LYING GAME Und raus bist du
Sie verstand jetzt, wieso es sogar sehr schüchterne Kids schafften, auf eine Schultheaterbühne zu gehen und dort ihre Hemmungen komplett zu verlieren.
»Da bist du ja«, brummte eine sexy Stimme in Emmas Ohr. Sie wirbelte herum und sah einen attraktiven blonden Jungen, der ein enges Polohemd und lange, khakigrüne Bermudas trug. Ein Facebook-Foto stieg vor ihrem inneren Auge auf: Garrett, Suttons Freund.
»Ich habe heute gar nichts von dir gehört.« Garrett reichte Emma einen roten Plastikbecher mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. »Ich habe angerufen und gesimst … wo warst du denn?«
»Ich bin doch hier!«, wollte ich schreien. Ich erinnerte mich an Küsse, an Händchenhalten, an Stehblues beim Abschlussball mit Garrett. Ich hörte deutlich die Worte: Ich liebe dich. Sehnsucht überwältigte mich. »Ach, hier und da«, antwortete Emma unverbindlich. »Aber wir sind ja auch nicht aneinander gefesselt, richtig?«, fügte sie freundlich hinzu und stupste Garrett in die Rippen. So etwas hatte Emma immer zu all ihren besitzergreifenden Freunden sagen wollen, die ihr nonstop SMS schickten und ausflippten, wenn sie nicht sofort antwortete. Außerdem klang es nach etwas, das auch Sutton sagen würde.
Garrett zog sie an sich und strich ihr übers Haar. »Gut, dass ich dich gefunden habe.« Seine Hand glitt von ihrem Haar zu ihrer Schulter und dann gefährlich nahe an ihre Brust.
»Äh …« Emma riss sich los.
Ich war ihr so dankbar dafür.
Garrett hob beschwichtigend die Hände. »Sorry, sorry.«
Dann vibrierte Emmas BlackBerry an ihrer Hüfte. Ihr Herz hüpfte. Sutton?
»Bin gleich wieder da«, sagte sie zu Garrett. Er nickte, und Emma drängte sich durch die Menschenmenge in Richtung des Hauses. Als Garrett sich abwandte und mit einem großen, asiatischen Jungen in einem W M -Trikot zu sprechen begann, duckte sich Emma und huschte zum Seiteneingang.
Sie drehte sich um und betrachtete die Party noch einmal. Da bemerkte sie, dass an dem großen Teakholztisch auf der Veranda jemand saß und sie anstarrte. Ein dunkelhaariges Mädchen mit großen Augen und fest zusammengepressten Lippen. Sie trug ein gelbes Wickelkleid und ein goldenes Armband am Bizeps. Es war Nisha aus Suttons Tennismannschaft. Dies war ihre Party. Sie starrte Emma an, als hätte sie sie am liebsten im Nacken gepackt und in hohem Bogen rausgeworfen.
Obwohl jede Faser von Emmas »Sei-nett-und-mach-k einen-Ärger«-Wesen ihr lächelnd zuwinken wollte, str affte sie die Schultern, dachte an Sutton und warf Nisha einen höhnischen Blick zu. Wut flackerte in Nishas Augen auf, und einen Augenblick später riss sie den Kopf zur Seite und schleuderte dem Mädchen neben ihr ihren Pferdeschwanz ins Gesicht.
Ich wurde wachsam. Nisha und ich hatten offensichtlich Ärger miteinander – und zwar großen Ärger.
Ich hatte nur keinen Schimmer, warum.
6 – Wer kann schon einem Grübler widerstehen?
Nishas Auffahrt war still und friedlich. Im Gebüsch zirpten Grillen, und die Luft fühlte sich auf Emmas nackter Haut angenehm kühl an. Blaues Fernsehlicht flackerte in dem Fenster eines benachbarten Hauses. Ein Hund bellte hinter einer Bruchsteinmauer. Emmas Puls ging allmählich wieder langsamer und sie ließ die Schultern fallen, die sie bis zu den Ohren hochgezogen hatte. Sie starrte auf das Display ihres BlackBerry. Die SMS war von Clarice. Hab deine Nachricht bekommen. Alles okay? Melde dich, falls du was brauchst.
Emma löschte die SMS und schaute noch einmal in i hren Posteingang. Keine neuen Nachrichten. Dann sch aute sie über die breite Straße. Ein Flutlicht erleuchtete den Sabino-Canyon-Parkplatz. Emma schluckte schwer. Die Bank war jetzt leer. Hatte jemand ihre Tasche geklaut? Wo war Sutton? Und was sollte sie tun, wenn die Party vorbei war? Ihr Geldbeutel war in der Tasche gewesen, und jetzt hatte sie weder Geld noch ihren Ausweis bei sich.
Sie hörte, wie irgendetwas wo langstreifte, und drehte sich wieder zu Nishas Haus um. Die Auffahrt war leer. Dann hörte sie das Knacken und Zischen, mit dem man eine Getränkedose öffnet. Emma wirbelte wieder herum. Eine Gestalt stand auf der Vorderveranda des Hauses nebenan. Neben dem Typen sah sie ein großes Teleskop, aber er starrte Emma direkt in die Augen.
Sie wich zurück. »Oh. Sorry.«
Er machte einen Schritt nach vorne, und Licht fiel auf seine markanten Wangenknochen. Emma betrachtete seine runden Augen, seine dichten Augenbrauen und sein kurz geschnittenes Haar. Sein Mund war zu
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