LYING GAME Und raus bist du
sich auf und warf Madeline den gleichen neckischen Blick zu, den ihre Schwester in den YouTube-Videos eingesetzt hatte. »Das würdest du wohl gerne wissen, Miststück!«
Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, presste Emma die Lippen zusammen und zog erschrocken den Bauch ein. Sie wäre nicht minder erstaunt gewesen, wenn plötzlich ein Strauß Gänseblümchen aus ihrem Mund gefallen wäre. Solche Kommentare landeten in ihrer UR -Liste, nicht in ihren realen Gesprächen.
Madeline schniefte hochmütig. »Von mir aus, Dorfmatratze.«
Dann holte sie ihr iPhone. Auf der Rückseite klebte ein großer Aufkleber mit einer Ballerina und den Worten »Schwanensee-Mafia«. »Rückt zusammen!«
Alle nahmen sich in die Arme und grinsten. Madeline hielt das Handy hoch in die Luft und drückte den Auslöser. Emma stand am Rand der Gruppe und grinste kläglich.
Und dann gingen sie die Auffahrt entlang. Die Abendluft war deutlich kühler geworden, und Emma roch einen Holzkohlengrill, Zitronellakerzen und Zigaretten. Gabriella und Lilianna twitterten beim Laufen. Sie ließen den Haupteingang links liegen und gingen zu dem Steinweg, der seitlich am Haus entlangführte. Charlotte hielt Emma am Arm fest, sodass sie etwas zurückfielen.
»Bist du okay?« Charlotte zupfte die Flatterärmel ihres Kleids zurecht, damit sie ihre breiten BH -Träger verdeckten. Ihre Arme waren mit unzähligen Sommersprossen übersät.
»Mir geht’s gut«, sagte Emma leichthin, obwohl ihre Hände immer noch zitterten und ihr Herz heftig gegen ihre Rippen schlug.
»Wo ist denn Laurel?« Charlotte holte eine Tube Lipgloss aus ihrer Handtasche und schmierte sich die Lippen ein. »Ich dachte, du wolltest sie hierherfahren.«
Emmas schaute panisch hin und her. Laurel. Das war Suttons Schwester, richtig? Hätte sie nur ein Sutton-Wiki als App auf ihrem BlackBerry. »Äh …«
Charlotte riss die Augen auf. »Du hast sie schon wieder versetzt, stimmt’s?« Sie hielt Emma mit gespielter Strenge den Zeigefinger vors Gesicht. »Du böse, böse Schwester, du.«
Bevor Emma antworten konnte, betraten sie den Hintergarten.
Jem and hatte ein Transparent mit der Aufschrift »Tschü s, Sommer« vor ein lachsfarbenes Gartenhäuschen gehängt. Mädchen in fließenden Maxikleidern und Jungs in Lacoste-Polohemden standen auf der Veranda. Zwei muskulöse Typen mit tropfnassen »Hollier-Wasserpolo«-T - Shirts standen im Pool, auf den Schultern zwei dünne Mädchen in Bikinis, die versuchten, sich gegenseitig ins Wasser zu schubsen. Ein Mädchen mit lockigem Haar und langen Federohrringen lachte viel zu laut über das, was eine jüngere, attraktivere Version von Tiger Woods gerade zu ihr sagte.
Ein langer Tisch bog sich unter mexikanischen Hotdogs, vegetarischen Burritos, Sushi und Erdbeeren mit Schokoglasur. Auf einem zweiten Tisch standen Softdrinks, Fruchtpunsch und Ginger Ale. Und zwei große Krüge Gin und Tequila.
»Holla«, machte Emma unwillkürlich, als sie den Alkohol sah. Sie war keine große Trinkerin – Alex und sie hatten bei einem Twilight -Trinkspiel mal viel zu viel gebechert und danach abwechselnd in den Steingarten von Alex’ Mom gekotzt. Außerdem wusste sie nie so recht, wie sie sich auf Partys verhalten sollte. Sie war dann immer schüchtern und reserviert, das schräge Pflegekind ohne Zuhause.
»Irre, oder?«, murmelte Madeline und ging zu Emma. Auch ihr Blick ruhte auf dem Tisch. »Casa Banerjee ist seit dem Tod von Nishas Mom ziemlich den Bach runtergegangen. Ihr Dad beachtet sie so wenig, dass sie auch Crackpfeifen an die Gäste verteilen könnte, ohne dass er etwas sagen würde.«
Jemand berührte Emmas Arm. »Hi, Sutton«, rief ein großer, durchtrainierter Junge, der sicher Kapitän irgendeiner Mannschaft war. Emma lächelte breit. Ein zierliches, dunkelhaariges Mädchen winkte Emma vom Getränketisch bei den Flügeltüren aus zu. »Dein Kleid ist so hübsch«, gurrte sie. »Ist das von BCBG ?«
Emma spürte einen winzigen Anflug von Neid. Sutton hatte nicht nur eine Familie, sondern war auch unheimlich beliebt. Wieso hatte Emma ein so beschissenes Leben bekommen, während Suttons so großartig war?
Ich war mir nicht so sicher, ob sie zu Recht neidisch war. Schließlich lebte Emma noch, und ich war tot.
Weitere Kids liefen vorbei und grüßten Emma lächelnd.
Emma grinste, winkte und lachte. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin, die ihre treuen Untertanen begrüßt. Das fühlte sich befreiend an und machte sogar … Spaß!
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