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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Küche von einem hellen Licht durchflutet, und beide zuckten erschreckt zusammen. Der Bewegungsmelder hatte die Außenleuchten aktiviert. Jeffrey trat ans Fenster und sah zur Einfahrt. War da gerade jemand ins Gebüsch gesprungen, oder bildete er sich das nur ein?
    »Hast du immer noch die Glock?«
    »Ja.«
    »Hol sie, schnell.«
    Lydia rannte ins Arbeitszimmer, tippte den Code für den Safe unter dem Schreibtisch ein und nahm eine schwere halbautomatische Pistole heraus. Daneben lag ein Revolver vom Kaliber .38, eine besonders bei Polizisten sehr beliebte Waffe, die zwar weniger Durchschlagkraft hatte, dafür aber verlässlicher war. Während ihrer Zeit in der FBI -Akademie hatte Lydia gelernt, mit beiden Waffen umzugehen, aber sie hatte sie außerhalb des Schießstandes nie benutzt. Die Glock lag gut in der Hand, fühlte sich kühl und schwer an. Lydia ging in die Küche zurück, wo Jeffrey das Licht ausgeschaltet hatte und aus dem Fenster spähte. Sie reichte ihm die Pistole.
    »Ist sie geladen?«
    »Natürlich.«
    »Bleib hier«, sagte er streng, weil er wusste, dass sie versuchen würde, ihm zu folgen.
    Mit gesenkter Pistole trat er auf die Einfahrt hinaus. Obwohl er nichts hörte, wusste er, dass da draußen jemand lauerte. Er ging zu der Baumreihe neben dem Haus und spähte angestrengt in die Dunkelheit, konnte jedoch zwischen den Stämmen nichts erkennen.
    »Siehst du etwas?«
    Er wirbelte herum, Lydia stand direkt hinter ihm. Sie trug keine Schuhe und hatte sich wegen der Kälte die Arme um den Leib geschlungen. Ein weniger erfahrener Schütze hätte vor Schreck die Waffe abgefeuert.
    »Um Gottes willen, Lydia, ich habe doch gesagt, du sollst im Haus bleiben.«
    »Auf gar keinen Fall lasse ich dich hier draußen allein.«
    Im nächsten Moment knackten Äste, und jemand rannte davon. Jeffrey nahm sofort die Verfolgung auf und jagte eine große, dunkle Gestalt durch den Wald. Der Eindringling war offenbar in Panik und stolperte unbeholfen über die Wurzeln, kam aber für einen Menschen von seiner Größe erstaunlich schnell voran. Der Abstand zwischen ihnen wuchs. Jeffrey lief noch schneller, während er mit einer heftigen Bewegung die Zweige beiseiteschob, die ihm ins Gesicht schlugen.
    »Jeffrey!«, rief Lydia ihm nach und stürzte ins Haus, um Schuhe anzuziehen und die zweite Waffe zu holen.
    »Stehen bleiben, du Penner!«, gellte Jeffreys Stimme durch die Nacht. Der Eindringling beschleunigte, aber Jeffrey hatte zu lange als Polizist gearbeitet, um einem flüchtigen Verdächtigen in den Rücken zu schießen.
    Auf einmal hatte er die Gestalt in der Dunkelheit aus den Augen verloren. Er blieb stehen und musste sich eingestehen, dass der Unbekannte ihm unerklärlicherweise entkommen war. Rätselhafte Geräusche erfüllten die Nacht. Die Sterne leuchteten hell, aber Jeffrey nahm nur sein eigenes Keuchen wahr. Er suchte die Umgebung vergeblich nach Hinweisen ab, er hatte seine Brille auf dem Küchentisch vergessen. In der Ferne versuchte jemand umständlich, einen stotternden Motor zu starten.
    Jeffrey steckte sich die Pistole in den Hosenbund und machte sich auf den Rückweg zum Haus. Er wusste nicht genau, wie weit er gelaufen war, und konnte zwischen den Bäumen keine Lichter mehr sehen. Die Baumstämme ringsum waren nur schemenhaft zu erkennen. Sein Herz klopfte, das Adrenalin schoss durch seine Adern. Die Anstrengung hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben, und er wischte ihn sich mit einer schnellen, aggressiven Geste ab.
    »Scheiße«, murmelte er.
    Er war zutiefst gekränkt, dass ihm der Eindringling entwischt war. Vor ein paar Jahren noch wäre ihm das nicht passiert. Wieder einmal wurde er an sein Alter erinnert. Wer war das gewesen? Einer der Jugendlichen, die laut Morrow so viel Ärger machten? Ein Einbrecher, ein Randalierer, ein Landstreicher? Aber noch während er die Möglichkeiten durchging, dämmerte ihm die Antwort. Der Fall, den er anfangs noch skeptisch betrachtet hatte, nahm langsam Formen an, so wie die Berge ringsum, als der Mond endlich hinter den Wolken hervortrat. Eine dunkle Vorahnung befiel ihn, eine vage Angst um Lydia.
    In der einsamen Dunkelheit wuchs seine Sorge. Wer hatte sich zwischen den Bäumen versteckt? Seit wann? Hatte er schon dort gelauert, als Lydia allein nach Hause gekommen war?
    Jeffrey verlangsamte seinen Schritt und tastete sich im Mondlicht voran, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bis er in der Ferne endlich die Außenleuchten entdeckte. Er

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