LYING GAME Und raus bist du
Alphatier zu sein. »Und noch was: Seit wann machen wir solche Sachen denn mit denen?« Sie deutete auf Gabriella und Lilianna, die verlegen den Blick senkten.
Madeline nestelte an dem Armband ihrer übergroßen Uhr herum. »Sei doch kein Hater. Es war eine spontane Idee. Ich habe Sutton gesehen und … einfach losgelegt.«
Charlotte machte einen winzigen Schritt auf Madeline zu und streckte ihre Brust heraus. »Wir haben die Regeln gemeinsam aufgestellt, wie du wissen müsstest. Oder unterbinden die engen Haarknoten Marke Ballettunterricht etwa die Blutzufuhr zu deinem Gehirn?«
Madelines Kinn zitterte einen Moment lang. Mit ihren großen Augen, den hohen Wangenknochen und den geschwungenen Lippen erinnerte sie Emma an eine Galionsfigur. Aber ihr fiel auf, dass Madeline langsam und unauffällig den neonpinken Kaninchenfuß an ihrem Schlüsselanhänger rieb, als hätte ihr auch alle Schönheit der Welt kein Glück gebracht.
»Immer noch besser als deine zu engen Jeans. Die schnüren die Blutzufuhr zu deinem Hintern ab«, schoss Madeline zurück.
Ich streckte die Hand nach ihr aus, aber meine Finger glitten durch ihre Haut hindurch. »Mads?«, rief ich. Dann berührte ich Charlotte an der Schulter. »Char?« Sie zuckte nicht einmal zusammen. Mir fiel nichts Neues zu ihnen ein. Ich wusste, dass ich diese Mädchen sehr gemocht hatte, aber ich wusste nicht mehr, warum eigentlich. Aber wie war es möglich, dass sie hier stehen und Emma für mich halten konnten? Wieso wussten sie nicht, dass ihre allerbeste Freundin tot war?
»Äh, Mädels …«, versuchte es Emma wieder und starrte über die breite Allee. Der Eingang zum Sabino Canyon leuchtete einladend im Licht des Sonnenuntergangs. »Ich muss dringend wohin.«
Madeline sah sie nachsichtig an. »Hallo? Zu Nishas Party vielleicht?« Sie hakte sich bei Emma unter und zerrte sie zu dem kleinen schmiedeeisernen Tor, das zum Hintergarten des Hauses führte, in dessen Einfahrt sie standen.
»Hör mal, ich weiß, dass du Beef mit Nisha hast, aber das ist die letzte Party vor dem Schulbeginn morgen. Und wo warst du eigentlich? Wir haben schon den ganzen Tag versucht, dich anzurufen. Und dann sitzt du vor dem Sabino und starrst in die Luft? Du sahst aus wie ein Zombie.«
»Es war gruselig«, meldete sich Lilianna zu Wort.
»Supergruselig«, stimmte Gabriella mit derselben Stimme zu. Dann griff sie in ihre Tasche und holte ein kleines Röhrchen Tabletten heraus. Sie öffnete es, schüttelte zwei Pillen auf ihre Handfläche und schob sie sich in den Mund. Dann spülte sie sie mit einem Schluck Cola Light runter.
Aha, ein Partygirl , dachte Emma.
Sie starrte die vier Mädchen an. Sollte sie ihnen sagen, wer sie wirklich war? Und wenn es gefährlich wurde? Plötzlich spürte sie, wie leicht ihre Schultern waren, und stellte fest, dass sie ihre Reisetasche bei der Fake-Entführung verloren hatte. Sie schaute über die Straße und sah, dass sie immer noch bei der Bank lag. Sie würde so bald als möglich hier abhauen und sie holen. Und falls Sutton doch noch auftauchte und die Tasche sah, wusste sie wenigstens, dass Emma wie verabredet hier gewesen war.
»Sekunde.« Emma blieb neben einem großen, blühenden Goldkugelkaktus stehen, befreite ihren Arm aus Madelines Klammergriff und zog ihr Telefon aus der Jackentasche – wenigstens lag das nicht auch in ihrem Armeeteil. Keine neuen Nachrichten. Sie schirmte das Display mit der Hand ab und tippte eine neue SMS an die Handynummer, die Sutton ihr gestern Abend in ihrer Facebook-Nachricht geschickt hatte: Deine Freundinnen haben mich gefunden. Ich bin bei einer Party im Haus gegenüber. Sie halten mich für dich, und ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll. Schick mir weitere Anweisungen, okay?
Emma tippte extrem schnell – sie hatte immer gewusst, dass ihr der dritte Platz beim Schnell- SMS -Wettbewerb in Vegas vor zwei Jahren irgendwann mal etwas nützen würde – und drückte auf Senden. So. Sutton konnte hier zu ihnen stoßen und die Verwechslung ein für allemal aufklären … oder Emma würde sie nach der Party treffen und solange eben so tun, als sei sie Sutton.
»Wem schreibst du?« Madeline beugte sich über Emmas Handy und versuchte, einen Blick aufs Display zu erhaschen. »Und warum benutzt du einen BlackBerry? Ich dachte, du hättest das Ding entsorgt?«
Emma schob ihr Telefon schnell in die Tasche und verbarg es vor Madelines neugierigen Blicken. Suttons Facebook-Posts kamen ihr in den Sinn. Sie richtete
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