Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shepard Sara
Vom Netzwerk:
einer schmalen Linie zusammengepresst, die »Hau ab« zu bedeuten schien. Er war nachlässiger gekleidet als die Jungs auf der Party und trug zu seinen fransigen Wanderhosen ein löchriges, graues T-Shirt, das sich an die Konturen seines muskulösen Oberkörpers schmiegte.
    Ich kannte ihn, aber – eigentlich müsste ich mich inzwischen daran gewöhnt haben – ich wusste nicht, woher.
    Ein Kichern ertönte aus Nishas Garten. Emma schaute über ihre Schulter, dann wieder auf den Jungen. Seine mürrische Haltung interessierte sie, und auch, dass ihm die Party nebenan völlig egal zu sein schien. Sie hatte schon immer ein Faible für Grübler gehabt. »Warum bist du nicht auf der Party?«, fragte sie.
    Der Typ starrte sie nur stumm an, mit Augen wie riesigen Monden.
    Emma ging den Gehweg entlang, bis sie direkt vor seinem Haus stand. »Was siehst du dir an?« Sie deutete auf das Teleskop.
    Er blinzelte nicht einmal. »Die Venus?«, riet Emma. »Den großen Wagen?«
    Ein kleiner Laut entrang sich seiner Kehle, er strich sich über den Nacken und wendete sich ab. Entnervt drehte sich Emma auf dem Absatz um. »Bitte«, sagte sie und versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen. »Dann häng eben allein im Dunkeln rum. Mir doch egal.«
    »Die Perseiden, Sutton.«
    Emma drehte sich wieder zu ihm um. Er kannte Sutton also auch.
    »Was sind die Perseiden?«, fragte sie.
    Er packte das Verandageländer mit beiden Händen. »Ein Meteorschauer.«
    Emma ging zu der Veranda. »Darf ich mal sehen?«
    Der Junge blieb bewegungslos stehen, während Emma auf ihn zukam. Sein Haus war ein kleiner, sandfarbener Bungalow mit einem Carport anstatt einer Garage. Ein paar Kakteen säumten den Garten. Aus der Nähe roch er nach Malzbier. Das Verandalicht schien ihm ins Gesicht und enthüllte seine leuchtend blauen Augen. Ein Teller mit einem halb gegessenen Sandwich stand auf der Hollywoodschaukel, auf dem Boden lagen zwei in Leder gebundene Bücher. Auf dem abgegriffenen Einband des oberen stand Gesammelte Lyrik von William Carlos Williams . Emma hatte noch nie einen süßen Typen getroffen, der Gedichte las – zumindest noch keinen, der es zugegeben hatte.
    Endlich schaute er nach unten, stellte die Linse des Teleskops auf Emmas Größe ein und machte ihr den Weg frei. Emma hielt ihr Auge an das Okular. »Seit wann bist du denn Hobby-Astronomin?«, fragte er.
    »Bin ich gar nicht.« Emma richtete das Teleskop auf den riesigen Vollmond. »Ich gebe den Sternen selbst Namen.«
    »Ehrlich? Zum Beispiel?«
    Emma spielte mit der kleinen Linsenschutzkappe, die an einer schwarzen Schnur vom Okular hing. »Na ja, zum Beispiel den Miststück-Stern. Dort ist er.« Sie deutete auf einen kleinen, flackernden Stern direkt über dem Dach. Vor ein paar Jahren hatte sie ihn nach Maria Rowan benannt, einer Klassenkameradin im siebten Schuljahr, die im Spanischunterricht Limonade unter Emmas Pult verschüttet und dann behauptet hatte, Emma hätte eingepinkelt. Sie hatte es sogar ins Spanische übersetzt: incontinencia. Emma hatte davon geträumt, Maria an eine Rakete zu binden und sie in den Himmel zu schießen, genau wie die griechischen Götter, die ihre Kinder bis in alle Ewigkeit in die Unterwelt verbannten.
    Der Typ gab ein heiseres Lachen von sich. »Ehrlich gesagt gehört dein Miststück-Stern zu Orions Gürtel.«
    Emma presste gespielt schockiert ihre Hand auf die Brust. »Redest du mit allen Mädchen so?«
    Er kam ein bisschen näher und ihre Arme berührten sich beinahe. Emma hüpfte das Herz in die Kehle. Dies alles war so mühelos. Einen Moment lang dachte sie an Carter Hayes, den Kapitän der Basketballmannschaft der Henderson-Highschool, den sie wochenlang aus der Ferne angehimmelt hatte. Sie hatte sich dauernd lustige Flirt-Sprüche für ihn ausgedacht und sie in ihrer Flirt-Liste festgehalten, aber jedes Mal, wenn sie mit ihm allein war, redete sie aus irgendwelchen Gründen plötzlich nur noch über American Idol . Dabei mochte sie American Idol gar nicht.
    Der Junge schaute wieder zum Himmel hinauf. »Vielleicht sind ja die anderen Sterne, die Orion an seinem Gürtel trägt, der Lügnerin-Stern und der Verräterin-Stern. Drei unartige Mädchen, die an ihren Haaren in Orions Höhle gezerrt worden sind.« Er schaute sie vielsagend an.
    Emma lehnte sich an das Geländer. Offenbar hatten seine Worte eine verborgene Bedeutung, die sie unmöglich erraten konnte. »Offenbar hast du lange darüber nachgedacht.«
    »Möglich.« Er hatte die

Weitere Kostenlose Bücher