zu hören und vermischten sich mit den Rufen von Eulen und dem fernen Rasseln von Pferdegeschirr und Kutschen. Leuchtfeuer brannten in rotorangenen Winkeln, wo Zuschauer warteten, ihre Plätze sicherten, für die Hinrichtungen morgen früh. Manchmal meinte Giordan sogar das grausame Funkeln der Guillotineklinge zu sehen, in ihrem schwarzen Rahmen.
    Er fragte sich, wie lange dieser Wahnsinn noch anhalten würde; wie lange Leute wie Robespierre und Hébert dem gleichen Schicksal entgehen würden. Giordan lebte schon über hundert Jahre, und eines hatte er begriffen: Fanatismus und Gewalt kehrten sich letzten Endes immer gegen ihre Verursacher.
    Eine kühle Brise wehte ihm durch die Locken, als er ein Glas hob, um von seinem Lieblingsarmagnac zu trinken. Warm und beißend, war der mächtige Brandy eine ganz andere Erfahrung als das Lebensblut, das er an diesem Abend vorher schon gekostet hatte, dank der schönen Damaris. Er trank den Schnaps nicht zur Ernährung, sondern nur zum Vergnügen und wegen seines wuchtigen Körpers und ausgereiften Geschmacks, und wegen der Art, wie er ihm so ganz anders die Glieder löste.
    So erging es allen Drakule: Wenn sie Käse oder Obst oder Gebäck aßen, oder jede andere Sorte von Essen, oder Wein zu sich nahmen, oder Bier, dann war das alles nur zum Vergnügen. Textur, Geschmack, Geruch. Eine Erinnerung an vergangene Genüsse aus ihren sterblichen Tagen, eine gesellige Angelegenheit. Aber überhaupt nicht notwendig.
    Er ließ den Brandy auf seiner Zunge ruhen, schwenkte ihn nachdenklich zusammen mit einer Myriade anderer Gefühle, die ihn bewegten, herum. Gelächter stieg auf einmal laut zu ihm hoch, es kam von einem der Balkone unter ihm. Ah, gut. Seine Gäste amüsierten sich also.
    Was konnte ein Mann sonst noch verlangen?
    Freunde, Geselligkeit, gesellschaftliche Verpflichtungen ... er war selten alleine. Er musste sich nie einsam fühlen.
    Und doch ... er hatte sich von seiner eigenen, verschwenderischen Feier davongeschlichen, um hier auf dem Dach des Hauses allein zu sein. Zitronen und Orangen in Blumentöpfen, umgeben von Leuchtern verströmten ihren Duft in der Brise. Ein langer Sims, auf den man Rosmarin und Thymian gepflanzt hatte, umsäumte die niedrigen Sträucher, die so duftend blühten. Es gab eine Bank, auf die er sich setzen konnte, wenn ihm der Sinn danach stand, und sogar eine kleine Feuerstelle, wenn er das dort sorgfältig gebundene Reisigbündel darin anzünden wollte. Ein fetter Käfer eilte an der Kante des Simses entlang, und Giordan zerquetschte ihn mit seinem Stiefel.
    Es war bedauerlich, dass er diesen Ort nur nach Einbruch der Dunkelheit aufsuchen konnte, denn er fragte sich oft, wie Paris wohl bei Tageslicht aussehen mochte. Wie die cremefarbenen Häuserzeilen und ihre spitzen

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